Die Paydriver-Diskussion in der Formel 1 ist noch nicht abgeflaut. Flavio Briatore sieht, wie nicht wenige, das Problem in den horrenden Kosten, die die Formel-1-Rennställe zu stemmen haben. Er wünscht sich ein Modell wie in den 90er-Jahren zurück, als die Rennställe nach privatwirtschaftlichem Vorbild gewinnbringend arbeiten mussten. Bezahlfahrer seien dabei nicht so häufig gewesen wie oftmals behauptet. Wenn Fahrer zur Kostendeckelung benutzt werden, würde die Qualität des Fahrerfeldes leiden.

"Das Problem, das die Formel 1 im Moment hat, ist, dass drei oder vier Teams ihre Fahrer bezahlen und beim Rest ist es der Fahrer, der dafür bezahlt, Rennen zu fahren", schildert der 63-Jährige gegenüber Autosport die jetzige Situation aus seiner Sicht. Der Grund dafür liegt auf der Hand: "Wir haben darüber schon oft gesprochen, das Problem bleibt das gleiche: Die Unterhaltskosten für ein Team sind astronomisch." Dabei spiele es keine Rolle, wie die Verteilung des Geldes zwischen der FOM (Formula One Management) und den Teams aussehe: "Das Geld wird ausgegeben."

Briatore schwärmt von den alten Zeiten, Foto: Sutton
Briatore schwärmt von den alten Zeiten, Foto: Sutton

Er sieht in der gegenwärtigen Entwicklung einen gefährlichen Trend, der die Formel 1 als Königsklasse hinterfragt: "Wenn der Fahrer bezahlt, dann bin ich nicht sicher, ob wir letzten Endes die besten Fahrer in der Formel 1 haben. Ich habe noch nie einen Paydriver gesehen, der wirklich schnell ist." Auch das Argument, Bezahlfahrer hätte es schon immer gegeben, will er nicht gelten lassen: " So war das vorher nie. Wir haben unsere Fahrer bei Benetton bezahlt; vielleicht haben wir ihnen nicht viel gezahlt, aber wir haben sie bezahlt. Ein Team wie Jordan zahlte zumindest einen Fahrer. Jetzt ist das ganz anders."

Hohe Kosten zwingen zu neuen Geschäftsmodellen

Briatore fährt fort, dass die weltwirtschaftliche Krise nicht als Ausrede herhalten dürfe: "Okay, es gibt weltweit eine große Krise, aber ich glaube nicht, dass die Formel 1 das je wirklich gespürt hat. Oder sie haben vergessen, dass es eine Krise gibt", kritisiert er die Ausgabenpolitik der Teams weiter heftig. Die großen Budgets können sich gefährlich auf die Formel 1 auswirken, wie er findet: "Soweit ich weiß, kämpfen viele Teams. Für eine gesunde Formel 1 braucht man gesunde Teams."

Um es richtig zu machen, müsse man sich nur an die 90er-Jahre erinnern, als Briatore selbst Teamchef gewesen ist: "Während meiner Zeit bei Benetton haben wir jedes Jahr einen Gewinn erwirtschaftet. Und wir haben diesen Gewinn in die Fabrik und das Team investiert. Es gab eine Warteliste mit Teams, die versuchten, in die Formel 1 zu kommen. Wir hatten um sechs Uhr in der Früh ein Vor-Qualifying. Es war ein Geschäft." Und um in einem Geschäft etwas zu entwickeln, müsse man Gewinn machen. Der Sponsor sorge für den Gewinn, und deshalb sei der Fahrer jetzt Teil des Budgets: "In unserem Budget war der Fahrer ein Kostenpunkt. Nun ist er, die vier Top-Teams ausgenommen, eine Einnahmenquelle."