Seit 1981 war das Concorde Agreement das zentrale Instrument, um die Beziehungen zwischen den Formel-1-Teams, der FIA und der Formula One Group von Bernie Ecclestone zu regeln, aktiv. Am 31.12.2012 lief dieses jedoch aus und erstmals seit über 30 Jahren gibt es keine Übereinkunft zwischen den drei beteiligten Parteien. Die finanziellen Angelegenheiten mögen zwar geklärt sein, doch nun gibt es Ärger auf technischer Seite: Viele kleine Teams machen sich Sorgen über die Kosten der ab 2014 eingesetzten Turbomotoren. Zwar liegt ein Entwurf des neuen Agreements vor, doch diesen haben nicht alle Teams unterschrieben.

Bislang hat das Concorde Agreement die Teams dazu verpflichtet, anzutreten. Nur aus diesem Grund war HRT überhaupt bis Saisonende 2012 dabei. Diese Pflicht ist nun nicht mehr gegeben, doch Ecclestone sieht die Situation gelassen: "Wir brauchen kein unterschriebenes Concorde Agreement", sagt er vollmundig. "Es ist egal, ob wir ein Concorde Agreement haben oder nicht." Der Grund dafür dürfte darin liegen, dass das für ihn wichtigste Thema geklärt ist, nämlich das Geld: "Das Concorde Agreement besteht aus zwei Teilen. Auf der finanziellen Seite ist mit den Teams alles geklärt."

Das technische Reglement ist das Problem

Nun sei es eine Frage der technischen Regularien, die sich immer wieder ändern. Hier liegt das Problem: Während die Hersteller die Motorenfrage für 2014 endgültig geklärt haben, fürchten die kleinen Teams die enormen Kosten für die neuen 1,6-Liter-Turbomotoren, die sich auf bis zu 13 Millionen Euro belaufen könnten. Ein zusätzliches Ärgernis besteht für die kleinen Teams in dem 18-köpfigen Gremium, das künftig das Formel-1-Reglement regeln wird. Darin sind nur Vertreter der größeren Teams (Ferrari, Red Bull, McLaren, Mercedes, Williams und Lotus) neben denjenigen der FIA und FOM vorgesehen.

"Für die Teams ist das technische Reglement wichtiger als irgendetwas anderes. Es ist das Reglement, das sie aus dem Business werfen könnte", so Ecclestone. Einen Vorschlag zur Beilegung des Konflikts macht er nicht, da er ja alles im Lot sieht - auch ohne Concorde Agreement. Der neue Mercedes-Teamchef Toto Wolff sieht die Verantwortung jedoch bei Ecclestone und der FIA: "Ein solches Abkommen wäre gut, aber ist das unsere Aufgabe? Sicherlich nicht. Es liegt an Bernie und der FIA, das auszusortieren. Bernie hält die Rechte und so liegt es an ihm und der FIA, eine Lösung zu finden. Wir sitzen da nur auf dem Beifahrersitz."

Teams brauchen Concorde Agreement dringender

Allerdings sehe er keine großen Diskrepanzen, sondern es müsse nur noch an den Details gearbeitet werden, so Wolff weiter. Und er habe volles Vertrauen in Ecclestone und die FIA, dass sie das Beste für Sport wollen. Lotus-Teamchef Eric Boullier fasst noch einmal zusammen: "Wir haben ein Abkommen mit Bernie, aber es fehlt uns noch immer an Sicherheit für die Zukunft des Sports. Wenn man ein Unternehmen über eine gewisse Zeitperiode aufbauen will, braucht man Stabilität oder wenigstens Garantien. Diese haben wir zum Teil dank des Abkommens mit Bernie."

Allerdings wolle er für sein privat geführtes Team eine höhere Sicherheit für die Zukunft: "Das technische Reglement ist klar unser Hauptausgabenpunkt. Somit ist es wichtig, dass wir ungehindert einen Blick darauf werfen können und dazu in der Lage sind, die Kosten zu kontrollieren." Viele Teams wollen also nach der Regelrevolution 2014 ein technisch stabiles Reglement. Doch gerade hier liegt momentan die Krux: Ohne intaktes Concorde Agreement haben die Teams weniger Einsicht in den Reglementsprozess. Es ist also für die Teams wichtiger, die technische Seite des Concorde Agreements zu klären als für Ecclestone, der sich nach Klärung der finanziellen Fragen zurücklehnen kann.