Sebastian, alle sprechen natürlich von Deinem tollen Auftritt hier in Istanbul, aber am letzten Wochenende warst Du mindestens genauso erfolgreich unterwegs: Du hast die Pole und zwei Siege bei der Formel 3 EuroSeries am Nürburgring geholt. Hat Dich die Aussicht auf einen möglichen Einsatz als Freitagstester in Deiner Konzentration am Ring gestört?
Sebastian Vettel: Nein, das war dort absolut kein Thema. Es machte keinen Sinn mir darüber unnötig den Kopf zu zerbrechen.

Wie groß waren Deine Hoffnungen zu diesem Zeitpunkt?
Sebastian Vettel: Schon groß, allerdings musste ich bis zur letzten Sekunde zittern. Die Entscheidung fiel erst am Mittwochnachmittag und zu diesem Zeitpunkt saß ich im Flieger nach Istanbul. Als ich dann ausgestiegen bin, hatte ich fünf oder sechs Glückwunsch-sms auf dem Handy. Erst dann wusste ich, dass es tatsächlich geklappt hat.

Hast Du auch einmal darüber nachgedacht, was wäre, wenn Du hier auch noch Deine Rolle als Ersatzfahrer wahrnehmen müsstest?
Sebastian Vettel: Nein, aber wenn es so gekommen wäre, dann wäre ich eben ins Einsatzauto gesprungen. Ich habe allerdings nicht viel Erfahrung und es wäre eine große Herausforderung gewesen, da es unter Rennbedingungen noch einmal anders ist, dafür braucht man schon ein bisschen mehr Training als ein paar Freie Trainings; allein wenn ich an die Strategie, den Start oder die Boxenstopps denke.

Was waren die wichtigsten Dinge, die Du an diesem Wochenende gelernt hast?
Sebastian Vettel: Generell ist es wichtig sich keinen Druck zu machen. Es darf einem natürlich nicht alles egal sein, aber man darf sich damit nicht belasten, sondern muss sich auf seine Arbeit konzentrieren. Es gilt ein bisschen das Motto: Nicht zu viel nachdenken und einfach fahren.

Was hat Deine Bestzeit für Dich verändert?
Sebastian Vettel: Sie gibt mir natürlich ein gutes Gefühl, aber man darf sie auch nicht überbewerten. Nächste Woche geht es schon mit der Formel 3 weiter und da werden die Karten neu gemischt, dort interessiert sich niemand mehr für die Bestzeit im Freien Formel 1-Training. Danach müssen wir abwarten, ob es in Monza genauso gut klappt.

Dort wirst Du jetzt sicher im Cockpit sitzen...
Sebastian Vettel: Ja, dass steht jetzt fest. Ich fliege am Sonntagabend zurück nach Zürich und dann fahre ich am Montagabend weiter nach Monza, wo nächste Woche Testfahrten auf dem Programm stehen. Dort werde ich von Dienstag bis Donnerstag testen und dann geht es direkt nach Zandvoort zur Formel 3. Das ist ein schönes Programm, aber es sollte kein Problem darstellen.

Was glaubst Du, wie Deine Formel 3-Kollegen auf Deinen Blitzaufstieg reagieren werden?
Sebastian Vettel: Ich denke, dass sie es alle akzeptieren und anerkennen werden. Nachfragen wird da aber keiner, denn es geht dort nur darum die schnellste Zeit zu fahren und zu gewinnen.

Wie fällt der Vergleich zwischen der gewohnten Formel 3-Welt und dem F1-Paddock aus?
Sebastian Vettel: Hier ist schon sehr viel mehr drum herum. Die Medien wollen ständig etwas wissen und viele Fragen wiederholen sich immer wieder; aber das muss man akzeptieren, schließlich sind es ständig neue Leute, da muss man durch. Vorerst hat für mich aber die Formel 3 Priorität.