Das Saisonziel: Dabei sein

Die Ausbeute: 11. WM-Platz - 0 Punkte

Die Bilanz - Auto & Team: Bevor wir die erste Saison der japanischen Hinterbänkler unter die Lupe nehmen, gilt es eines zu bedenken: Vor genau einem Jahr existierte noch gar kein Super Aguri F1 Team. Innerhalb weniger Monate stampften Aguri Suzuki und Daniele Audetto ein Rennteam aus dem Boden der alten Arrows-Fabrik in Leafield. Den Motor beschaffte man sich bei den Landsleuten von Honda, die mit Takuma Sato auch gleich den ersten Fahrer beisteuerten, die Autos kaufte man aus Paul Stoddarts Privatsammlung, die Reifen kamen von Bridgestone und der olympische Gedanke lebte nirgends mehr als bei den Weißen.

Takuma Sato fand bei Super Aguri Unterschlupf., Foto: Sutton
Takuma Sato fand bei Super Aguri Unterschlupf., Foto: Sutton

Der Wettlauf gegen die Zeit hatte begonnen. Bis zum Saisonbeginn blieb kaum Zeit zum Testen, ein paar hundert Kilometer mussten ausreichen. Die Ex-Arrows-Autos hatten bereits vor ihrem ersten Rennen unter der Super Aguri-Flagge vier Jahre auf dem Buckel und von Konkurrenzfähigkeit seit jener Zeit nichts mehr gehört. Die erhoffte Hilfe vom Werksteam blieb aus: Kundenchassis waren seitens der FIA verboten und die Mannen von Nick Fry hatten mit ihrem eigenen Auto genügend Probleme. Umso erfreulicher waren die Fortschritte der kleinen Super Aguri-Truppe, die zur Saisonmitte mit dem SA06 ein rundum erneuertes Auto präsentierte. Allerdings immer noch keinen Eigenbau, auch der SA06 basierte wie der SA05 auf dem ehemaligen Arrows-Oldtimer.

Eigentlich sollte der SA06 schon beim Europa-Auftakt in Imola fahren, aber dafür fehlten sowohl die Ressourcen als auch die Zeit. Der Lohn für die tapferen Ingenieure und Techniker: Statt teure Leute einzukaufen, wurden sie nach einigen Monaten intern befördert. Den erhofften Sprung von mehreren Sekunden brachte der SA06 erwartungsgemäß nicht, aber gegen Ende konnten die Japaner mit einigen Überraschungserfolgen glänzen - zumindest auf ihrem Level am Ende des Feldes. Der Kampf gegen Spyker, Toro Rosso und Red Bull hatte sehr zur Freude der vielen japanischen Anhänger begonnen.

Super Aguri ist auf dem richtigen Weg., Foto: Sutton
Super Aguri ist auf dem richtigen Weg., Foto: Sutton

Die Bilanz - Fahrer: Schon in der ersten Saison hatte Super Aguri zwei Autos, da durfte man bei den Fahrern nicht nachstehen: gleich vier Piloten schickte Aguri Suzuki in die 18 Rennen. Den Anfang machte das japanische Duo Takuma Sato und Yuji Ide; schließlich versteht man sich als japanisches Nationalteam mit japanischen Reifen, japanischem Motor und japanischen Fahrern.

Mit gerade einmal genügend Testkilometern um seine Superlizenz zu erhalten, begann das Abenteuer Formel 1 für Yuji Ide. Aber nicht nur das Fahren des Boliden, auch die F1-Welt mit ihrer ihm weitestgehend fremden Sprache und ungewohnten Atmosphäre machte dem Japaner zu schaffen. Nach dem Europa-Auftakt in Imola war Schluss: Nur an vier Rennwochenenden durfte Ide seine Ukyo Katayama-Gedächtnisdreher fabrizieren. Danach entzog die FIA ihm die Superlizenz und empfahl dem Team einen anderen Piloten einzusetzen. An die Stelle des überforderten und vom Material als Rookie keineswegs begünstigten Ide trat der testerfahrene Franzose Franck Montagny.

Für ihn muss es der Schock seiner F1-Karriere gewesen sein: Endlich durfte er mehr als nur testen, endlich durfte er Rennen fahren. Aber er stieg vom Weltmeisterauto des Vorjahres, dem Renault R25, in einen vier Jahre alten, lange Zeit eingemotteten Ex-Arrows namens SA05; da konnte selbst der hoch gelobte Franzose keine Wunder vollbringen. Nichtsdestotrotz sagen nicht wenige, dass Montagny wohl der beste Fahrer im Super Aguri-Quartett des Jahrgangs 2006 gewesen ist. Nach sechs Einsätzen musste er aber nach seinem Heimrennen in Magny Cours das Cockpit für einen weiteren Japaner räumen: Sakon Yamamoto übernahm das zweite Cockpit des mittlerweile fertig gestellten SA06.

Die japanische Hoffnung: der SA06., Foto: Sutton
Die japanische Hoffnung: der SA06., Foto: Sutton

Yamamoto war im Gegensatz zu Ide kein Unbekannter: Er durfte bereits einen Einsatz als Freitagstester für das Jordan-Team absolvieren, fiel bei den Tests vorher aber vor allem dadurch auf, dass er sich über die immensen Kräfte und Geschwindigkeiten beklagte. Als Freitagstester an der Seite von Sato und Montagny konnte er 2006 weitere Erfahrungen sammeln, die ihm bei seinem Renndebüt halfen. Für ihn wäre es vielleicht besser gewesen die Saison als Freitagstester zu beenden, die Strecken zu lernen und sich auf ein Debüt 2007 vorzubereiten, aber auch so schlug er sich wacker; auch wenn er erst in seinem fünften Grand Prix die Zielflagge zu Gesicht bekam.

Takuma Sato schleppte den SA05 hingegen schon bei dessen Renndebüt in Bahrain ins Ziel. Wunderdinge konnte aber auch der beste Japaner der F1-Geschichte nicht vollbringen - dafür war sein Auto das gesamte Jahr über zu langsam. So blieb der 10. Platz vom Saisonfinale in Brasilien das beste Ergebnis der Saison, wobei dieser 10. Platz beinahe schon einem solchen Wunder gleichkam. Ansonsten blickte zwischendurch immer wieder einmal der bekannte Taku San, der aggressive, wilde, unberechenbare Pilot durch, der gerne einmal in knifflige Situationen verwickelt ist. Am härtesten bekam dies Nick Heidfeld in China zu spüren, als sich Sato zurückrundete und dem Mönchengladbacher in der letzten Kurve im Weg stand. Die Folgen sind bekannt: Barrichello fuhr Heidfeld ins Heck, der Deutsche fiel von Platz 4 auf Platz 7 zurück und stauchte danach den falschen Super Aguri-Japaner zusammen. Auch das gehörte zur ersten Formel 1-Saison des Teams.

Saisonziel erreicht? Ja, das Lehrjahr (fast) schadlos überstanden.