Mit Jenson Buttons Sieg in Budapest ist eine unendliche Formel 1-Geschichte nun doch noch zu einem guten Ende gekommen. 114 Rennen oder sechseinhalb Jahre nachdem er das Williams-interne Shootout gegen Bruno Junqueira um die Nachfolge von Alessandro Zanardi hauchdünn gewonnen hat.

Als der damalige Britische Formel 3-Star den Quantensprung in die Formel 1 machen durfte, war die Skepsis groß. Aber dank elektronischer Fahrhilfen, Launch Control und Traktionskontrolle hatten sich die Anforderungen an Formel 1-Fahrer grundlegend geändert.

Räikkönen folgte ebenso wie Massa, Alonso, Heidfeld, Klien, Rosberg. Allesamt noch als Teenager oder knapp drüber im Cockpit.

Der Transfermarkt spricht heute eine andere Sprache: David Coulthard darf in seine 14. Saison gehen. Mark Webber ersetzt Christian Klien, damit ist das Durchschnittsalter im jung-hippen Red Bull-Team am obersten Ende der Skala angelangt.

Alexander Wurz kann sich mit 32 auf einen Re-Start seiner Karriere freuen, da Williams kapiert hat, dass mit zwei Grünschnäbeln vom Kaliber eines Nico Rosberg kein Blumentopf zu gewinnen sein wird. Giancarlo Fisichella hat seinen Renault-Vertrag sicher, weil man ihn trotz permanenter Watschen vom Teamkollegen immer noch für die bessere Alternative hält als einen unreifen Youngster.

Der Markt für High-Flyer aus den unteren Kategorien ist ausgetrocknet. Wo sind die Jungen aus den Nachwuchsprogrammen in Top-Cockpits? Toyota verzichtet ebenso dankend darauf wie Red Bull Racing. Und während Renault jahrelang krampfhaft versucht hat, die Talente Montagny und Kovalainen von Renncockpits fernzuhalten ist McLaren-Chef Ron Dennis in der Zwickmühle: Der als Supertalent betitelte Lewis Hamilton klopft an die Formel 1-Tür. Aber deswegen gleich einen erprobten Arbeiter wie Pedro de la Rosa vor die Tür setzen - jetzt wo er gezeigt hat, wozu die Über-30jährigen so alles fähig sind...

Die Lektion ist gelernt: Nicht jeder Nachwuchs-Champion mischt notwendigerweise die Königsklasse auf. Heidfeld war in der Formel 3000 ein Meister seines Faches. Klien hat das Formel 3-Masters unglaublich clever gewonnen, Massa war eine Klasse für sich in der Euro3000, Rosberg hat die GP2 dominiert. Doch all das ist nur die Eintrittskarte. Da fängt der Job erst an. Und wer bei zerfallenden Teams wie Prost oder Jaguar seinen Anfang macht, der kann Jahre brauchen, um wieder auf die Füße zu kommen - wenn er die Zeit überhaupt bekommt.

Lewis Hamilton wird die Formel 1 genau so wenig vom ersten Tag an dominieren wie alle vorher Genannten. Zumal es in gut informierten Kreisen als Geheimnis gilt, dass die Leistungsunterschiede in der GP2 - vorsichtig formuliert - auch schon mal am Auto zu suchen sein dürften. Fragt mal bei Timo Glock nach!

Ein Fahrer, der das ART-Auto von Hamilton und Premat testen durfte, konnte es nicht glauben, dass man mit legalen Mitteln so ein überlegenes Handling in einer Einheitsformel zusammenbringen kann wie die Truppe von Todt-Sprössling Nicolas.

Wurz, Coulthard, Webber, Fisichella, sie alle sind bekannte Größen. Nach hunderttausenden Test- und Rennkilometern kauft bei denen keiner mehr die Katze im Sack. Fahrer mit hohem technischem Wissen, Erfahrung und einem stabilen Umfeld.

Es ist nun zwar ein schwacher Trost für einen Christian Klien - aber seine Messlatte war nicht irgendwer. In der Geschichte der Formel 1 hat es genau drei Piloten gegeben, die mehr WM-Punkte gemacht haben als David Coulthard: Schumacher, Prost und Senna. Keine schlechte Gesellschaft, oder?