So hatte sich Romain Grosjean sein Monaco-Wochenende sicher nicht vorgestellt: Abseits der Tatsache, dass er beim Bäcker in der Früh wie gewohnt französisch sprechen konnte, gab es für ihn im Fürstentum überhaupt nichts Erfreuliches festzustellen. Bereits in den Trainingssessions setzte Grosjean seinen Lotus E21 gleich mehrmals in die Mauer. Von Mal zu Mal wurde es ihm bei seiner Rückkehr in die Boxen peinlicher, sich bei den Mechanikern für die viele verursachte Arbeit zu entschuldigen - das war Grosjean deutlich anzusehen. Im Rennen fand er dann weder zu seiner Pace noch einen fehlerfreien Weg durch das enge Geschlängel in den Häuserschluchten Monte Carlos. Das unrühmliche Ende: Seine Kollision mit Daniel Ricciardo.

Bei der Anfahrt zur Hafenschikane war er auf den Australier aufgefahren und diesem anschließend übermütig ins Heck gekracht. Wo Grosjean in diesem Moment eigentlich hin wollte und wo er seinen Bremspunkt setzte, wusste danach wohl nur er selbst. Auf großes Unverständnis stieß die Aktion auch auf Seiten der Regelhüter. Die Rennkommissare zögerten nicht lange und sprachen eine Rückversetzung um zehn Startplätze in der Startaufstellung für das nächste Rennen in Kanada aus. Vielleicht wäre Grosjean glimpflicher davongekommen, wäre es sein erstes Vergehen dieser Art gewesen. Spätestens seit seiner unrühmlichen Monza-Sperre für den Startunfall in Spa 2012 ist Grosjean aber der prominenteste aller Wiederholungtäter. An das Vorjahr fühlte sich somit manch einer erinnert, als er am Sonntag den schwarz-goldenen Boliden des 27-Jährigen mit demolierter Nase und in langsamer Fahrt über die Piste im Fürstentum zurück an die Box schleichen sah.

Coulthard spottet: Bald keine Ersatzteile mehr

Und schon war der Frontflügel ab: Grosjean kam nicht fehlerfrei durchs Rennen, Foto: Sutton
Und schon war der Frontflügel ab: Grosjean kam nicht fehlerfrei durchs Rennen, Foto: Sutton

Unter den kopfschüttelnden Beobachtern dieser Szenerie befand sich auch Doppelweltmeister Mika Häkkinen. Der ehemalige McLaren-Pilot zeigte sich wenig begeistert von Grosjeans Fahrweise. "Ich denke, dass bei ihm ein leichter Klaps auf den Hinterkopf nicht mehr ausreicht", so der Finne im heimischen Fernsehen. "Bei ihm muss jetzt einmal wirklich etwas passieren... und ich bin mir auch sicher, dass das Team genauso darüber nachdenkt, etwas zu unternehmen." Zwar ist Grosjean unbestritten schnell, verfügt somit also über das wichtigste Rüstzeug für einen erfolgreichen F1-Piloten - scheinbar hat er seine Nerven und das Geschehen auf der Strecke aber zu selten im Griff. Schon Ende 2012 schien seine Karriere deshalb in Gefahr - letztendlich stattete ihn Renault abermals mit einem neuen Vertrag aus, nicht jedoch ohne den Zusatz, dass es Grosjeans letzte Chance sei, die er nützen müsse.

David Coulthard, ebenfalls als Experte im Fahrerlager von Monaco im Einsatz, sah nicht, dass der Franzose das derzeit jedoch besonders gut umsetze. "Er beweist, dass es eben doch nicht genug ist, nur reinen Speed zu zeigen", kritisierte der Schotte den Lotus-Piloten. "Er hat hier wirklich eine ganze Menge Schaden angerichtet und ich glaube nicht, dass Lotus derzeit besonders im Geld schwimmt", konnte sich Coulthard eine Bemerkung zu den anhaltenden Gerüchten über eine Finanzkrise beim Team aus Enstone nicht verkneifen. So müsse man sich eventuell Sorgen machen, dass Lotus die Ersatzteile ausgingen, lachte der Ex-Red-Bull-Pilot, für den feststand: "Vier Unfälle an einem Wochenende - das hat Lotus sicher nicht erwartet."

Kritik an Ricciardos Übervorsicht

Grosjean selbst wollte davon jedoch nichts hören. Zwar räumte er die Trainingsunfälle als eigene Fehler ein und nahm diese auf seine Kappe - was blieb ihm auch anderes übrig? Bezogen auf den Rennzwischenfall sah es aber schon anders aus. "Ich bin Ricciardo 61 Runden lang hinterhergefahren und er hatte wirklich Probleme mit seinen Hinterreifen und eine Menge Graining", so Grosjean, der angab, dass sein Konkurrent keinen Grip mehr gehabt habe. "Im Tunnel war ich dann nah an ihm dran und wurde anschließend von der Tatsache überrascht, dass er mitten auf der Strecke gebremst hat", sah der Franzose die Schuld für den Unfall eher an der Übervorsicht des Toro-Rosso-Piloten liegen als an seiner Ungestümheit.

Zu große Sorgen über seine Zukunft wollte sich Grosjean ebenso wenig machen. "Die ersten Rennen der Saison waren hart, denn wir konnten mit dem Auto keine Abstimmung finden, die mir gepasst hat", erklärte der GP2-Champion von 2011. Nun seien die Probleme aber aussortiert. "Bahrain war gut und in Barcelona belegten die Simulationen auch, dass es im Rennen für P3 gereicht hätte... dann gab es aber ein mechanisches Problem", wollte Grosjean einen allgemeinen Aufwärtstrend bei seiner Performance ausmachen. "In Monaco habe ich das Qualifying nicht gut hingekriegt und dann kann man von Platz 14 aus hier eben nicht mehr viel machen", so der Lotus-Fahrer. "Es stimmt schon: Ich hatte hier ein paar Mauerberührungen zu viel, aber wir haben das Auto trotzdem weiter verbessert und ab Kanada sollte alles wieder gut sein."