Eigentlich hätte das Motorenabkommen dieses Wochenende unter Dach und Fach gebracht werden sollen, nach endlosen Sitzungen in Magny-Cours ist aber immer noch keine Einigung der Teams in Sicht. Bei einem Treffen der Teamchefs am Samstagnachmittag beschuldigte McLaren-Chef Ron Dennis den Teamchef von Midland, Colin Kolles, er sei schuld, dass man immer noch nicht zu einer Einigung gekommen sei da sein Team, neben Prodrive, das einzige gewesen sei, das sich geweigert hätte, das "Indianapolis Abkommen" zu unterschreiben.

Sowohl Kolles als auch David Richards waren mit den Bedingungen für die unabhängigen Teams, an günstige Kundenmotoren zu kommen, nicht einverstanden. Folglich konnte bis zur Deadline um 16:00 auch keine einstimmige Erklärung abgeben. Unsere Kollegen von Autosport haben heute ein Dokument erhalten, das den Anschuldigungen, die Ron Dennis gegenüber Kolles angebracht hat, alles nur herauszuzögern um selbst einen besseren Deal erhaschen zu können, widerspricht. FIA-Präsident Mosley hatte angekündigt, sollte es zu keiner Einigung unter den Teams kommen, würde das ursprüngliche angedachte Reglement in Kraft treten und die Entwicklung der Motoren komplett eingefroren.

Besagtes Dokument beweist nun, dass Midland schon beim Grand Prix der USA einen Plan für günstige Kundenmotoren unterstützt hat, dann aber durch die Hersteller und andere Teams, die den Deal dann wieder zurückgenommen haben, gezwungen wurde, wieder für die eigenen Interessen zu kämpfen. Angeblich hatten die Teams in Indianapolis bereits ein Paket geschnürt, das den unabhängigen Teams angeboten werden sollte, damit sie das "Indianapolis Abkommen" unterstützen, das nur eine teilweise Einfrierung der Motoren ab 2007 beinhaltet. Das Dokument, das Autosport erhalten hat, liest sich wie folgt:

1) Kein Hersteller wird mehr als ein unabhängiges Team beliefern. (Außer, einer der bisherigen Hersteller zieht sich aus der Formel 1 zurück)

2) Die Hersteller werden Testbeschränkungen ab 2007 aktiv unterstützen.

3) Die Hersteller werden sicherstellen, dass alle unabhängigen Teams von 2007 bis einschließlich 2010 Motoren angeboten bekommen.

4) Die Hersteller einigen sich darauf, die unabhängigen Teams bei den Kosten zu unterstützen. Der Preis für die Motoren wird in den nächsten vier Jahren keinesfalls die Summe von 200.000 Dollar für einen Motor mit einer Laufleistung von 1.500 km und einer Spezifikation, die er des Hauptteams entspricht, übersteigen. Darüber hinaus unterstützen die Hersteller jedes unabhängige Team mit sechs Personen Personal und adäquater Hydraulik und Telemetrie zu einem zusätzlichen Preis, der die Summe von zwei Millionen Dollar nicht übersteigt. (Die Teams kommen für alle Reisekosten und Support-Maßnahmen auf)

Wie Autosport berichtet, war das Dokument von Mario Theissen (BMW), Norbert Haug (Mercedes-Benz), John Howett (Toyota), Frank Williams (Williams), Aguri Suzuki (Super Aguri F1), Otmar Szafnaue (Honda), Flavio Briatore (Renault) und Colin Kolles (Midland) unterzeichnet. Die fehlenden Unterschriften waren jene von Ferrari, Red Bull Racing, Scuderia Toro Rosso and Prodrive. Ferrari und ihr Kunde Red Bull Racing haben nicht unterschrieben, weil sie noch auf die genauen technischen Details nach Indianapolis warten wollten, von Prodrive war kein Vertreter in den USA. Toro Rosso Teamchef Franz Tost meinte, er hätte unterschrieben, wenn es alle anderen auch getan hätten.

Obwohl der Deal mangels einstimmigen Konsenses nicht zustande kam, beweist das Dokument, dass Midland sehr wohl bereit gewesen wäre, das "Indianapolis Abkommen" anzuerkennen bevor die Hersteller den Preis für die Motoren erhöht haben. Quellen zufolge sollten diese dann 275.000 Dollar kosten anstatt der zuvor vereinbarten 200.000 und die Supportkosten waren auf 3.125 Millionen angehoben und für fünf Jahre festgesetzt worden.

Auf die Frage, ob es wahr sei, dass Midland bis zu diesem Zeitpunkt das "Indianapolis Abkommen" unterstützt habe, das den Preis für die Motoren auf 200.00 Dollar festgesetzt hatte, sagte Kolles: "Ja, das ist im Grunde, was wir gehört haben. Aber ja, das ist es was wir wollten. Wir hatten bereits unterschrieben."