Der Grand Prix von Deutschland hinterließ bei Honda gemischte Gefühle. Auf der einen Seite Jenson Button, der als Vierter ins Ziel kam, auf der anderen Seite Rubens Barrichello, der sein Auto mit einem Motorschaden vorzeitig abstellen musste. Dennoch war Buttons vierter Platz sein erster in den Punkterängen seit dem Grand Prix von Spanien im Mai, und die einzigen Punkte für das Team seitdem kamen von Barrichello, der seinem Konto mit dem sechsten Platz in Indianapolis drei Punke zuschreiben konnte. Wenn man bedenkt, dass Honda vor der Saison noch als einer der Favoriten auf den diesjährigen Titel gehandelt wurde, ein mehr als mageres Ergebnis.

Vor einigen Wochen wurde dann der Technische Direktor des Teams, Geoff Willis, in "Urlaub" geschickt, da er das Team angeblich gebremst habe, wie unsere Kollegen von Autosport erfahren haben. Mittlerweile ist Honda auch tief verstrickt in die Diskussionen um die künftige Einfrierung der Motorenentwicklung und ist einer der stärksten Gegner von Max Mosleys Plänen. Nick Fry äußerste sich jetzt in einem Interview mit Autosport zu Hockenheim, der Umstrukturierung in der technischen Abteilung bei Honda und den scheinbar endlosen politischen Diskussionen.

Button in Hockenheim endlich wieder konkurrenzfähig, Foto: Sutton
Button in Hockenheim endlich wieder konkurrenzfähig, Foto: Sutton

Jenson Button war in Hockenheim als Dritter gestartet und kam als Vierter ins Ziel, trotzdem war man bei Honda keineswegs enttäuscht, im Gegenteil. "Das Wichtigste ist, dass Honda wieder im Rennen ist," erklärt Fry. "Ich denke, es ist ermutigend, dass Jenson ein paar Renault und einen McLaren überholen konnte. Es ist wichtig, dass wir an der Spitze mitkämpfen können, wichtig für die Motivation aller." Eine Schwalbe mache zwar noch keinen Sommer, gibt Fry zu, aber es sei auf alle Fälle ein Schritt in die richtige Richtung.

Die Reifenprobleme, die Renault in Hockenheim hatte, betrachtet Fry als hausgemacht. "Wir waren sehr im Zweifel, ob Renault sich für die richtigen Reifen entschieden hatte. Wir hatten die gleiche Mischung wie Renault, aber eine unterschiedliche Konstruktion." Trotzdem hatte auch Button gegen Ende des Rennens ein paar Probleme mit den Gummis, die zu sehr gekörnt haben und musste deshalb auch seinen dritten Platz wieder an McLaren-Pilot Kimi Räikkönen abgeben. "Der vierte Platz ist aber auf alle Fälle ein Schritt in die richtige Richtung," betont Fry.

Auch wenn der Motor in Rubens Barrichellos Auto in Hockenheim vorzeitig seine Geist aufgab, Nick Fry führt den Aufschwung seines Teams auf zwei Komponenten zurück. Auf der einen Seite scheint die Strecke in Hockenheim dem Honda besonders zu liegen, auf der anderen hat man am Auto gearbeitet, was genau das war, lässt er allerdings etwas im Dunkeln. "Es ist das, was wir mit unserem Auto gemacht haben, was die anderen nicht tun konnten," so der Brite. "Die Veränderungen, die wir an unserem Auto vorgenommen haben, sind relativ klein, einzelne Dinge, aber es ist etwas an der Aerodynamik." Auch einige mechanische Teile seien etwas modifiziert und die Elektronik verbessert worden.

Es würde momentan gut laufen, sagt Fry, aber, "natürlich vermissen wir Geoffs Formel 1 Erfahrung, aber das Team arbeitet wirklich gut zusammen. Ich habe die führenden Ingenieure gebeten, das als eine große Chance zu sehen. Ihr Boss ist momentan nicht da und sie haben die Gelegenheit, einen Schritt nach oben zu gehen und einen noch bessern Job zu machen und gewichtigere Entscheidungen zu treffen." Er sei sehr froh, dass seine Leute all das getan hätten, meint Fry.

Und was meint der Teamchef zu den Andeutungen, dass Willis seine Leute gebremst hätte? "Die Dinge, die wir jetzt am Auto haben, sind nicht Dinge, die in den letzten zwei Wochen erfunden wurden," verteidigt Fry seinen ehemaligen Technischen Direktor. "Viele davon gibt es schon beinahe seit Saisonbeginn und waren eben nur noch nicht am Auto." Es seien eben alles nur Kleinigkeiten, die aber in Kombination die Verbesserung der Leistung ausmachen.

"Ich denke, dass sich große Risiken in der Formel 1 normalerweise nicht auszahlen, im Gegenteil, oft werfen sie einen sogar zurück," meinte Fry auf die Frage, ob es sich denn lohnen würde, gegen Ende der Saison einfach neue Dinge auszuprobieren. "Ich glaube auch, unser Aerodynamik-Paket für Magny-Cours war ein Beispiel dafür, dass wir etwas übereilt gehandelt haben und dort sogar einen Rückschritt gemacht haben." Kalkulierte Risiken seien gefragt, aber man werde auf alle Fälle bis Saisonende weiter alles geben und auch das Auto weiter modifizieren, betont Fry.

Zum Thema Motoren und der künftigen Einfrierung der Entwicklung meinte Fry, man müsse wohl noch einen Kompromiss finden. "Der Situation der Motoren vom Juni 2006 wäre eine Katastrophe, die wir nur sehr schwer akzeptieren könnten, ebenso wie eine Reihe anderer Teams auch. Wir können uns nicht in eine Lage drängen lassen, in der wir auf Jahre hinaus nicht konkurrenzfähig wären," betont der Honda Teamchef. "Ich denke auch, dass das die FIA das nicht wollen würde, denn wir wollen ja alle den Sport verbessern." Er hoffe nun, dass man mit Max Mosley zusammen einen Kompromiss finden könne, denn "ich glaube nicht, dass irgend jemand eine Serie will, in der man jahrelang schon weiß, wer der Sieger sein wird. Das wäre ein Desaster."