McLaren und Mercedes feiern in Istanbul den 200. Grand Prix der Zusammenarbeit. Am Samstag zeigte das Team der Öffentlichkeit einen Film über die Highlights seit Beginn der Partnerschaft: den ersten Silberpfeil-Sieg von David Coulthard in Melbourne 1997, Mika Häkkinens legendäres Überholmanöver gegen Michael Schumacher in Spa 2000, Häkkinens Jubel in Suzuka 1999 über den zweiten Titel.

Das sind schöne Bilder. Und doch dokumentieren sie in dieser Saison, die nun als die einzige sieglose in den letzten zehn Jahren in die Firmengeschichte einzugehen droht, wie weit die großen Erfolge des Teams schon zurück liegen.

Auf die Frage, ob das Team noch mehr Kräfte mobilisieren will, um doch noch ein Rennen diese Saison zu gewinnen, antwortete Dennis: "Wir können nicht noch mehr tun. Wir geben immer alles. Wir hätten Monaco dieses Jahr gewinnen sollen, in Kanada waren wir ebenfalls sehr stark, und in Ungarn hätte Kimi Räikkönen durchmarschieren können. Aber so ist Racing."

Dennis nahm auch Stellung zu den Gerüchten, dass McLaren an Mercedes verkauft werden soll. "Mercedes ist seit 1999 an McLaren beteiligt", sagte er. "Und jetzt, wo Mercedes einen neuen Vorstandsvorsitzenden hat, gingen wir die Frage mal durch. Aber es ist nichts Neues da. Denn das ist nichts, was unsere Zusammenarbeit verbessern würde, und es macht uns auch nicht konkurrenzfähiger. Und das ist das, was Priorität hat."

Der Chrompfeil fährt noch dem ersten Sieg hinterher., Foto: Sutton
Der Chrompfeil fährt noch dem ersten Sieg hinterher., Foto: Sutton

Über den Bericht das Magazins Business F1 über die Schulden von McLaren regte sich Dennis auf. "Die Wahrheit ist, dass wir finanziell noch nie so stark gewesen sind", sagte er. "Wir haben nie ein so großes Portfolio von Sponsoren gehabt in der Firmengeschichte, wahrscheinlich sogar das größte von allen Grand-Prix-Teams. Wir haben die niedrigsten Schulden aller Teams, das sind nicht mal 20 Millionen. Ich verstehe nicht, wie dieser Idiot die Geschichte schreiben konnte, die keine Grundlage hat und wo die Fakten einfach falsch sind."

Dennis hat auch bestätigt, dass Pedro de la Rosa wahrscheinlich den Rest der Saison als zweiter Fahrer im Einsatz ist. Danach gefragt, ob es nicht besser wäre, auch jungen Fahrern wie Gary Paffet oder Lewis Hamilton eine Chance zu geben, sagte Dennis: "Pedro war Zweiter in Ungarn und hätte unter gewissen Umständen das Rennen sogar gewinnen können. Es ist nicht unser Geschäft, Nachwuchstalente weiter zu entwickeln, sondern unser Geschäft ist, Rennen zu gewinnen. Wir werden immer die besten verfügbaren Fahrer ins Auto setzen. Der Ort, junge Fahrer zu entwickeln, ist nicht unter dem Druck, ein Grand-Prix-Rennen zu fahren. Wir wollen, dass Lewis davor Tausende Kilometer fährt, wir wollen, dass er alle Regelprozesse versteht. Und das gilt auch für alle anderen Talente."

Die Entscheidung über die Fahrer der Saison 2007 will Dennis bis Weihnachten treffen. "Das neue Auto wird erst im Januar fertig, aber die Fahrerfrage sollte schon vorher geklärt sein."

Zu der Frage, ob Michael Schumacher aufhört oder weitermacht, hatte Dennis ebenfalls interessante Gedanken. "Wenn man Mika Häkkinen betrachtet, dann ist es möglich, dass er seine Entscheidung aufzuhören bereut hat", sagte Dennis. "Wenn Michael sich entscheidet, hat er sicher tausendmal alles durchdacht. Ich denke nicht, dass er an Risiko oder Geld denkt. Ich kann mir eher vorstellen, dass er an den Verlust in seinem Leben denkt. Als er nach seinem Sieg in Indianapolis aus der Garage kam, hat er jedes einzelne Mitglied des Teams umarmt. Das sah nicht nach einer Person aus, die mit der Formel 1 abgeschlossen hat."

So viel Schumacher auch erreicht hat, ist Dennis sicher, dass seine Rekorde nicht für die Ewigkeit halten werden. "Es wird eines Tages einen geben, der noch mehr Rennen und WM-Titel gewinnt als er. Denn so ist das Leben", sagte er. "Jeder Rekord, von dem man denkt, dass er nie gebrochen wird, wird dann doch irgendwann geknackt."