Die Formel 1 boomt wie noch nie in ihrer 72-jährigen Geschichte. Ausverkaufte Rennen, eine endlose Liste an interessierten Austragungsorten und selbst neue Teams stehen Schlange. Mit Audi und Porsche überlegt der Volkswagen-Konzern sogar mit zwei Marken in die Formel 1 einzusteigen.

Warum einsteigen, wenn es auch anders geht? Diese Frage stellt sich Stellantis-Boss Carlos Tavares. Der Portugiese, der dem viertgrößten Automobilhersteller der Welt vorsteht, besuchte am vergangenen Wochenende in Imola 'sein' Team. Tavares war zusammen mit Alfa-Boss Jean-Philippe Imparato bei Sauber zu Gast.

Alfa Romeo ist eine der 14 Marken, die unter Stellantis firmieren. 2021 fusionierten die beiden Automobil-Riesen FCA (Fiat Chrysler) und PSA (Peugeot) zum neuen Giganten am Automobil-Horizont.

Von links nach rechts: Alfa-Boss Jean-Philippe Imparato, Sauber-Teamchef Fred Vasseur und Stellantis-Boss Carlos Tavares, Foto: Stellantis / Alfa Romeo
Von links nach rechts: Alfa-Boss Jean-Philippe Imparato, Sauber-Teamchef Fred Vasseur und Stellantis-Boss Carlos Tavares, Foto: Stellantis / Alfa Romeo

Tavares 'erbte' als PSA-Mann dabei die Partnerschaft der FCA-Tochter Alfa Romeo und Sauber F1. Unter dem Stellantis-Konzernboss wurde der Deal aber inzwischen verlängert, im Juli steht eine erneute Entscheidung darüber an. Seit 2017 geht der Schweizer Traditionsrennstall nun schon unter dem Namen der italienischen Automarke an den Start.

Alfa nicht im Formel-1-Team involviert

Dabei kommt beim Sauber C42 - wie schon bei seinen Vorgängern - keine einzige Schraube von Alfa. Die Italiener sind nicht mehr und nicht weniger als ein Titelsponsor. Es ist der Gegenentwurf zu Mercedes. Die Stuttgartet kauften beim Formel-1-Comeback 2010 das Brawn-Team komplett.

"Wir bekommen für unser Geld etwas zurück. Der Return of Investment lässt sich ganz einfach bemessen", rechtfertigt Tavares das Geschäftsmodell gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Der positive mediale Einfluss der Formel 1 kann gemessen werden. Demgegenüber steht der [finanzielle] Beitrag, den wir leisten."

"Solange die Zuseherschaft wächst und die die Ergebnisse von Alfa Romeo Sauber gut sind, ist es ein gutes Return of Investment. Aus dieser Perspektive ist es ein guter Deal", so der mächtige Automobilmanager.

Mercedes ging All in und kaufte gleich ein ganzes Formel-1-Team, Foto: Sutton
Mercedes ging All in und kaufte gleich ein ganzes Formel-1-Team, Foto: Sutton

Aber macht das Modell tatsächlich Sinn? Tavares lobt die Budgetobergrenze: "Die Formel 1 sollte daran festhalten. Wenn wir weiter daran arbeiten, wird das Return of Investment besser." Tatsächlich können Formel-1-Teams durch die Budgetdeckelung erstmals Geld verdienen, Alfa Romeo wird davon aber nicht profitieren.

Neue Formel 1 auch ein Geschäftsmodell

Um Geld zu verdienen, muss man im Team involviert sein. Das Alfa-Modell wird immer ein Bezahl-Modell bleiben - egal wie viele Millionen nötig sind, um ein Formel-1-Team zu betreiben. Vor der Budgetobergrenze war das Titelsponsoring ein preiswerter Weg, um seinen Namen in die Formel 1 zu bringen. Daimler musste das Mercedes-Budget jährlich um viele Millionen aufstocken. Das ist nun nicht mehr nötig.

Trotzdem verteidigt Tavares den Alfa-Weg: "Wir haben eine starke Partnerschaft und sie funktioniert. Es ist nicht fair, diese starke Partnerschaft zu kritisieren. Warum sollte es nur einen Weg geben, in der Formel 1 zu sein? Warum soll dieser eine Weg sein, ein Team zu besitzen? Es gibt nicht nur den einen Weg, es ist nichts falsch daran, eine starke Partnerschaft zu haben. Man sollte offen dafür sein, dass es mehr als nur ein Businessmodell gibt."

Die Haltung des Portugiesen kommt nicht von ungefähr. Sauber könnte mittelfristig nicht mehr als Partner zur Verfügung stehen. Sollte Audi einsteigen, könnte der Rennstall in Hinwil übernommen werden. Tavares hält sich aus allen Spekulationen heraus: " Was in Zukunft passiert? Wir wissen es nicht, diese Welt ist ein Chaos. Werden sehen, was in Zukunft passiert."

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