Wie zuversichtlich fühlen Sie sich jetzt?
Denis Chevrier: Es ist schwierig, angemessene Zuversicht zu bekommen. Wir hatten jedenfalls nur ein paar Runden, auf einer Strecke, die trocken wurde. Nicht völlig trocken, aber trockener. In diesen Bedingungen waren wir jedenfalls konkurrenzfähig. Da ist ein Auto, Reifen und was noch - wir setzen es auf die Strecke, bringen ein paar Runden zusammen und sind in den Top Fünf. Wir können also bestätigen, dass sobald wir das Auto mit einem Basis-Setup auf der Strecke haben, wir mit der Performance dabei sind. Das zeigt, dass wir Ferrari herausfordern werden können. Werden wir ein bisschen besser sein oder ein bisschen zurück? An diesem Punkt, mit nur fünf Runden und ohne Anpassung des Setup ist es fast unmöglich, das zu wissen.

Glauben Sie, sie haben wegen der kurzen Abstimmungszeit aufgrund der Wetterbedingungen einen Nachteil oder ist es für alle gleich?
Denis Chevrier: Ich denke, es ist für alle gleich. Ich glaube, in dieser Phase der Saison haben Ferrari und Renault viel Wissen über die Autos. Von daher können wir aufgrund der wenigen Runden, die wir gefahren sind, ein Programm für morgen aufbauen, um zu testen und Verbesserungen zu erzielen. Da werden die Informationen natürlich zwischen den Fahrern ausgetauscht. Sollte es am Morgen trocken sein, dann hätten wir ein passendes Programm, um zu Mittag das Beste aus dem Auto herausgeholt zu haben.

Die Autos sind der technische Faktor. Wie wichtig ist der psychologische Faktor an diesem Punkt in der Meisterschaft?
Denis Chevrier: Es ist immer wichtig, Selbstvertrauen aufzubauen und sich auf das Wichtige zu konzentrieren. An diesem Punkt hat es wegen des Rennens in China ein paar Enttäuschungen gegeben, aber von einem rein technischen und sportlichen Blickpunkt aus gesehen, haben wir bewiesen, dass wir Auto und Fahrer haben, damit wir um den Sieg mitfahren können. Es sind also noch zwei Rennen, wir arbeiten in guter Beziehung und mit gutem Gefühl zusammen. Psychologisch ist es gut, diesen gemeinsamen Wunsch nach dem Sieg zu haben. Wir haben nämlich eine fast einzigartige Gelegenheit, um Weltmeister zu werden. Es gibt Teams, die Jahre kämpfen und nie solche Situationen haben werden. Wir sind in dieser Situation und empfinden sie als etwas sehr wichtiges in unserer Formel-1-Tätigkeit, also müssen wir sicherstellen, dass wir hier nichts verschwenden.

Sie sind einer der engsten Freunde von Fernando in der Mannschaft. Wie sehr haben seine Erklärungen ihrer Meinung nach der Beziehung mit dem Team geschadet oder haben sie vielleicht sogar Energie freigesetzt?
Denis Chevrier: Ich glaube, sie haben im Team gar nichts verändert. Ich denke, es gibt einen Teil der Erklärungen, den das Team selbst nicht wirklich kennt. Denn das Team liest keine spanischen Zeitungen oder Zeitungen, die in ihren Kommentaren etwas extremer sind, als jene weltweiten Zeitungen, die wir lesen und mit deren Journalisten wir im Paddock reden können. Wir haben daher nur einen begrenzten Blick über das Ganze. Wir reden weiter mit Fernando, um weiter eine gute Beziehung mit ihm zu haben. Wir wissen, er ist sehr stark und hat viel technisches Verständnis und ist auch ein guter Mensch und das ändert sich nicht. Wir wissen, dass wir froh und glücklich sein können, zu diesem Zeitpunkt des Jahres, um den Titel zu kämpfen und das ist etwas Gutes. In zwei oder drei Jahren werden wir uns daran erinnern, wie glücklich wir waren, dass wir die Chance hatten, Weltmeister zu werden. Wir wissen, dass man eine solche Situation für Jahre nicht haben kann. Wir sind da, um Weltmeister zu werden, wir bündeln alle unsere Anstrengungen und so sehr, wie Fernando gewinnen will, wissen wir, dass wenn wir ein gutes Auto hinstellen, Fernando damit gewinnen wird.

Können Sie einige der Dinge, die er gesagt hat nachvollziehen. Dass er sich beispielsweise alleine gelassen gefühlt hat und vom Team im Stich gelassen wurde.
Denis Chevrier: Ja, das ist leicht zu verstehen. Die Fahrersituation ist manchmal recht eigen. Er ist ja auch alleine im Auto. Wenn die Dinge also schief laufen, wie im zweiten Stint in Shanghai, dann ist er ganz alleine. Niemand in der Box konnte ihm helfen, weil er Probleme mit den Reifen hatte und mit dem Auto kämpfen musste. Er war der einzige, der kämpfen konnte. In dieser Phase fühlte er sich sicher alleine. Ich denke, irgendwann ist jeder Champion auf sich gestellt. Manchmal ist er auch mit seinen Glücksgefühlen alleine, weil er das mit niemandem Teilen kann und manchmal ist er alleine, da ihn niemand bei den schlimmen Momenten unterstützen kann.

Können Sie, als jemand, der ihm recht nahe steht, ihm in so einer Situation wie jetzt helfen?
Denis Chevrier: Ich denke, wenn man eine wirklich gute Beziehung hat, dann muss man da nicht viel sagen, man muss nur der Gleiche bleiben. Mit nur ein paar Worten oder Sätzen oder wie man mit jemandem umgeht kann man jemandem zeigen, dass er Leute um sich hat, die nicht irgendwas verschlimmern wollen, sondern die auf das Wichtige konzentriert sind und ihn unterstützen. Das sind Dinge, die man nicht sagen muss, sondern die man einfach spürt.