Robert, hinter Dir liegt eine lange Winterpause ohne F1-Tests - dafür mit einem geheimen ChampCar-Test. Hast Du Dich gut erholt? Und was war das für ein riesiger Monsterfisch, den wir auf Deinen Urlaubsbildern gesehen haben? War der nicht gefährlich?
Robert Doornbos: Ich habe die letzten Monate genossen und die Zeit genutzt, mich mit meiner Familie und Freunden zu treffen und Urlaub zu machen. Obwohl ich im Dezember nicht getestet habe, war ich hundertprozentig auf die F1 konzentriert, da wir unsere Verhandlungen für 2007 noch beenden mussten. Allerdings war auch der ChampCar-Test mit Forsythe sehr interessant. Zwischendrin war ich mit meiner Freundin Machteld im Urlaub auf den Malediven. Dort bin ich unter anderem Tauchen gegangen. Aber ich hoffe, dass der Fisch auf dem Bild mehr Angst vor mir hatte als ich vor ihm!

Robert freut sich auf die kommenden Aufgaben., Foto: Red Bull/GEPA
Robert freut sich auf die kommenden Aufgaben., Foto: Red Bull/GEPA

In diesem Jahr bist Du wieder Testfahrer für Red Bull Racing. Leider gibt es kein drittes Auto mehr am Freitag. Wirst Du diese Möglichkeit vermissen?
Robert Doornbos: Ich werde natürlich nicht mehr wie im letzten Jahr an allen Freitagen für das Team fahren können, da sich die Regeln verändert haben. David und Mark möchten so viel wie möglich im Auto sitzen und dafür kann ich sie nicht verurteilen. An ihrer Stelle würde ich mich genauso verhalten! Also wird vieles davon abhängen, wie viel David und Mark am Freitag zu erledigen haben und auch davon, ob ich ein ChampCar-Cockpit erhalte. Vielleicht darf ich trotzdem ein paar Mal ran. Das Team hat sich noch nicht entschieden.

Als einziges Team scheint BMW Sauber die Freitagsrolle von Sebastian Vettel bereits durchdacht und festgelegt zu haben. Ist das kein Nachteil für die Stammfahrer?
Robert Doornbos: Es ist schwer zu sagen. Es hängt wahrscheinlich von den Zielen des Teams ab. Wenn ein Team einem seiner Junioren mehr Kilometer und Erfahrung verschaffen möchte, dann macht es Sinn. Meine Situation ist anders: Ich bin in den letzten zwei, drei Jahren auf allen Strecken gefahren - bei Rennen oder Tests. Deshalb habe ich genügend Erfahrung. Für RBR ist es wichtiger einen erfahrenen Ersatzfahrer zu haben, sollten Mark oder DC einmal ausfallen. Außerdem kann ich dem Team auch wertvolle Informationen und eine "zweite Meinung" geben, ohne dass ich an allen 17 Freitagen fahre.

Du warst beim Roll-Out des neuen RB3 in Barcelona. Bei den Präsentationen sagen alle Fahrer, dass sie ihr neues Auto lieben - was sollten sie auch sonst sagen? Aber was kann man wirklich über ein Auto sagen, bevor man es gefahren ist? Wie genau sind die Daten von den Prüfständen, aus dem Windkanal und den Computersimulationen?
Robert Doornbos: Adrian begann im letzten Jahr mit der Arbeit am RB3 und hat sein Bestes gegeben, das Auto in allen Bereichen zu verbessern. Das gilt für die Aerodynamik, den mechanischen Grip, weniger Luftwiderstand etc. Zum Beispiel zeigen die Daten aus unserem Windkanal, dass der RB3 aerodynamisch so viel effektiver ist, dass wir allein durch sein Design rund 12 km/h zusätzlichen Top-Speed gewinnen. Und das noch ohne den Unterschied, den unser neuer Renault-Motor zum letztjährigen Ferrari-Motor ausmachen wird. Das ist doch unglaublich, oder? Aber natürlich heißt es jetzt erst einmal auf die Strecke zu gehen und zu sehen, wie es da draußen wirklich läuft!

Robert blickt der Zukunft positiv entgegen., Foto: Red Bull/GEPA
Robert blickt der Zukunft positiv entgegen., Foto: Red Bull/GEPA

Im letzten Jahr hast Du ein kurzes Comeback als Einsatzfahrer feiern dürfen. In diesem Jahr bist Du wieder da, wo Du angefangen hast: ein Testfahrer. Hast Du das Gefühl, dass Du Dein Ziel, ein Renncockpit zu bekommen, verfehlt hast? Bist Du mit Deiner Situation unzufrieden? Gar enttäuscht?
Robert Doornbos: Nein, ganz im Gegenteil. Als ich im letzten Jahr bei RBR als Test- und Ersatzfahrer unterschrieben habe, erwartete ich nicht an drei Grand Prix teilzunehmen, in deren Verlauf ich DC ebenbürtig war und ihn sogar geschlagen habe. Das Team und alle bei Red Bull in Österreich waren begeistert von meiner Leistung während des Jahres und ganz besonders in diesen drei Rennen. Deshalb haben sie mir einen sehr guten Vertrag für 2007 angeboten. Da die Renncockpits für die Saison 2007 bereits an David und Mark vergeben waren, konnte das Team mir keinen Platz mehr anbieten. Aber sie unterstützen mich auf meiner Suche nach einem wettbewerbsfähigen Cockpit in den USA. Ich bin also nicht enttäuscht. Ich bin ein fester Bestandteil der Red Bull-Familie und stolz darauf!

Du willst in diesem Jahr wieder Rennen fahren, weil es schon zu lange her ist, dass Du Champagner verspritzen durftest. Wie gut stehen die Chancen für ein ChampCar-Cockpit?
Robert Doornbos: Ziemlich gut, würde ich sagen. Ich möchte aber nur dort fahren, wenn ich eine Chance auf Siege und vielleicht sogar den Titel habe. Das liegt auch im Interesse von Red Bull, darin unterstützen sie mich. Ich verhandle mit einigen Teams und habe schon für zwei getestet. Wenn ich ein gutes Umfeld finde, also ein gutes Team mit einem guten Ingenieur und ausreichend Budget, dann werde ich die Chance sicher ergreifen!

Du hast schon zweimal mit einem ChampCar getestet. Einmal im letzten Jahr mit dem alten Auto und einmal mit dem neuen DP01 für das Team für Paul Stoddart. Was ist der Unterschied zwischen dem alten und neuen ChampCar? Und wie unterscheiden sie sich von einem F1-Auto?
Robert Doornbos: Sie lassen sich nicht vergleichen, da sich so viele Dinge geändert haben. Der neue Panoz ist ein moderneres Rennauto, das immer noch jede Menge PS hat. Es gibt auch viele Unterschiede zu einem F1-Auto, aber ich muss noch mehr Erfahrung damit sammeln, damit ich sie richtig vergleichen kann. Bei meinem letzten Test hatten wir noch einige Kinderkrankheiten, weswegen ein Urteil nicht ganz fair wäre...