Je näher die Sommerpause der Formel 1 rückt, desto mehr Ressourcen verlagern die Teams von der Entwicklung des aktuellen Autos auf jene des nächstjährigen Wagens. Während die großen Rennställe mehr Spielraum haben, um zwei Projekte gleichzeitig zu betreiben, muss bei den kleinen Teams ganz genau kalkuliert werden, ob es sich lohnt, am momentanen Boliden weiterzuarbeiten, zumal das 2017er-Reglement grundlegenden Änderungen unterworfen ist.

Keine Ausnahme stellt diesbezüglich natürlich Manor dar, das trotz einiger Bemühungen nach wie vor das Schlusslicht des Feldes darstellt. Dennoch ist man bestrebt, am 2016er-Auto weiterzutüfteln, und die Saison nicht bereits nach einem Drittel aufzugeben. "Wir arbeiten momentan am 2017er-Auto, arbeiten aber auch weiterhin hart am 2016er-Auto, weil wir aus diesem Jahr herausholen müssen, was geht", erklärt Renndirektor Dave Ryan gegenüber Autosport.

Die Überlegungen sind freilich auch finanzieller Natur. Manor kämpft mit Sauber um den zehnten Platz in der Konstrukteurs-Wertung, der gegenüber dem elften Rang wesentlich höhere Preisgelder bedeutet. Beim ebenfalls noch punktelosen Sauber-Team gibt es momentan kein Geld für neue Teile - Manors große Chance, um die Schweizer hinter sich zu lassen.

"Wir sind es auch unseren Fahrern schuldig, ihnen das bestmögliche Auto zu geben, und niemand von uns möchte einfach herumsitzen und auf das nächste Jahr warten. Wenn man das macht, endet man im Nirgendwo", ist Ryan fester Überzeugung, der hervorstreicht, wie groß die Fortschritte sind, die Manor gegenüber dem vergangenen Jahr gelungen sind.

Manor liebt Highspeed

Geschuldet sind diese Fortschritte nicht zuletzt dem Wechsel von alten Ferrari- auf aktuelle Mercedes-Motoren, zudem bezieht Manor das Getriebe nun von Williams. Der Nachholbedarf beschränkt sich somit in erster Linie auf das Chassis, was jüngst in Monaco deutlich wurde, wo Pascal Wehrlein und Rio Haryanto die Ziellinie als Letzte mit mehreren Runden Rückstand überquerten.

"Bei den Topspeeds sind wir immer die Schnellsten. Das liegt daran, weil wir nicht mehr Abtrieb haben. Wir würden gerne mehr Abtrieb fahren, aber momentan haben wir wenig. Deshalb sind wir auf Strecken, die viel Abtrieb brauchen - wie Monaco, Barcelona - nicht konkurrenzfähig", erläutert Wehrlein im Interview mit Motorsport-Magazin.com, woran es bei Manor hakt.

Gute Chancen auf ein starkes Ergebnis rechnet sich Manor demnach vor allem auf Highspeed-Kursen wie Montreal, Monza oder Spa aus, wo der Vorteil der Mercedes-Power voll ausgespielt werden kann. "Das Team arbeitet sehr hart und man spürt es auch als Fahrer, dass das Team extrem hart pusht", versichert Wehrlein. "Wir haben jetzt immer mal wieder ein paar kleinere Updates gebracht. Und für so ein kleines Team, wie wir es sind, ist das schon beeindruckend."