Auf die Frage, welcher Sieg denn süßer schmeckte, der Heimsieg in Imola oder der am Nürburgring heute Nachmittag, antwortete Ferrari-Teamchef Jean Todt: "Beide." Und fügte süffisant lächelnd dazu: "Und vor allem der nächste."

Trotz zweier Siege in Folge sieht Todt keineswegs eine neue Ferrari-Dominanz kommen. "Wir haben heute zwei wichtige Punkte gut gemacht", sagt er. "Aber es gibt mindestens drei gleich starke Teams in dieser WM. Was heute die Wahrheit ist, gilt nicht unbedingt mehr nach fünf weiteren Rennen. Es ist jetzt sehr wichtig, Neuentwicklungen zu jedem Rennen zu bringen."

Den Ausgang des WM-Kampfs sieht Todt völlig offen. "Es geht so eng zu, dass nur kleine Details die Waage auf die eine oder andere Seite kippen können", sagt er. Auch McLaren sieht er weiterhin als Titelkandidaten. "Sie sind sehr stark", meint Todt. "Wenn man bedenkt, dass Räikkönen erst in der 23. Runde getankt hat, war seine Rundenzeit im Qualifying sehr gut. Außerdem ist er nur vier Sekunden hinter dem Sieger ins Ziel gekommen. Nächstens Mal könnte das Rennen genau so gut zu seinen Gunsten ausgehen."

Dass manche im Vorfeld des Rennens vermuteten, dass Ferraris Sieg in Imola wie letztes Jahr eine reifenbedingte Eintagsfliege war, hat Todt eher amüsiert. "Ich musste schon lächeln über das, was in den letzten zehn Tagen geschrieben wurde", sagt er. "Das zeigt, dass wie wenig diese Leute über das Geschäft wissen."

Michael Schumacher hofft auf Schützenhilfe von Felipe Massa., Foto: Sutton
Michael Schumacher hofft auf Schützenhilfe von Felipe Massa., Foto: Sutton

Auch für den Technikchef Ross Brawn war die Leistung am Nürburgring keine Überraschung. "Nach Problemen in Malaysia und Australien war Imola schon so etwas wie eine Rückkehr zur Normalität", sagt er. "Dazu kommt der Fortschritt, den Bridgestone erzielt hat. Wir hatten jetzt weichere Reifen, bei denen kein Graining vorkam. Noch in Imola hatten wir ein starkes, aber ein defensives Rennen mit Problemen. Hier hatten wir alle Zutaten zum Attackieren."

Brawn verriet, dass das Safety Car am Anfang des Rennens die Boxenstrategie leicht störte. "Michael hätte vor dem ersten Boxenstopp fast noch eine Runde länger draußen bleiben können, und wahrscheinlich hätte das auch funktioniert", sagte er. "Aber warum sollten wir zu diesem Zeitpunkt des Rennens so ein Risiko eingehen, wo wir nachher noch mal die Möglichkeit hatten, an Alonso vorbei zu kommen?"

Die Gründe für diese Zuversicht lieferte der Gegner. "Alonsos Rundenzeiten deuteten nicht auf einen Geschwindigkeitsvorsprung hin", sagt Brawn. "Ich war nur ganz kurz im zweiten Stint besorgt, als Michael etwas auf Alonso verloren hat. Aber als Alonso dann zum Tanken kam, war das eine große Erleichterung. Da konnten wir unseren Plan verwirklichen und drei Runden länger draußen bleiben."

Was nach einem leichten Sieg aussah, war laut Brawn doch eher eng. "Michael ist eine fantastische Runde gefahren und der Boxenstopp war auch perfekt", sagt er. "Das hat das Ganze leichter aussehen lassen als es war, zumal Fernando in diesen Runden nicht ganz frei fahren konnte."

Nach der weiteren Strategie für die WM gefragt, verraten Brawns Worte, dass Ferrari wie schon immer alles auf die bekannte Nummer eins setzt. Also Schumacher. "Es wäre großartig, wenn Felipe Fernando ein paar Punkte wegnehmen könnte", sagt Brawn. "Das wäre eine große Hilfe."