Die Sonne brennt, der Wind bläst und die Motoren heulen: Es ist ein ganz normaler Testtag auf dem Circuit de Catalunya. Aber ist wirklich alles so normal?

Einsam und verlassen sitzen zwei aus der Ferne nur schwer zu erkennende Personen am oberen Ende einer verwaisten Tribüne. Je näher man dem munter diskutierenden und lachenden Duo kommt, desto mehr nehmen die beiden Zuschauer Formen an. Und desto besser erkennt man unter einer blauen BMW Sauber Teamkappe das lächelnde Gesicht von Nick Heidfeld.

Dieser genießt den Moment der Ruhe sichtlich: Statt sich zusammen mit seinen Ingenieuren in den Telemetrie-Datenausdrucken seines F1.06 zu vergraben oder mit dem Boliden abertausende von Testkilometern abzuspulen, darf er sich heute einmal in aller Ruhe mit seinen Freunden unterhalten und ihnen einen weiteren Einblick in seine F1-Welt verschaffen.

Nick blüht im Freundeskreis richtig auf., Foto: adrivo Sportpresse
Nick blüht im Freundeskreis richtig auf., Foto: adrivo Sportpresse

Nachdem Quick Nick seit dem Jahresbeginn fast in jeder Woche getestet hat, darf er einen Tag vor seinem Testauftakt auf dem Circuit de Catalunya vor den Toren Barcelonas mit Freunden und Familie flachsen und seinen Fanclub an der Strecke begrüßen.

"Es ist toll hier in entspannter Atmosphäre in der Sonne zu sitzen, besonders weil es bei uns in der Schweiz und in Deutschland so kalt und verschneit ist", sagt der sympathische Mönchengladbacher über den gern gesehenen Besuch und die damit verbundene Abwechslung zum Testalltag der vorangegangenen Wochen.

Wenige Minuten bevor er es sich mit seinem Freund und 1. Vorsitzenden des Fanclubs, André Theuerzeit, auf der Tribüne bequem gemacht hat, stand er noch im wahrsten Sinne des Wortes im Mittelpunkt des Geschehens. Im Rahmen der alljährlichen Testfahrten-Reise seines offiziellen Fanclubs sagte er den über 70 angereisten Fanclub-Mitgliedern persönlich hallo.

Umrundet von Autogrammsammlern gab der ansonsten eher schüchterne und stille Zeitgenosse unzählige Autogramme und stand für Fotos sowie einen kleinen Plausch über sein neues Team und die anstehende Saison parat. Jeder Wunsch wurde erfüllt und niemand ging leer aus.

"Die Atmosphäre ist richtig familiär", beschreibt ein Fan die Stimmung im Fanclub. "Es gibt keine Berührungsängste und es ist toll, dass Nick sich die Zeit nimmt für Fotos und Autogramme zur Verfügung zu stehen."

Aus Nicks Sicht sorgen nicht nur die vielen Freunde und Fans für die familiäre Stimmung des Fanclubs. Mit seinem Bruder Sven und seiner Oma empfängt er tatsächlich zwei Familienmitglieder an der Rennstrecke. Beide gehören seit Jahren zu den Stammgästen der Testfahrtenreise des Fanclubs.

"Es sind viele Freunde von früher und Familienmitglieder im Fanclub, die eine gute Stimmung eingebracht haben und darauf achten, dass sich das auch nicht ändert", versucht Nick die Basis für die Fanclub-Großfamilie zu beschreiben. "Es wird alles nicht so ernst genommen und alle haben unglaublich viel Spaß."

Jeder bekam sein Autogramm., Foto: adrivo Sportpresse
Jeder bekam sein Autogramm., Foto: adrivo Sportpresse

Daran besteht nach der vierten Testreise nach Barcelona und der fünften insgesamt kein Zweifel. Wer erlebt hat, wie Nicks und Svens Oma sich über die 'kalten Würstchen' von motorsport-magazin.com Starkoch Steffen Schaffner amüsiert, die Fans selbst beim Strandspaziergang von der Presse 'verfolgt' werden, vegetarische Kost ein gesamtes spanisches Restaurant aus dem Gleichgewicht bringt und ein Doppel-Interview zur großen Lachstunde verkommt, der weiß was die Mitglieder und ihr Idol mit der allgegenwärtigen "familiären Atmosphäre" meinen.

"Die Atmosphäre ist spitzenmäßig", bestätigt der Fan des Jahres 2005 diese These. "Es sind alte und junge Leute dabei. Manche sind schon von Anfang an im Fanclub, andere neu hinzugekommen. Aber man kann sich mit allen über Gott und die Welt unterhalten oder einfach nur über Nick und die Formel 1 fachsimpeln. Darin liegt der große Vorteil und Reiz des Fanclubs."

Angesichts dieser Tatsachen ist es kein Wunder, dass Nick die Arbeit seines Fanclubs als "herausragend" bezeichnet. "Es gibt in der Formel 1 keinen besseren Fanclub", stimmt ihm einer seiner Anhänger voller Überzeugung zu.

"Der Fanclub ist eine große Familie. Daran hat sich seit den Anfängen nichts geändert." Aber nicht nur das: "Nick gibt sich in Fankreisen absolut normal. Er lässt nicht den Superstar raushängen, vor dem man sich verneigen müsste, sondern bleibt auf dem Boden und ist immer für seine Fans da."

So auch an diesem Testfreien Dienstag, an dem er nach dem obligatorischen Treffen mit seinen Fans und dem kurzen Wiedersehen mit Freunden und Familie alle gemeinsam in einem Schumann Reisen Reisebus um den Circuit de Catalunya chauffiert und parallel den Paradetestkurs erklärt. Eben ganz so, wie es sich unter Freunden gehört.