Die zentrale Frage in Brasilien ist allem Anschein nach, welcher der beiden Red-Bull-Piloten gewinnt. Verabschiedet sich Mark Webber mit einem Sieg aus der Formel 1 oder setzt Sebastian Vettel seine in Belgien begonnene Rekordsiegesserie fort? Webber gewann zuletzt 2012 in Silverstone, doch Teamchef Christian Horner ist überzeugt, dass er den Teamkollegen in Sao Paulo schlagen und seinen zehnten Karriereerfolg einfahren kann.

"Mark war hier immer sehr schnell. Statistisch gesehen muss man sagen, dass es mit Sebastians Form im Moment sehr schwierig für ihn wird, aber man sollte nie nie sagen", meinte Horner gegenüber Autosport. "Die Wettervorhersage sieht für das ganze Wochenende ungewiss aus, daher sieht es danach aus, als sollte es ein anderes Element geben. Es ist eine Strecke, auf der sich Mark hervorgetan hat, er hat hier schon zwei Mal gewonnen und er hat sich hier immer sehr gut geschlagen", nannte er seine Argumente.

Ex-'first lap nutcase' Grosjean brandgefährlich

Vettel hat an das vergangene Jahr in Interlagos gemischte Erinnerungen, denn nach einem Unfall in der ersten Runde musste er sich mühsam zurückkämpfen, um den Titel nicht in letzter Minute einzubüßen. "Das Rennen im letzten Jahr war auf vielerlei Weise verrückt, aber es ist schön, sich daran zu erinnern, denn es nahm ein gutes Ende", kann er letztendlich entspannt zurückblicken. Vettel freut sich schon fast auf chaotische Bedingungen, denn: "Wenn es regnet, macht es das ein wenig chaotisch, aber es gibt einem die Chance, etwas Herausragendes zu leisten und besser als der Rest zu sein." Wenn er dies erneut ist, kann er seinen eigenen Rekord von acht Siegen in Folge in einer Saison übertreffen.

Etwas dagegen hat Lotus-Pilot Romain Grosjean, der nach sechs Podestplätzen in dieser Saison auf den ersten Sieg schielt. "Ich denke, dass wir hier gewinnen können - deshalb bin ich hier", gab er sich am Donnerstag kampflustig. "Das ist unser Ziel." In Austin war es ihm bereits gelungen, zumindest einen Red Bull hinter sich zu lassen. Dabei zeigte er, dass er seine einstige Schwäche - den Start - in eine Stärke umgewandelt hat. Wenn er sich erneut in den vorderen Reihen qualifiziert, ist der Schweizer mit französischer Rennlizenz brandgefährlich.

Vettel selbst bei Schnee unschlagbar

Die Mercedes-Piloten rechnen sich nur geringe Chancen auf den Sieg aus. Danach gefragt, wie er in Brasilien am besten gewinnen kann, meinte Lewis Hamilton: "Wenn Vettel nicht ins Ziel kommt. Selbst wenn es regnet, hat er mehr Downforce, sein Auto funktioniert viel besser. Egal bei welchem Wetter: Seines ist besser, selbst wenn es schneit! In diesem Sinne ist die Hoffnung also nicht allzu groß", gestand er. "Red Bull hat sich enorm gesteigert. Die haben einen Sprung gemacht, der völlig unnatürlich war. Es war in den vergangenen Jahren ihre große Stärke, auch zum Ende heraus noch einmal richtig angasen zu können", zog auch Nico Rosberg vor der Konkurrenz den Hut.

Klettert Felipe Massa ein letztes Mal für Ferrari aufs Podest?, Foto: Sutton
Klettert Felipe Massa ein letztes Mal für Ferrari aufs Podest?, Foto: Sutton

Bei Ferrari scheint Fernando Alonso sehr damit beschäftigt zu sein, sich mit Luca di Montezemolo Wortgefechte zu liefern. Ob er da noch Zeit findet, sich eine Strategie zu überlegen, wie er erneut aufs Podium fahren kann? Felipe Massa hat sich zu seinem Abschiedsrennen mit Ferrari Gedanken über das Podest gemacht. "Die Streckencharakteristik ist anders als in Austin, also hoffe ich, dass ich hier die Reifen hundertprozentig nutzen und damit auch alles aus dem Auto herausholen kann. Wenn wir perfekte Arbeit abliefern, besteht sogar eine Chance, aufs Podium zu kommen", sagte er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "So meine Zeit bei Ferrari zu beenden, das würde mir sehr viel bedeuten. Aber wenn man sich unser Auto anschaut, das nun einmal nicht das Allerschnellste ist, muss alles perfekt funktionieren, um ein gutes Ergebnis zu erzielen."