Bei Ferrari hängen die Köpfe zwar noch nicht, aber trotzdem wird die Stimmung Rennen für Rennen trüber, wenn der Sieger immer wieder Fernando Alonso heißt. "Es ist ein wenig wie in Silverstone, wenn man davon ausgeht, gewinnen zu können und dann nur Zweiter und Fünfter wird", beschrieb Teamchef Jean Todt die Gefühlslage nach dem Rennen in Montreal. "Das ist nicht so gut wie der erste und der zweite Platz, aber es waren immerhin wichtige Punkte für die WM. Es wird aber jedes Mal etwas schwieriger. Wir haben drei Punkte gegenüber dem Konkurrenten verloren, der mit einem Auto und einem Fahrer praktisch keine Fehler macht."

Über die Frage, was er denn vom Geschenk von Kimi Räikkönen halte, konnte Todt gar nicht lachen. "Was für ein Geschenk?", fragte er zurück. "Das ist vielleicht ein finnisch-deutsches Geschenk heute, höchstens ein halbes Geschenk, aber ich hätte lieber mal ein spanisch-französisches Geschenk. Vielleicht gibt es das dann das nächste Mal."

Todt weigerte sich, die Performance von Ferrari als schlecht zu bezeichnen. "Sie war ganz okay, nachdem Michael an Trulli vorbei kam", sagte er. "Aber im Vergleich zu Renault haben wir wohl überall etwas verloren. Sie sind besser im Qualifying, vielleicht zwei Zehntel pro Runde, wenn man die Benzinmengen betrachtet. Und vielleicht auch konstanter. Es ist aber schwer zu sagen, weil man auch die Entwicklung der Strecke, der Reifen und der Temperaturen berücksichtigen müsste."

Die Angst, dass nun auch McLaren an Ferrari vorbei ziehen und sich zwischen Renault und Ferrari ziehen könnte, hat Todt noch nicht. "Im Moment würde ich sagen, dass wir stärker sind als McLaren", meinte er. "Damit meine ich nicht, dass sie nicht stark sind, sie sind das schon ab und zu. Aber der Unterschied in den Rundenzeiten ist so klein, dass man das nicht wirklich voraussagen kann. Bisher kann man nur sagen, dass Alonso zusammen mit Renault und Michelin das konstanteste Paket hat."

Auf die Frage, was Renault so stark macht, antwortete Todt: "Sie haben einen guten Fahrer, ein gutes Team, und sie machen keine Fehler." Und fügte mit Blick auf Indy hinzu: "Sie können sich erlauben, mal nicht so stark zu sein. Und nicht mal das ist bisher vorgekommen. Wir dagegen können es uns überhaupt nicht erlauben, denn das würde den Vorsprung nur noch vergrößern. Wir wissen auch, was unsere Entwicklung an Teilen bringt, aber wir wissen nicht, was sie noch vorhaben."

Trotz der sich immer weiter düsternden Hoffnungen will Todt noch nicht aufgeben. "Wir kämpfen, und hoffen, dass wir noch Rennen gewinnen können und unsere Position in der WM verbessern", sagt er. "Wir können nur hoffen, dass es etwas einfacher wird. Wenn wir den Trend umkehren können, dann werden wir alles versuchen. Ich glaube noch an eine Chance."