"Ich freue mich darauf, das Podium für den Rest der Saison nicht mehr zu verlassen." Das sagte Sergio Perez noch voller Selbstbewusstsein nach seinem zweiten Platz beim Großen Preis von Belgien vor der Sommerpause. Doch bereits ein Rennen später sollte sich dieses Versprechen schon nicht mehr bewahrheiten. Der Mexikaner landete bei einem chaotischen Großen Preis der Niederlande auf dem vierten Platz und schmiss die Chancen auf ein Podium beinahe fahrlässig weg.

Perez stoppt in Runde 1 und übernimmt die Führung

Dabei hätte der Start in das Rennen für den Red-Bull-Piloten, der nach einem erneut enttäuschenden Qualifying von Position 7 ins Rennen ging, kaum besser verlaufen können. Denn bereits nach der Hälfte der ersten Runde setzte der erste Regenschauer des Rennsonntags ein und einige Fahrer kamen bereits nach Runde 1 in die Box, um auf die Intermediate-Reifen zu wechseln, unter anderem Sergio Perez. Er war der der vorderste Fahrer, der den Wechsel auf die neuen Reifen wagte - mit Erfolg. Denn nachdem in Runde 2 auch Max Verstappen für den mittlerweile überfälligen Reifenwechsel an die Box fuhr, kam der Weltmeister mit 13 Sekunden Rückstand hinter Perez wieder auf die Strecke. Bereits in Runde 12 war der Vorsprung allerdings wieder auf 2,7 Sekunden geschmolzen.

Podium weggeschmissen! Wurde Perez für Verstappen geopfert? (09:52 Min.)

"Es war Sergios Entscheidung, nach der ersten Runde an die Box zu fahren", deckte Red-Bull-Teamchef Christian Horner nach dem Rennen auf. "Es hat sich ausgezahlt, denn er war der vorderste Fahrer, der auf die Intermediates gegangen ist. Checo hatte dann die Aufgabe, eine Lücke gegenüber den Fahrern hinter ihm herauszufahren. Aber Verstappens Pace war einfach zu stark, ich glaube, zwischendurch hat er ihm in drei Runden sieben Sekunden abgenommen."

Perez hingegen hatte eine eindeutige Erklärung für den Geschwindigkeitsunterschied zu seinem Teamkollegen: "Wir haben mit mehr Regen gerechnet", erklärte der Mexikaner. "Außerdem war die Strecke an einigen Stellen noch trocken. Wenn ich mehr gepusht hätte, hätte ich die Reifen kaputt gemacht"

Perez im Regen von Zandvoort
Das Renngeschehen in zandvoort war durch das Wetter bestimmt, Foto: LAT Images

Perez kassiert Verstappen-Undercut: Unfair von Red Bull?

In Runde 11 ging die Reifenlotterie von Zandvoort in die zweite Runde, als von den vorderen Fahrern Guanyu Zhou, Fernando Alonso und Carlos Sainz wieder auf die Slick-Reifen wechselten. Nach einem Blick auf die Zeiten der Soft-Runner im Feld zog Red Bull ebenfalls nach, allerdings nicht mit Sergio Perez, der als in Führung liegender Fahrer normalerweise den Vorzug bei der Strategie erhalten sollte.

Stattdessen wurde zuerst Verstappen an die Box beordert - Perez folgte eine Runde später. Doch bis dahin war der Niederländer im Fernduell der beiden Red-Bull-Piloten bereits vorbeigezogen und Verstappen übernahm bei seinem Heim GP erneut die Führung. "Das Team hatte mehr Informationen als ich zu dem Zeitpunkt. Wir werden das beim Debriefing besprechen. Ich bin mir sicher, es gab einen Grund dafür", kommentierte Perez die Bevorzugung von Verstappen unmittelbar nach dem Rennen.

Den geforderten Grund konnte sein Teamchef Christian Horner liefern. "Wir kamen an den 'Crossover-Punkt', als wir bei Albon sehen konnten, dass die Strecke auf den Slicks zum Leben erwacht ist", erklärte Horner. "Gasly und Alonso sind als erstes in die Box gekommen. Hätten wir Checo also zuerst reingeholt, hätten beide den Undercut gegen Max machen können. Deshalb haben wir Max zuerst reingeholt, mit dem Risiko, dass Max den Undercut gegen Checo schafft. So sind wir aber als Team auf den Positionen 1 und 2 zwei geblieben."

Boxenstopp Nummer 4: Perez schmeißt Podium weg

Ab diesem Zeitpunkt entwickelte sich das Rennen für Perez zu einem Desaster. Nach wiederkehrendem Regen fuhr Perez in Runde 61 erneut an die Box, um sich Intermediate-Reifen geben zu lassen. Das Problem: Er informierte sein Team darüber viel zu spät. Die in dieser Saison tadellos arbeitende Red-Bull-Crew war daraufhin nicht vorbereitet und der Reifenwechsel dauerte knapp 11 Sekunden.

Red Bull-Fahrer Sergio Perez
Hatte sichtbar Probleme im Regen von Zandvoort: Sergio Perez, Foto: LAT Images

Als der Regen immer stärker wurde, drehte sich der Mexikaner zwei Runden später in Kurve 1 von der Strecke, schlug dabei sogar leicht mit dem Heckflügel in der TecPro-Barriere ein und schenkte Fernando Alonso den zweiten Platz. Bei dem Reifenwechsel in der gleichen Runde dann die nächsten beiden Missgeschicke: Zunächst kollidierte Perez mit der Boxenmauer und beschädigte dabei seinen Frontflügel. Dadurch konnte der Mexikaner vor der Geschwindigkeitsmessung in der Boxengasse nicht mehr rechtzeitig bremsen und er überschritt die in der Boxengasse erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Die dafür fällige Zeitstrafe versetzte Perez nach dem Rennen hinter Pierre Gasly auf den vierten Platz.