Der Grand Prix der Superlative steht vor der Tür: Am 28. Mai startet die Formel 1 zum Großen Preis von Monaco. Er ist das glamouröseste und prestigeträchtigste Formel-1-Rennen mit der weltweit höchsten Aufmerksamkeit. Dort sind die Zuschauer am dichtesten dran am Geschehen, der Kurs ist der kürzeste und schmalste von allen, dort werden die meisten Runden gefahren.

Überholvorgänge sind auf den Straßen des Fürstentums die Ausnahme. Dennoch gab es häufig überraschende Wendungen im Rennverlauf. Nicht zuletzt deshalb, weil der Kurs aufgrund der Enge keine Fehler verzeiht. In der Woche nach dem Großen Preis von Spanien führte das BMW Sauber F1 Team mit Nick Heidfeld, Jacques Villeneuve und Robert Kubica drei Testtage im französischen Paul Ricard durch.

Nick Heidfeld:
Das Rennen in Monaco ist auf jeden Fall ein Saisonhöhepunkt. Es ist ein einmaliges Gefühl, durch die engen Häuserschluchten zu fahren. Im vergangenen Jahr wurde ich dort Zweiter. Doch auch ohne dieses tolle Ergebnis hätte ich in Monte Carlo im Rennen richtig Spaß gehabt. Das Qualifying wird erheblich schwieriger als in den vergangenen Jahren, weil jetzt wieder viel mehr Autos gleichzeitig unterwegs sind. Mit dem kleinen Fürstentum verbindet mich sehr viel. Ich habe einige Jahre dort gelebt, ehe ich in die Schweiz gezogen bin. Wenn die Formel 1 in Monte Carlo gastiert, steht die ganze Stadt kopf. Die Bucht liegt voller Yachten, die Straßen sind voller Leben. Ich rate jedem, sich das einmal anzuschauen. Die Stimmung ist einzigartig. Und nirgendwo sonst kommt man als Zuschauer so nah an die Autos dran, sondern sitzt immer hunderte Meter entfernt. In Monaco kann man Speed und Sound richtig fühlen. Allerdings mag ich es privat lieber etwas ruhiger, so dass ich mich in meiner jetzigen Heimat sehr wohl fühle.

Jacques Villeneuve:
Auf der F1-Strecke durch Monaco zu fahren, ist extrem spannend. Und es ist der Kurs, auf dem wir mit Sauber im vergangenen Jahr wohl am wettbewerbsfähigsten waren. Die Strecke strapaziert die Reifen stark, weil man sehr weiche Mischungen wählt. Aber normalerweise geht unser Auto recht schonend mit den Reifen um. Bei diesem Grand Prix kann immer alles passieren. Man kann als Letzter losfahren und trotzdem noch auf das Podium kommen. Einmal sind nur vier Autos ins Ziel gekommen. In Monaco ist immer viel los. Ich denke, wir haben Chancen, dort recht gut abzuschneiden.

Robert Kubica:
Monaco wird für mich schon deshalb etwas Besonderes, weil ich das erste Mal mit einem Formel-1-Rennwagen auf einem Stadtkurs fahren werde. Ich mag Stadtkurse. In der Vergangenheit bin ich auf Kursen wie Monaco oder Macau meistens sehr gut gewesen. Ich bin auf sechs oder sieben Stadtkursen Rennen gefahren. Aber darauf kommt es in Monaco bei mir ja nicht an. Ich muss meine Arbeit am Donnerstag gut erledigen. Das wird nicht einfach, weil die Strecke dann noch kaum Grip haben wird. Trotzdem hoffe ich, meine beiden Teamkollegen etwas unterstützen zu können. 2005 bin ich in Monaco den Lauf zur World Series gefahren und damals leider nur Fünfter geworden. Die Strecke ist wirklich schwierig und lässt keinen Raum für Fehler. Aber das gilt für alle gleichermaßen.

Mario Theissen, BMW Motorsport Direktor:
Nach Monaco schaut die Welt. Die Runden durch das Fürstentum sind die Kronjuwelen der Formel 1, obwohl der Parcours mit einer modernen Rennstrecke nichts gemein hat. Ob man den Glamour mag, ist Geschmacksache. Auf jeden Fall gehört er zum Image der Formel 1. Durch die Nähe der Zuschauer zur Rennstrecke und zum Fahrerlager entsteht eine unvergleichliche Atmosphäre. Auf diesem winkligen Kurs ist mit schierer Motorleistung nichts zu gewinnen. Eine gute Fahrbarkeit des Motors zahlt sich hingegen aus. Die Haarnadel am Grand Hotel ist die einzige Kurve im ganzen Jahr, wo die Drehzahl unter 5000 U/min fällt. Der Leistungsnachteil der diesjährigen 2,4-Liter-V8-Motoren gegenüber den früheren 3,0-Liter-V10 von fast 200 PS wird sich in Monaco am wenigsten auswirken. In Barcelona wurde erstmals im Qualifying eine gegenüber dem Vorjahr schnellere Rundenzeit erzielt. Entsprechend rechne ich auch in Monaco mit einem neuen Rekordwert. Nick wird in Monaco turnusgemäß mit einem frischen Motor antreten, während der Grand Prix für den Motor in Jacques' Fahrzeug das zweite Rennwochenende wird. Spitzengeschwindigkeit und Volllastanteil sind von allen GP-Kursen in Monte Carlo am niedrigsten. Dadurch erhalten die Motoren allerdings auch weniger Kühlluft, was Öl- und Wassertemperaturen ans Limit treiben kann.

Willy Rampf, Technischer Direktor Chassis:
Monaco ist die Strecke mit der niedrigsten Durchschnittsgeschwindigkeit der ganzen Saison, deshalb ist hoher Abtrieb hier wichtiger als die aerodynamische Effizienz. Gute Traktion ist beim Herausbeschleunigen aus den vielen langsamen Kurven ebenso entscheidend. Da der Kurs zwischen den Trainingsläufen jeweils für den öffentlichen Verkehr freigegeben wird, kommt es zu stark schwankenden Grip-Verhältnissen - das macht die Abstimmarbeit besonders schwierig. Das Auto muss hier absolut präzise reagieren, denn der geringste Fehler kann das Aus bedeuten. Weil man in Monaco praktisch nicht überholen kann, wird es entscheidend sein, den richtigen Kompromiss aus guter Startposition und optimaler Rennstrategie zu finden. Gespannt bin ich auf das Qualifying, vor allem den ersten Teil mit 22 Autos auf der Strecke. Da braucht es gewiss auch ein wenig Glück, um nicht im Verkehr hängen zu bleiben. Für Hochspannung ist auf jeden Fall gesorgt. Nach unserer soliden Vorstellung in Barcelona rechne ich auch in Monaco mit einer starken Leistung unserer Piloten.