Der Sonntagvormittag an den Grand Prix-Wochenenden. Jahrzehntelang der Platz für das Warm Up, in dem die Formel 1-Piloten noch ein letztes Mal ihre Boliden einstellten, und damit auch auf die Bedingungen des Tages reagieren konnten. Danach kam das Nichts, viele haben es auch mit "Vogelgezwitscher" umschrieben. In Japan 2004 und am Beginn dieser Saison war es vorbei mit der Ruhe - das Sonntags-Qualifying feierte seinen Einzug. Doch nach einem halben Jahr wurde es gestrichen, seither ist in Sachen Formel 1 wieder Funkstille vor dem Rennstart. Wobei manch einer beim zweiten Lauf der GP2-Serie, der, oft gemeinsam mit dem Porsche Supercup, am Sonntagvormittag ausgetragen wird, mehr Action gesehen haben will als bei den Königen...

Doch jetzt geistert eine brandneue Idee für den Sonntagvormittag durch das Fahrerlager. Ehemalige Formel 1-Piloten, und zwar ausgesprochene Senioren, welche das Alter von 45 Jahren überschritten haben, sollen in Porsche Boxters gegeneinander antreten. Für diese Seniorenrennen soll jener Platz im Zeitplan genützt werden, der bislang dem Porsche Supercup zur Verfügung stand. Die Porsche Seniors Tour würde also nicht über die gesamte Formel 1-Tour dabei sein. Alain Prost, Nigel Mansell oder gar Niki Lauda und viele andere Heroes der letzten Jahrzehnte, die in gleichwertigen Autos um den Sieg fighten - ein verlockender Gedanke.

Den Segen von Bernie Ecclestone hätte man - der "Zirkusdirektor" zu ITV: "Das ist eine exzellente Idee, die meine volle Unterstützung hat. Alles, was zur Verbesserung des Gesamtpakets an einem GP-Wochenende beiträgt, ist eine gute Idee. Und Porsche würde es lieben." Ex-F1-Pilot Martin Brundle ist auch begeistert: "Eine großartige Idee - ihr könnt mich dazuzählen."

Alain Prost könnte die neue Serie auch gefallen., Foto: DTM
Alain Prost könnte die neue Serie auch gefallen., Foto: DTM

Das "Seniorenfieber" ist nicht nur im Motorsport ausgebrochen, auch in anderen Sportarten wie Tennis gibt es längst sehr beliebte Seniorenbewerbe. Was die Formel 1-Helden betrifft, ist die Porsche Seniors Tour nicht die erste ihrer Art. Die Grand Prix Masters Serie, in der die Lebendlegenden in Einheits-Monopostos antreten sollen, ist als Alternative zur GP-Saison, über den Winter, gedacht.

Grand Prix Masters-Boliden zu schnell für die Altstars?

In der aktuellen Ausgabe des F1 Racing Magazine wird jedoch spekuliert, dass die rund 600 PS starken Einheits-Chassis aus dem Hause Delta Motorsport möglicherweise doch zu schnell für die alten Herren sein könnten. Deshalb wären sie in der Porsche Seniors Tour wohl besser aufgehoben, heißt es da. Die GPM-Verantwortlichen wird das wohl weniger freuen, im November soll das erste Testrennen im südafrikanischen Kyalami über die Bühne gehen.

Wie auch immer - die Porsche Seniors Tour klingt jedenfalls höchst interessant. Im Gegensatz zu dem Trauerspiel eines "Grand Prix der Legenden" im Rahmen der DTM auf dem Norisring, in dem man Kaliber wie Prost oder Mansell im 30 Sekunden-Abstand ein paar Runden mit Democharakter drehen ließ, würde man bei dieser Seniorenserie nicht nur mit klingenden Namen, sondern tatsächlich mit Überholmanövern verwöhnt werden. Eine grandiose Idee. Jetzt fehlt nur noch die Umsetzung. Und nebenbei bemerkt müsste man dann halt auch irgendwann doch noch ein GP- beziehungsweise Qualifying-Format für die Formel 1-Saison 2006 beschließen...