Es ist schwer, an diesem Tag etwas zu schreiben, in dem alleine schon wegen des Titels Michael Schumacher vorkommt und die Geschichte dann nicht um den Herren in rot kreisen zu lassen. Immerhin hat er doch das Rennen in Monza gewonnen und ganz Italien in ein Meer von roten Verrückten verwandelt. Sonst war ja nichts, oder? Ist ja auch egal, also die roten Verrückten, genau.

Irgendwie mussten an diesem Rennsonntag alle rot sehen, das fing schon bei Michael Schumacher an. Nicht nur, dass er in einem roten Auto saß, er hatte auch noch einen roten Overall an und als er ganz oben auf dem Siegespodest stand, waren unter ihm auch fast alle rot gekleidet. Schließlich schaute er dann bei der Pressekonferenz auch noch in die Kamera mit dem roten Licht oben drauf. Was er da gesagt hat? Unwichtig, Pressekonferenzen werden ohnehin überbewertet.

Nick Heidfeld hatte rot im Rückspiegel, Foto: Sutton
Nick Heidfeld hatte rot im Rückspiegel, Foto: Sutton

"Das war ein unglaublicher Sieg für unsere Fans und es war ein genauso unglaubliches Gefühl, zusammen mit Jean auf dem Podium zu stehen. Von da oben konnten wir ein Meer aus Fans sehen - man konnte die Liebe für Ferrari praktisch spüren!", sagte Schumacher irgendwann nachher. Damit wäre zumindest die Bestätigung erfolgt, dass er auf dem Podium recht viel rot gesehen haben dürfte.

Nick Heidfeld wollte es vermeiden rot zu sehen, obwohl er allen Grund dazu gehabt hätte. "Ich bin in die Boxengasse gefahren, als die Hinterräder blockierten. Für solche Situationen gibt es ein System, welches das Auto in Neutralstellung bringt. Dafür musste ich die Kupplung ziehen, um die Kontrolle über das Auto zurückzubekommen und plötzlich war ich aus dem Pitlane-Speed-Limiter raus", erzählte er über die Situation, die ihm fast die rote Karte der Stewards einbrachte. Schließlich wurde es aber nur eine Durchfahrtsstrafe wegen zu schnellem Fahren in der Box. Am Ende musste er sich deswegen mit Platz acht begnügen, hatte aber ganz viel rot im Rückspiegel, da Felipe Massa hinter ihm war. Sollte er also behaupten, dass er an diesem Sonntag nicht rot gesehen hat, dann kann das nicht stimmen.

Ralf war die Röte ins Gesicht geschrieben, Foto: Sutton
Ralf war die Röte ins Gesicht geschrieben, Foto: Sutton

"Das war von Anfang an ein schwieriger Nachmittag", sagte Ralf, dem das ganze Gerede über seinen roten Bruder in Monza ohnehin schon etwas genervt hatte. "Ich hatte Balanceprobleme und fand mich im Verkehr wieder. Außerdem hatten wir nicht genügend Speed um zu überholen." Wenn einem Rennfahrer der Speed fehlt, dann kann das natürlich auch ein Grund sein, sicht nicht gerade zu freuen, oder vielleicht sogar rot zu sehen. Doch Ralf verkniff sich die Gesichtsröte und richtete seine nicht abgebauten Geschwindigkeitsgelüste Richtung Zukunft: "Wir hatten zuletzt ein schnelles Auto und so wird es auch bei den kommenden Rennen wieder sein."

Christian Klien erlebte ein "schwieriges" Rennen, welches er als Elfter beendete. Vor allem eine Sache brachte den Österreicher kurz davor rot zu sehen: "Das Auto war auf den Geraden zu langsam." Er beschränkte sich aber auf Beschwichtigung: "Mehr war im Rennen nicht drin, deshalb bin ich mit meiner Leistung zufrieden." Außerdem hat er im Moment ja noch einen Ferrari-Motor unter seinem Gesäß und kann alleine deswegen schon rot sehen wann er will.

Unter seinem Hintern ist ein rotes Aggregat, Foto: Sutton
Unter seinem Hintern ist ein rotes Aggregat, Foto: Sutton

Nico Rosberg war der röteste von allen, zumindest als er seinem Ärger über den Ausfall Luft machte. "Eine der Antriebswellen wurde in der zweiten Schikane beschädigt. Das ist unglücklich, weil wir an drei Testtagen in der vergangenen Woche und am ganzen Wochenende durch diese Schikane gefahren sind und nichts passiert ist. Bis dahin war mein Wochenende ganz gut, was es noch schwieriger macht, einen Ausfall zu akzeptieren", sagte der Williams-Pilot.

Ja, die Farbe rot macht eben vor niemandem halt. Und egal ob man sie aus beruflichen Gründen die ganze Zeit vor der Nase hat oder sonst bei jeder Gelegenheit rot sieht, man sollte die Dinge einfach so akzeptieren können wie sie sind. Geht das nicht, dann sollte man zurücktreten - aber das traut sich ja ohnehin keiner.