Sie hatten eigentlich schon die Sorgenfalten von der Stirn vertrieben, die auf gewisse Befürchtungen hindeuteten, dass sie nur über einen Mann in rot erzählen werden müssen. Doch Giancarlo Fisichella, Jarno Trulli, Felipe Massa, Tonio Liuzzi und Heikki Kovalainen durften entspannen und sich zurücklehnen, denn die Fragen von offizieller Seite waren bei der der Donnerstags-Pressekonferenz in Monza so nüchtern, dass es Weinbauer Jarno Trulli beinahe die Tränen in die Augen getrieben hätte.

So durfte Tonio Liuzzi als erster der drei Italiener darüber schwärmen, wie toll es ist, in Monza zu fahren: "Ja natürlich, Monza gibt jedem ein schönes Gefühl, weil es der schnellste Kurs in der Meisterschaft ist und das ist immer toll … Ich denke, es ist ein spezielles Gefühl, wegen der Atmosphäre, den Zuschauern und es ist eine Schande, dass es dieses Gerücht gibt, ob es nächstes Jahr ein Rennen gibt oder nicht."

Jarno ahnte, was da Böses auf ihn zukam..., Foto: Sutton
Jarno ahnte, was da Böses auf ihn zukam..., Foto: Sutton

Jarno Trulli ging das Thema Heimrennen eher etwas sachlicher an. "Bislang war es eine Strecke, wo ich sehr, sehr konkurrenzfähig war, also erwarte ich ein ähnlich starkes Wochenende, aber man weiß nie. Jedes Rennen hat eine andere Geschichte, also müssen wir rausgehen und racen und dann sehen was während des Wochenendes passiert", meinte der Italiener. Ein gewisser Fahrer aus Kerpen mit Wohnsitz in der Schweiz schien zu diesem Zeitpunkt jedenfalls weit, weit entfernt.

Das setzte sich auch fort, als Giancarlo Fisichella zu Wort kam. Er ging wieder mit italienischer Leidenschaft an das Thema Heimrennen heran. "Monza ist mein Heim-Grand-Prix, also ist es eine große Freude für mich, in meinem Land zu fahren und es gibt viele Fans, die sich darauf freuen", sagte der Renault-Pilot. Sein Ziel ist die Wiederholung seines Podestplatzes aus dem vorigen Jahr und das nicht nur weil er schnell Fahren will. "Ich hatte voriges Jahr mein bestes Ergebnis in Monza, Dritter, nach 17 Jahren… der letzte Italiener auf dem Podest war Michele Alboretto 17 Jahre davor und ich denke der letzte italienische Sieger war, was weiß ich, vor 40 Jahren!" Deswegen wäre ihm ein Sieg natürlich auch nicht unrecht.

Als der Rennsieg kurz thematisiert wurde, konnte man schon befürchten, das Thema könnte in Richtung des Rekordhalters an Rennsiegen kippen, doch es kippte in Richtung eines potentiellen zukünftigen Siegers, nämlich Heikki Kovalainen. Der durfte darüber erzählen, wie es sein wird, wenn seine Karriere im nächsten Jahr beginnt. Das Thema Karriere-Ende war also weit, weit weg. "Die Erwartungen werden sehr hoch sein", meinte der Finne, "aber ich werde es ruhig und locker zu Beginn nehmen. Das Rennen in Melbourne wird für mich schwierig, aber ich werde versuchen, ins Ziel zu kommen", meinte Kovalainen. Druck verspüre er ein wenig, sagte er außerdem, dafür glaubt er weniger, in Fernando Alonsos Fußstapfen zu treten. "Manche Leute mögen das behaupten. Jeder hat da seine Meinung und Fernando hat begonnen als er sehr jung war, aber ich habe Vertrauen in mich, und auch in das Team."

Felipe schwärmte über seinen Sieg, weniger über die Zukunft seines Teamkollegen., Foto: Sutton
Felipe schwärmte über seinen Sieg, weniger über die Zukunft seines Teamkollegen., Foto: Sutton

Dennoch, die bloße Erwähnung eines im WM-Kampf befindlichen Namens genügte, um die Lawine ins Verderben zumindest einmal beinahe ins Rollen zu bringen. Als dann auch noch mit Felipe Massa ein Ferrari-Fahrer zu Wort kam, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis ein ganz bestimmtes Thema über alle hereinbrechen würde. Zunächst durfte Massa aber einmal von sich erzählen und da einmal über seine Befindlichkeit nach dem Sieg vor zwei Wochen und der Bestzeit beim Testen in der vergangenen Woche. "Ich bin glücklich mit meinen Momenten, vor allem wenn man die letzten fünf oder sechs Rennen berücksichtigt. Ich war immer konkurrenzfähig, immer stark, immer unter den Top Drei in der Startaufstellung und dann noch das vorige Rennen zu gewinnen, war fantastisch", meinte der Brasilianer.

Und mit der guten Stimmung, die Massa versprühte, sah man auch noch einmal so etwas wie einen Silberstreif am Fragehorizont. Der Ferrari-Pilot schwärmte davon, wie viel besser alles sei, wenn man gewonnen hätte. Er schwelgte darüber, wie viel höher die Motivation sei und dass man trotzdem viel entspannter wäre.

Doch es kam doch noch der Moment in dem alles kippte, nämlich dann, als den Journalisten die Fragehoheit übergeben wurde. Gleich der erste stürzte diese lustige und gut gelaunte Runde in tiefstes Unglück, indem er die Frage stellte, die, obwohl erst Donnerstag, an diesem Wochenende wahrscheinlich jetzt schon keiner mehr hören will. Sie begann so: "Am Sonntag wird Michael Schumacher bekannt geben, ob er zurücktritt oder nicht…" Über den Rest der Befragung sei einfach einmal Schweigen gehüllt, denn alle Antwortvariationen sind im vergangenen halben Jahr schon mindestens einmal vorgekommen. Es sei nur so viel gesagt. Weinbauer Jarno Trulli hätte wahrscheinlich einen starken Rotwein vertragen können. Dabei hätte es so schön sein können.