Was macht einen kompletten Formel-1-Piloten aus? Diese Frage würde wohl jeder Teamchef für sich unterschiedlich beantworten. Toro-Rosso-Boss Franz Tost weiß jedenfalls, welche zwei herausstechenden Eigenschaften seiner beiden Piloten Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne er gerne in einem Fahrer vereint sehen würde. "Daniel ist technisch versiert - er hat ein riesiges Verständnis technischer Prozesse und gibt hervorragendes Feedback", unterstrich der Österreicher. "Jean-Eric ist im Auto aggressiver und auch im Rennen. Wenn man diese Qualitäten kombinieren könnte, ja, dann hätte man wohl einen Top-Piloten", erläuterte er.

Jedoch wollte Tost mit dieser Überlegung, die er gegenüber der offiziellen Webseite der Formel 1 anstellte, keinesfalls andeuten, dass Ricciardo nicht aggressiv fahren kann und Vergne keine Ahnung von technischen Belangen hat. Die eine oder die andere Eigenschaft zu erwerben, sei eine Frage des Charakters - das könne man nicht generalisieren. "Man muss technisch versiert sein, um in der Formel 1 erfolgreich zu sein, aber man muss auch diese Art von Aggressivität an den Tag legen, die einem dabei hilft, einen Konkurrenten zu überholen, ohne das Auto zu verlieren", schilderte Tost. "Es ist ein Lernprozess, niemand kommt als kompletter Fahrer in die Formel 1."

Daher sei es das eine, es in die Königsklasse zu schaffen, das zweite, sich dort zu etablieren und der dritte Punkt, erfolgreich zu sein. Ricciardo und Vergne haben den ersten Schritt geschafft, den zweiten gilt es nun in der Saison 2013 zu bewältigen. "Ich bin überzeugt, dass sowohl Daniel als auch Jean-Eric das Potential haben, sich in erfolgreiche Formel-1-Fahrer zu entwickeln", betonte Tost. Für die beiden winkt möglicherweise ein Cockpit im Weltmeister- und Schwesterteam Red Bull. Mark Webber hat seinen Vertrag nur um ein Jahr verlängert, ein Karriereende nach dieser Saison ist nicht unwahrscheinlich.

Tost stellte jedoch klar, dass er noch nicht wisse, ob er tatsächlich den Nachfolger des Australiers liefern muss. "Das ist reine Spekulation. Jetzt bestreiten wir erst einmal die Saison und dann werden wir sehen - zunächst, was Mark Webber machen möchte, zweitens, wie sich unsere Fahrer entwickeln und drittens, welche Art von Red-Bull-Youngster auf dem Radar auftauchen wird", erläuterte er.