Das ist der Mann, der Red Bulls perfekte Formel-1-Saison ruiniert hat. Diese Errungenschaft kann Carlos Sainz nicht mehr weggenommen werden. Gemeinsam mit einer Reihe an weiteren Highlights überstrahlt das aber ein Jahr, das für den zweiten Ferrari-Piloten in Wahrheit nicht nach Wunsch gelaufen sein kann. Das Problem: Er war eben der Zweite. Das Zeugnis von Motorsport-Magazin.com verdeutlicht.

Carlos Sainz' Qualifying-Statistik 2023

Qualifying / Shootout2023
Bestes Ergebnis1 (2x)
Q3-Teilnahmen25
Ø Ergebnis5,4
Ø Rückstand auf Teamkollegen+ 0,062
Siege im Quali-Duell10 von 28

Carlos Sainz im Qualifying: Es hatte deutlich besser begonnen, als es aufhörte. Zu Saisonbeginn setzte sich der Ferrari-Trend so fort, wie er sich Ende 2022 schon begonnen hatte zu entwickeln. Da hatte Sainz gut zwei Drittel des Jahres damit verbracht, seinen Fahrstil an den neuen Ground-Effect-Ferrari anzupassen und Komfort im Auto zu finden. 2023 hatte er das geschafft, und nach der Sommerpause gelang ihm mit weiteren Detailverbesserungen in diesen Bereichen noch ein Schritt nach vorne.

Der Lohn waren zwei Poles in Serie, Sainz war von FP1 an eins mit dem Auto. Dann war der Spaß vorbei. Seit dem Katar-Shootout gewann Sainz kein Qualifying mehr gegen Charles Leclerc. Das ist sogar besorgniserregender als 2022. Seine Performance wurde nicht viel schlechter. Vielmehr fühlte sich Leclerc nach einem letzten Update wieder wohl. Damit blieb für Sainz die harte Realität übrig: Leclerc ist mit einem passenden Auto je nach Tagesform meist ein bis drei Zehntel schneller. Mit 5,4 ist sein durchschnittlicher Startplatz genau eine Position hinter Leclerc (4,4).

Carlos Sainz' Renn-Statistik 2023

Grand PrixSprint
Bestes ErgebnisSieg (1x)3 (1x)
Ø Zielankunft6,35,3
Ausfälle20
Punkte200
WM-Platz7

Carlos Sainz im Rennen: Das Qualifying spiegelt sich bis zu einem gewissen Grad im Rennen. Sainz schien jedoch zumindest im Spätsommer gerade hier seine ernsthaften Ansprüche zu unterstreichen, für eine Teamleader-Rolle bereit zu sein. Seine Übersicht und sein Renn-Management gipfelten im Sieg von Singapur. Dort hielt er nicht nur immensem Druck stand, sondern schaffte es sogar, einen perfekten DRS-Zug zu orchestrieren, um Attacken seiner Verfolger zu unterbinden.

Auch seine Defensive gegen Leclerc im Kampf um den letzten Podiumsplatz in Monza stach positiv hervor. Dann waren da aber wieder die unauffälligen Rennen. Ein nüchterner Blick könnte leicht dazu verleiten, Sainz' Höhen zu relativieren. Das Renn-Management und die Übersicht waren letztendlich meist besser als die eigentliche Rennpace und das Reifenmanagement.

Carlos Sainz' Entwicklung: Der am Heck weniger aggressive SF-23 kam Sainz zur Saisonmitte entgegen, als er und das Team so richtig verstanden, was es bei der Abstimmung brauchte, um dem Auto die Leistung zu entlocken. Das fiel mit zwei Rennen zusammen, die dem Auto besonders lagen, und katapultierten Sainz an die Spitze des Feldes.

Danach verabschiedete er sich wieder von ganz vorne. Das Bild, das die Ergebnis-Matrix zeichnet, ist schließlich: Je besser der Ferrari zu einer Strecke passte, desto besser war Sainz. Begann der Ferrari auf dem falschen Fuß - was 2023 oftmals die Schuld des Autos war, nicht die des Fahrers - kamen die Ergebnisse nicht. Da half es auch nicht, dass er sich das ganze Jahr gut im SF-23 zurechtfand. Manchmal war dieser SF-23 einfach schwach.

MSM-RankingNote (Platz)
Gesamtnote2,82 (12.)
Redaktionsnote2,80 (14.)
Lesernote2,83 (10.)
Bestes RennenSingapur (1,10 - 1.)
Schlechtestes RennenAbu Dhabi (4,66 - 18.)

Das sagt Carlos Sainz: "Mein Ziel für 2023 mit dieser neuen Generation war, sie besser zu verstehen und schneller zu sein. Im Qualifying und im Rennen. Das habe ich auf jeden Fall geschafft. Ich hatte denke ich das Auto im Qualifying und im Renntrimm besser im Griff. Ich war auch verlässlicher. Ich hatte auch höhere Höhen, daher gewissermaßen auch tiefere Tiefen. Aber die Tiefen von 2023 waren nicht so tief wie die von 2022. Insgesamt war es denke ich eine Saison des Fortschritts."

Das sagt MSM: Diese Selbsteinschätzung von Carlos Sainz ist fair. 2023 war ein Fortschritt gegenüber dem Vorjahr. Das kurze Sommerhoch wirkt aber zum Jahresende hin mehr wie ein Trugschluss. Man fühlt sich an 2021 erinnert. Sainz ist ein Fahrer, der gelegentlich an einem Wochenende mit einem guten Auto ein hervorragendes Ergebnis zusammenzimmern kann. Wenn ihm das Auto entgleitet, schwächelt er.