Das Saisonziel: Erfahrung & Punkte sammeln.

Die Ausbeute: 5. WM-Platz - 36 Punkte

Die Bilanz - Auto & Team: Beim Fahrzeug-Launch des F1.06 in Valencia schepperte es zu Jahresbeginn an allen Enden. Damals scherzten wir noch: Dann kann ja gar nichts mehr schief gehen, Scherben bringen ja bekanntlich Glück. Genauso so sollte es kommen: Das "neue" BMW Sauber Team durfte feiern, Toyota stand beim Saisonfinale in Brasilien vor dem Scherbenhaufen zweier ausgefallener Autos und dem damit verlorenen Kampf um WM-Rang 5.

Nick hatte zwei harte Teamkollegen zu knacken., Foto: Sutton
Nick hatte zwei harte Teamkollegen zu knacken., Foto: Sutton

Aber beginnen wir von vorne: Ein neuer Teambesitzer, ein neuer Teamname, eine neue Lackierung, viele neue Mitarbeiter und Baumaßnahmen in der Schweizer Heimat - in Hinwil wehte auch außerhalb des Windkanals ein frischer Wind. All das fügte sich aber schneller als angenommen zu einer schlagkräftigen Truppe zusammen, die in ihrer "Debütsaison" unter diesem Namen und in dieser Zusammensetzung eine starke Performance ablieferte. Aus WM-Rang 8 als Sauber Petronas im Vorjahr wurde WM-Rang 5 als BMW Sauber.

Die Highlights waren natürlich die beiden Podestplätze von Nick Heidfeld in Ungarn und Robert Kubica in Italien. In Monza waren die weiß-blauen Renner sogar so stark, dass sie es teilweise mit den Spitzenteams aufnehmen konnten, das spezielle Low-Downforce-Paket war ein voller Erfolg. Aber wo Erfolge sind, da gibt es auch Tiefschläge. Damit sind aber noch nicht einmal die insgesamt sechs Nullrunden dieser Saison gemeint, sondern vielmehr der unrühmliche Fahrerwechsel von Jacques Villeneuve zu Robert Kubica. Vom Kopfschmerztheater abgesehen, bot BMW Sauber jedoch eine viel versprechende erste Saison, deren Leistungen sie nun im zweiten Jahr bestätigen müssen.

Die Bilanz - Fahrer: Nick Heidfeld stand lange als Wunschfahrer von BMW fest. Bei der Nummer 2 ließen sich die Verantwortlichen viel Zeit, bis sie Jacques Villeneuves Zuversicht bestätigten und ihm das zweite Einsatzcockpit gaben. Der Saisonstart des Kanadiers sollte ihnen jedoch Recht geben: Sechs Punkte aus den ersten fünf Rennen bedeuteten einen Gleichstand mit dem zuvor als überlegen angesehenen Teamkollegen.

An Kreativität und Einfällen fehlte es BMW nicht., Foto: Sutton
An Kreativität und Einfällen fehlte es BMW nicht., Foto: Sutton

Zwar hatte Heidfeld in der ersten Saisonhälfte die Oberhand gegen seinen Teampartner, aber Villeneuves Leistungen waren viel besser als erwartet - der Ex-Weltmeister bewies seinen Kritikern, dass er das Autofahren nicht verlernt hat. Doch dann kamen die Unfälle in Kanada und Hockenheim.

Da BMW Sauber seine Optionen für 2007 evaluieren und Robert Kubica einen Renneinsatz geben wollte, trennten sich die Wege von Villeneuve und BMW rund um den Ungarn GP. Eine Entscheidung die auf beiden Seiten nachzuvollziehen war: Villeneuve wollte keinen Shoot-Out gegen einen Rookie bestreiten und BMW wollte wissen, was der gepriesene Jungstar unter dem Druck eines Rennwochenendes zu leisten im Stande war. Schwerer wogen die Beteuerungen von Mario Theissen & Co, dass Villeneuve wegen Kopfschmerzen nach dem Hockenheim-Unfall nicht im Cockpit sitze, wobei sich die Weiß-Blauen in den ein oder anderen Widerspruch verstrickten. Für Villeneuve war es übrigens der zweite vorzeitige Abgang in Folge - wenn wir das kurze Gastspiel bei Renault außen vor lassen. Bei seinem Abschied von British American Racing krachte es mit Teamchef David Richards aber viel lauter...

Robert Kubica wusste seine Chance als Villeneuve-Ersatz zu nutzen. Nach einer starken ersten Saisonhälfte als Freitagstester, konnte er das Formhoch seines Teams in Monza nutzen und bei seinem erst dritten F1-Rennen direkt auf das Podium fahren. Allerdings wurde dieses Ergebnis vom Wirbel um Michael Schumachers Rücktrittsankündigung weitestgehend überschattet.

Robert Kubica war eine von zwei BMW-Entdeckungen der Saison., Foto: Sutton
Robert Kubica war eine von zwei BMW-Entdeckungen der Saison., Foto: Sutton

Das BMW-Teamduell nahm mit dem Fahrerwechsel ebenfalls an Schwung und Brisanz auf - mehrfach wurden Funksprüche des Teams an beide Fahrer abgefangen und in verschiedene Richtungen gedeutet. Zwar behielt Nick Heidfeld auch gegen Kubica die Oberhand, aber die Zweikämpfe auf der Strecke wurden, wie beim Finale in Brasilien gesehen, immer härter.

Der Vierte im weiß-blauen Bunde war quasi eine Mischung aus Heidfeld und Kubica, also ein deutscher Newcomer. Wie Kubica wird auch Sebastian Vettel eine große Zukunft vorausgesagt. Sein Ziel den Titel in der Formel 3 EuroSeries zu gewinnen, verfehlte er, aber das Jahr 2006 war für Vettel dennoch ein Riesenerfolg. Schon an seinem ersten F1-Freitag fuhr er im 2. Freien Training in Istanbul Bestzeit! Auch danach folgten weitere Tagesbestzeiten sowie absolut fehlerlose Vorstellungen. In allen Freien Trainings und privaten Testfahrten erlaubte er sich gerade einmal einen Dreher. Der einzige erlaubte Kritikpunkt ist, dass seine Bilanz in der F3 einige Risse aufwies, dort beging er am Limit fahrend ein paar mehr Fehler. Vielleicht sind die modernen F1-Autos im Grenzbereich wirklich einfacher zu beherrschen...

Saisonziel erreicht? Ja, sogar übererfüllt.