Vor genau 40 Jahren fand in Interlagos erstmals ein Lauf zur Formel-1-Weltmeisterschaft statt. Damals gewann Lokalmatador Emerson Fittipaldi auf der 7,960 Kilometer langen Strecke seinen Heim-Grand-Prix. Seitdem hat sich vieles geändert. Der Kurs wurde deutlich auf 4,309 Kilometer reduziert und mehrmals modernisiert. Dennoch wurde das Autodromo Jose Carlos Pace nie zu einer Retortenstrecke, wie es bei anderen Traditionskursen wie dem Hockenheimring passierte. Die Strecke zeichnet sich vor allem durch zwei stark unterschiedliche Streckenabschnitte aus.

2001 lieferten sich Michael Schumacher und Juan-Pablo Montoya im Senna-S ein packendes Duell, Foto: Sutton
2001 lieferten sich Michael Schumacher und Juan-Pablo Montoya im Senna-S ein packendes Duell, Foto: Sutton

Einerseits gibt es mit dem langen Vollgasabschnitt bei Start und Ziel und der darauf folgenden schnellen Kurve drei sowie der Gerade hin zu Kurve vier eine Highspeedpassage, die nur vom Senna-S am Ende der Start-Ziel-Geraden unterbrochen wird. Hier bieten sich gleichzeitig die besten Überholmöglichkeiten im Rennen. Das Senna-S ist traditionell der Ort für Angriffe auf den Vordermann, was durch die Einführung einer DRS-Zone vor der Schikane zuletzt zusätzlich erleichtert wurde. Die zweite DRS-Zone folgt direkt nach Kurve drei und ermöglicht somit Attacken auf der zweiten langen Geraden bis hin zur Anbremszone von Kurve vier. "Die erste Kurve ist eine super Überholmöglichkeit und man kann praktisch Seite an Seite bis zu Kurve vier gegeneinander kämpfen, was wirklich unbeschreiblich ist", beschreibt Sergio Perez diesen Streckenteil.

Im Anschluss geht es in das Infield des Kurses, das einen völlig anderen Charakter aufweist. Zahlreiche enge Kurven sorgen für einen technisch anspruchsvollen Abschnitt, der die Piloten zu 100 Prozent fordert, wie Pastor Maldonado bestätigt: "Das ist technisch sehr anspruchsvoll, zudem ist der Fahrbahnbelag trotz einer jüngsten Erneuerung bisweilen äußerst wellig, was von Fahrer und Rennwagen gute Reaktionen verlangt." Es gilt also, beim Setup einen guten Kompromiss zwischen den Hochgeschwindigkeitsabschnitten und dem langsamen, aber technisch anspruchsvollen Infield zu finden.

Die Herausforderung, die diese Strecke bietet, ist auch der Grund warum viele Fahrer sie so schätzen. "Es ist eine fantastische Strecke. Es gibt wirklich keinen Teil, der nicht perfekt ist", so Romain Grosjean. Doch auch die besondere Stimmung auf der hügeligen Anlage ist ein Merkmal des Rennens, wie Mark Webber erklärt: "Die Strecke sitzt in einem Kessel, es fühlt sich an wie in einem Amphitheater. Es ist wie Brands Hatch in England, wo die Zuschauer fast auf den Autos sitzen."

Ein weiterer Aspekt, der in Interlagos immer für spektakuläre Rennen sorgt, ist das Wetter. Häufig ändern sich die Verhältnisse mehrmals am Wochenende oder sogar während dem Grand Prix. Große Hitze wechselt sich mit sintflutartigen Regenfällen ab und heftige Abflüge, Kollisionen, Chaos in den Boxen und Safety-Car-Phasen stehen an der Tagesordnung. So bekamen die Zuseher in Brasilien schon zahlreiche Krimis in den diversen WM-Finalis zu sehen. Die Titelentscheidung ist in dieser Saison bereits gefallen, die Chancen auf ein spektakuläres Rennen stehen aber kaum wo besser als in Interlagos.