Nach den ersten vier Testtagen in Jerez geht es nun richtig los. Ab Dienstag testen die Formel-1-Teams vier Tage in Barcelona. "Jerez ist nicht so aussagekräftig, wie man es sich für den Anfang des Jahres wünscht, denn die Strecke verschleißt die Reifen sehr", urteilte Dreifachweltmeister Sebastian Vettel am Ende der ersten Testphase in Südspanien.

Die Strecke

Mit Barcelona steht nun der Gradmesser schlechthin auf dem Programm. Eine alte Formel-1-Weißheit besagt: Wer auf dem Circuit de Catalunya schnell ist, ist es nahezu überall. Umso wichtiger ist für die elf Teams der erste Test auf dem 4,655 Kilometer langen Kurs, der nur 32 Kilometer von Barcelona entfernt liegt.

Auf der langen Start/Zielgeraden ist Top-Speed gefordert, Foto: Sutton
Auf der langen Start/Zielgeraden ist Top-Speed gefordert, Foto: Sutton

Das anspruchsvolle Streckenlayout bietet eine gute Leistungsübersicht. Während auf der langen Start/Zielgeraden viel Top-Speed gefordert ist, bietet speziell der dritte Streckenabschnitt eine Aneinanderreihung unterschiedlichster Kurven. Hier gilt es, einen guten Kompromiss in Sachen Setup zu finden, wobei die Teams zunächst viele Veränderungen vornehmen werden, um zu sehen, wie die neuen Boliden reagieren.

Die Reifen

In Jerez waren die Klagen der Piloten groß, dass eine wirkliche Evaluierung der Pirelli-Pneus nur schwer möglich war. "Die Rahmenbedingungen in Jerez waren in diesem Jahr alles andere als ideal. Der Asphalt ist extrem rau", schilderte Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery. Die meisten Piloten sprachen von lediglich einer schnellen Runde, bevor der Abbau einsetzte. Das soll in Barcelona nicht passieren, wenngleich auch der Circuit de Catalunya als anspruchsvoll gilt.

Durch die zehn Rechtskurven - im Verhältnis zu sechs Linkskurven - wird primär der linke Vorderreifen gefordert. Das gilt vor allem für das Ende des ersten Sektors, das mit einer langgezogenen Rechtskurve eingeleitet wird, die im fünften Gang mit 235 km/h durchfahren wird. In diesem Bereich wirken rund 3,9 G auf Fahrer und Material. Gleichzeitig werden im letzten Streckenabschnitt vor allen die Hinterreifen beansprucht, die in den langsamen Kurvenfolgen für Traktion sorgen müssen.

Die Teams haben bei den Reifen freie Auswahl, Foto: Pirelli
Die Teams haben bei den Reifen freie Auswahl, Foto: Pirelli

In Barcelona können die Teams aber aus dem Vollen schöpfen, denn Pirelli ist mit den superweichen, weichen, medium und den harten Reifen am Start. Eine erste Vorauswahl trifft Pirelli: Jedem Team werden fünf Sätze weiche und fünf Sätze Mediumreifen, ein Satz superweiche sowie Regenreifen, zwei Sätze Intermediates und sechs Sätze harte Reifen zur Verfügung gestellt. Weitere 15 Sätze Reifen kann jedes Team frei wählen. Sollten zudem in Jerez einige Sätze der gelieferten Reifen noch nicht zum Einsatz gekommen sein, dürfen diese von den Teams in Barcelona benutzt werden.

Das Wetter

Wenn das Rennen in Barcelona ansteht, erwarten die Teams in der Regel warme Temperaturen und Sonnenschein. Das könnte sich im Falle der Testfahrten allerdings anders darstellen, denn die Teams befürchten Regen - zumindest am Freitag. Während es am ersten und dritten Testtag zwar bewölkt sein soll, bleibt bei rund 13 Grad die Strecke aller Voraussicht nach trocken. Am Mittwoch verstecken sich sogar die Wolken, die Temperaturen werden allerdings konstant bleiben. "Wir hoffen, dass die Bedingungen dieses Mal repräsentativer sind. Doch es besteht natürlich immer die Gefahr, dass die Temperaturen niedrig sind. Vergangenes Jahr lag morgens sogar Eis auf der Strecke", erinnerte sich Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery.

Die Fahrer

Endlich ist es soweit, werden sich die spanischen Fans denken: Fernando Alonso greift ins Testgeschehen ein. In Jerez waren trotz der günstigen Tageskarten nur wenige Fans an die Strecke gepilgert, weil der Spanier sich außerhalb des Autos auf die Saison vorbereitete und damit zunächst vorwiegend Felipe Massa im Auto saß. Nun wird der Vize-Weltmeister von 2012 an insgesamt drei Tagen selbst den neuen Ferrari F138 testen und verbessern.

Adrian Sutil hofft auf seine Chance, Foto: Sutton
Adrian Sutil hofft auf seine Chance, Foto: Sutton

Bei Williams gibt es zwar keinen Wechsel der Fahrer, für Valtteri Bottas und Pastor Maldonado ist allerdings der fahrbare Untersatz ein neuer. Am Dienstagmorgen wird das Team seinen FW35 in der Boxengasse von Barcelona der Weltöffentlichkeit präsentieren. Die Jungfernfahrt gehört Maldonado, während der Rookie Bottas erst am Mittwoch sein neues Arbeitsgerät ausprobieren darf. Die beiden letzten Testtage teilen der Venezolaner und der Finne jeweils untereinander auf.

Bei Force India greift am Donnerstag Adrian Sutil ins Lenkrad. Der Deutsche war in der letzten Woche bereits bei der Sitzanpassung und wird am Freitag das Cockpit an Jules Bianchi abgeben. Der Franzose, der bereits 2012 als Testfahrer für Force India unterwegs war, konnte sich bereits in Jerez beweisen und setzte dort am Freitag die zweitschnellste Zeit.