Gleich bei seinem ersten Boardmeeting als Aufsichtsratschef von Mercedes Grand Prix wurde Niki Lauda am Dienstag mit einer großen Überraschung konfrontiert - dem Ausstieg von Mercedes-Benz Motorsportchef Norbert Haug. Im Interview mit der Welt am Sonntag erklärte Lauda, dass ihm nicht viel anderes übrig blieb, als seine rote Kappe zu ziehen. "Weil er sinngemäß gesagt hat, dass er sich verantwortlich fühlt für die schlechte Performance in diesem Jahr und deshalb die Konsequenzen zieht. Ich muss ehrlich sagen: Es gibt sehr wenige Manager in Top-Positionen, die so etwas tun", sagte Lauda erstaunt.

Gerne hätte Lauda im kommenden Jahr mit Haug zusammengearbeitet, umstimmen wollte er das seit 22 Jahren für Mercedes arbeitende Urgestein aber nicht. "Wenn eine Persönlichkeit solch eine Entscheidung für sich getroffen hat, ist das in Ehrfurcht zu respektieren", findet Lauda, der laut eigener Aussage nichts mit der Entscheidung von und über Haug zu tun hat.

Die große Lücke, die Haug ins Team gerissen hat, müsse nun erst einmal gestopft werden. Es gäbe noch keine Entscheidungen oder Hinweise, wie Lauda betont. "Ich sehe im Moment niemanden, der Norberts Aufgabe eins zu eins übernehmen kann. Man muss die Situation komplett neu evaluieren", berichtet der neue Mercedes-Mann, der sich selbst nicht im operativen Geschäft und damit als Ersatz von Haug sieht.

Im Winter drei Sekunden aufholen

Laudas Aufgabe sei es vor mehr, gemeinsam mit dem gesamten Aufsichtsrat dafür zu sorgen, dass die Erfolge zurück zu Mercedes kommen. Eine leichte Aufgabe ist das nicht, auch sich der Österreicher bereits von der Motivation der Mitarbeiter in der Fabrik überzeugen konnte. "Wir müssen im Rennwagen für die nächste Saison herausfinden, wie wir pro Runde zwischen 2,5 und drei Sekunden aufholen, um gemessen an Red Bull konkurrenzfähig zu sein", stellt der dreifache Champion fest.

Schwierig sei das aber aufgrund der Tatsache, dass es für die kommende Saison quasi keine Regeländerungen gibt. "Ja, das ist auch ein großer Vorteil für das Red-Bull-Team, das auf einem bestehenden hohen Level einfach weiter machen kann. Wir dagegen müssen versuchen, trotz der beschränkten Möglichkeiten zwei, drei Schritte nach vorn zu kommen", so Lauda. Gerade in Sachen Aerodynamik würde es noch einige Baustellen geben, während die Mechanik bereits sehr ausgereift sei.

Immerhin gibt es neben Lauda noch eine weitere neue Kraft für die Saison 2013: Lewis Hamilton. "Das ist für mich ein ganz wichtiger Punkt. Die Fahrerpaarung, die wir jetzt mit Hamilton und Rosberg haben, ist für mich die stärkste im Vergleich mit allen anderen Teams", glaubt der neue Aufsichtsratschef. Bei anderen Teams sei die Lücke zwischen den beiden Fahrern dagegen viel größer. "Wenn ein Fahrer neu dazu kommt und schnell ist, wird der gesamte Rennstall schneller. Somit schaukelt sich das Ganze positiv auf."

Lauda ist sicher, dass Mercedes 2013 nicht nur die stärkste Fahrerpaarung, sondern auch den stärksten Motor hat. Nun gilt es, bis zum Auftakt in Australien ein ordentliches Auto auf die Beine zu stellen, "damit die beiden Herren uns mit einer Super-Performance nach vorn bringen können"...