Schumacher, Todt, Brawn, Byrne - dieses Viergestirn machte Ferrari in den vergangenen Jahren zum erfolgreichsten Rennstall des neuen Jahrtausends. Doch irgendwann ist jede Erfolgsserie einmal zu Ende, das bekamen die Roten im letzten Jahr am eigenen Leib zu spüren - und irgendwann hört jedes noch so erfolgreiche Quartett einmal auf. Da die Ferrari-Familie bekanntlich nicht ohne die anderen Familienmitglieder weitermachen möchte, könnte dies für die Scuderia zu einem großen Umbruch und einem mächtigen Problem führen. Im schlimmsten Fall beginnt das Ende der Ferrari-Zukunft schon nach dieser Saison, nämlich dann, wenn Michael Schumacher, Jean Todt und Ross Brawn nach Brasilien ihren Hut nehmen sollten. Rory Byrne wird zukünftig ohnehin nur noch als Berater fungieren - könnte dann aber der letzte Mohikaner des einst so erfolgreichen Maranello-Quartetts sein.

Wie die Zukunft bei Ferrari aussehen wird, möchte das Team laut Ross Brawn nach dem Saisonende bekannt geben. "Wir werden die neue Struktur von Ferrari nach der Saison vorstellen", sagte er in Istanbul und deutete damit mögliche Personalveränderungen an, wozu bräuchte es sonst eine "neue Struktur"? Darüber, ob die alten Hasen, wie Vorbild Byrne, noch eine Weile als Berater und Mentoren für ihre Nachfolger agieren oder ob einige sogar noch weiter machen, schweigt man sich jedoch noch aus. "Es könnte auch keine Veränderungen geben", grenzte Brawn ein. Er selbst wurde schon vor einigen Wochen von den britischen Gerüchteköchen mit einer Auszeit in Verbindung gebracht.

Angesichts dieser vielleicht bevorstehenden Veränderungen ist es nur logisch, dass sich Michael Schumacher mehr Zeit für seine Entscheidung über seine eigene Zukunft wünscht. Doch auch hier schlug Brawn die Gerüchte mit harter Hand nieder: "So weit ich weiß, wird die Entscheidung in Monza fallen", sagte er. "Nichts hat sich verändert", ergänzte ein Teamsprecher gegenüber Autosport, "die Fahrer werden in Monza bekannt gegeben."

Dabei deutet vieles darauf hin, dass diese Fahrer wohl Felipe Massa und Kimi Räikkönen sein werden. So zum Beispiel Willi Webers Worte, dass Schumacher mit einem, mittlerweile immer näher in Reichweite liegenden, achten Titelgewinn aufhören sollte. Und natürlich die vielen so genannten Insider wie Niki Lauda oder jetzt auch Bernie Ecclestone, die dem Ex-Champion ein Karriereende nachsagen. So sagte Mr F1 zu Premiere: "Ich glaube, Michael hat sich entschieden. Er hört auf!"

Ein weiteres Anzeichen dafür ist der immer stärker werdende Frust unter den Fahrerkollegen, der an diesem Wochenende bei einem Fahrermeeting zu einem lautstarken Wortgefecht zwischen Pedro de la Rosa, Jarno Trulli und Michael Schumacher geführt haben soll. Das Streitthema war Schumachers harte Fahrweise in den letzten Runden des Ungarn GP; Trulli und de la Rosa sind sich sicher, dass dies wieder geschehen wird und die FIA notfalls eingreifen sollte.

Ein weiterer Fakt, der gegen eine Fortsetzung von Schumachers F1-Laufbahn spricht, ist die Tatsache, dass die Wahl der neuen GPDA-Direktoren vom Türkei-Wochenende auf den Italien GP verschoben wurde. Ob der lange Streit oder ein möglicherweise bevorstehender Rücktritt des Ferrari-Stars dafür verantwortlich sind, weiß indes niemand. "Es gibt keinen besonderen Grund dafür", hielt sich Schumacher bedeckt. Auch Trulli sagte nur: "Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht mehr warum, aber es war nichts Besonderes. Wir haben es einfach bis Monza verschoben." Vielleicht weil dann einer der aktuellen Direktoren ohnehin seinen Rücktritt bekannt gibt und er somit offiziell einer Abwahl durch die nicht mehr von ihm überzeugten Fahrerkollegen entgeht? In Monza werden wir mehr wissen; wer GPDA-Präsident wird, wer 2007 für Ferrari fährt und was Michael Schumacher in Zukunft macht. Oder etwa doch nicht? "Vielleicht", lachte Schumacher am Donnerstag, "bekomme ich ja auch noch mehr Zeit..."