Ferrari setzte am Brasilien-Wochenende alles auf den Rennsonntag - und dann konnte Charles Leclerc nicht einmal am Rennen teilnehmen. Der Monegasse flog in der Formationsrunde in Kurve 6 ab und musste seinen Boliden anschließend am Streckenrand abstellen. Das Rennen konnte ohne Verzögerung gestartet werden, Startplatz zwei blieb allerdings leer.

"Ich habe die Hydraulik verloren", funkte Leclerc, nachdem er sich in Kurve 6 von der Strecke gedreht und in die Streckenbegrenzung eingeschlagen war. "Es hat sich angefühlt, als wäre es die Hydraulik, aber nach dem Gespräch mit den Ingenieuren glaube ich das nicht mehr", gab sich Leclerc später mystisch. Auflösen wollte er das Rätsel nicht: "Ich kann nicht ins Detail gehen." Teamchef Fred Vasseur war nur unwesentlich mehr zu entlocken: "Es kam wohl von der Elektronik."

Leclerc: Erst Servolenkung, dann Motor weg

Ins Detail ging Leclerc dafür beim Abflug selbst: "Ich habe erst die Servolenkung verloren, dann hat sich der Motor aus Sicherheitsgründen abgeschaltet und die Hinterreifen haben blockiert. Dadurch hatte ich keine Kontrolle mehr über das Auto."

Weil beim Abflug nur der Frontflügel beschädigt wurde, startete er den Motor erneut. "Für 15 Sekunden hatte ich die Hydraulik wieder, dann ging das gleiche von vorne los", so Leclerc. Wenige Meter hinter der Unfallstelle stellte er seinen SF-23 schließlich ab.

Formation Lap mit Polesetter Max Verstappen im Red Bull und Charles Leclerc im Ferrari
Ein letztes Foto, kurz darauf lag Leclerc in der Streckenbegrenzung, Foto: LAT Images

"Warum habe ich so ein verdammtes Pech?", wollte Leclerc noch am Funk wissen. Die Antwort konnte ihm Renningenieur Xavi Marcos Padros nicht geben. "Ich war in dem Moment frustriert", sagte Leclerc später. "Ich habe in der zweiten Saisonhälfte Vertrauen ins Auto gefunden, dann haben wir das gesamte Wochenende für das Rennen geopfert, du startest von P2 und dann kommst du nur sechs Kurven weit..."

Am Sprint-Samstag verzichtete Ferrari sogar in der Qualifikation auf frische Softs, um den besten Satz für das Rennen aufzuheben. Im Sprint war die Scuderia mit zu wenig Kühlung unterwegs - man hatte das Setup für die erwarteten Bedingungen am Sonntag optimiert.

Pechvogel Leclerc: Nur noch Konstrukteurswertung zählt

Für Leclerc war es nicht der erste Rückschlag in der Formel-1-Saison 2023: Schon im ersten Rennen schied er mit einem technischen Defekt aus. Beim zweiten Rennen musste er bereits eine Motorenstrafe absitzen. Zuletzt startete er beim US GP in Austin von Pole, wurde durchgereicht und schließlich disqualifiziert.

"Es ist frustrierend für den Fahrer, so viele Möglichkeiten in einer Saison zu verlieren. Aber lieber habe ich viele Probleme in einer Saison, in der ich um diese Plätze kämpfe, als in einer, in der ich vorne kämpfe - am liebsten habe ich aber gar keine Probleme", stellte er klar. "Morgen wird meine Frustration aber wieder besser sein."

Immerhin ein Wunsch wurde Leclerc erfüllt: "Ich hoffe nur, dass wir nach dem Rennen noch die Chance auf Platz zwei in der Konstrukteurswertung haben, das ist meine ganze Motivation." Teamkollege Carlos Sainz beendete das Rennen auf Platz sechs und holte damit sogar vier Punkte auf Mercedes auf. Zwei Rennen vor dem Ende der Saison liegt Ferrari mit 362 zu 382 Punkten hinter Mercedes zurück.