Am 28. November des vergangenen Jahres begannen die Wintertestfahrten in Vorbereitung auf die F1-Saison 2006. Völlig überraschend tauchte Toyota bereits zu diesem frühen Zeitpunkt mit seinem neuen TF106 in den Boxengassen der spanischen Teststrecken auf.

Damit hatte Toyota zumindest ein Rennen schon gewonnen: Jenes um die erste Fahrzeugfeuertaufe. Zweiter wurde in dieser Disziplin Red Bull Racing. In der letzten Testwoche des Jahres 2005 debütierte der neue RB2 im kühlen Silverstone.

Aber schon damals deutete sich Ungemach bei den roten Bullen an: Der RB2 überhitzte den Ferrari-Motor. Im neuen Jahr verbesserte sich diese Situation kaum. Das Auto stand mehr auf Abschleppwagen und in der Box, als es auf der Strecke unterwegs war. Christian Klien gestand offen ein, dass man wegen der Kühlungsprobleme nicht mehr als drei, vier Runden am Stück fahren konnte.

Kein ungewohntes Bild: Ein RB2 am Haken., Foto: Sutton
Kein ungewohntes Bild: Ein RB2 am Haken., Foto: Sutton

Mittlerweile sollen diese Überhitzungsprobleme behoben sein. Nichtsdestotrotz haben Coulthard und Klien bislang noch keine einzige volle Renndistanz mit dem neuen Boliden zurücklegen können. "Wenn ich in Bahrain ins Ziel kommen sollte", so der Schotte, "dann wäre das meine erste absolvierte Renndistanz."

Sorgen macht er sich deshalb aber nicht; zumindest öffentlich scherzt er: "1998 haben wir mit McLaren auch keine einzige Renndistanz abgespult und beim Saisonstart in Melbourne das gesamte Feld überrundet..."

Mit dem RB2 dürfte ihm dieses Kunststück aber wohl kaum gelingen. Dafür hat man zu viel wertvolle Testzeit verloren. "Wir bezahlen jetzt die Strafe dafür, dass wir zu Beginn der Wintertests kaum fahren konnten", gestand DC gegenüber Autosport ein. "Wir haben nach Toyota als zweites Team das neue Auto debütiert, aber danach haben wir wertvolle Zeit verloren."

Angesichts der 25.000 Testkilometer bei Honda sehen die 7.000 Kilometer von RBR verschwindend gering aus. "Es ist einfach unglaublich", sagt Coulthard.

Viele Testkilometer sind aber kein Garant für Erfolg, dass musste RBR-Leidensgenosse Toyota feststellen. Die Japaner waren die Schnellsten mit ihrem neuen Wagen, aber trotz der neuen Aerodynamik scheint dieser zu langsam zu sein.

"Renault und Honda sind sehr stark. Wir haben hart gearbeitet, aber es wird keine einfache Saison für uns", analysiert Jarno Trulli die Situation. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, aber es wird sehr schwierig." Im Laufe der Saison erwartet sich der Italiener dennoch einen "großen Fortschritt". Spätestens wenn mit dem TF106B in Monaco ein weiteres neues Auto debütieren wird.

Bis dahin sind sich Ralf Schumacher und Jarno Trulli in einem Punkt einig: "Es ist momentan schwierig einzuschätzen, wo wir im Vergleich zur Konkurrenz stehen." Bei drei Sekunden Rückstand auf den Bestzeithalter Anthony Davidson, sah es am Abschlusstesttag in Valencia allerdings nicht gerade berauschend aus.

Am großen Ziel des ersten Sieges halten die beiden Toyota-Fahrer dennoch fest. "Das Team arbeitet immer, es kämpft und gibt sein Bestes um ein Rennen zu gewinnen", ist sich Trulli sicher. "Wie jeder in der F1 ist es unser Ziel ein Rennen zu gewinnen und ich bin mir sicher", fügt Ralf hinzu, "dass 2006 ein interessantes Jahr wird."

Jetzt wird sich zeigen, ob die ersten Neuwagen der 2006er Generation tatsächlich auch auf der Strecke die Ersten sein werden. Oder ob Toyota und Red Bull Racing Opfer eines alten Sprichwortes werden. Dieses lautet bekanntlich: Die Letzten werden die Ersten sein. Auf diesen Fall bezogen würde das bedeuten: Die Ersten werden die Letzten sein.