Jaime Alguersuari regt die Frage auf, ob der richtige Fahrer Weltmeister der Saison 2012 wurde. "Als Michael Schumacher sieben Titel gewonnen hat, oder Alonso zwei mit Renault holte, oder Jenson Button mit seinem Brawn die WM gewann, da hat niemand gefragt, ob sie die richtigen Weltmeister sind", argumentierte der Spanier in seiner Kolumne für die BBC.

Der größte Freund eines Formel-1-Piloten sei die Technik und dabei gehe es heutzutage vor allem um die Aerodynamik. "Wenn du die Technik nicht als Freund hast, dann wirst du niemals dreifacher Weltmeister", stellte er klar. "Schumacher, Alonso und Vettel haben ihre Titel gewonnen, weil sie großartige Fahrer sind - sie sind alle Gewinner, alle fantastische Rennfahrer - aber sie erhalten Hilfe von ihrer Technik. So ist das."

Jaime Alguersuari betont die Entwicklungsarbeit, die Ferrari leistete., Foto: Sutton
Jaime Alguersuari betont die Entwicklungsarbeit, die Ferrari leistete., Foto: Sutton

Lob für Ferrari

Man dürfe nicht vergessen, dass nicht nur Alonso, sondern auch Ferrari erstaunliche Leistungen brachte. Er erinnerte daran, dass Flavio Briatore die Scuderia vor der Saison abgeschrieben hatte und jeder dachte, dass er damit wohl Recht haben würde. "In Melbourne war Alonso 1,5 Sekunden hinter der Pole Position. Genau der gleiche Kerl hat am Sonntag in Brasilien die WM nur um drei Punkte verpasst", führte er die Aussagen Briatores ad absurdum. Sechs Rennen später sei der Ferrari durch Upgrades eine halbe Sekunde schneller geworden, nach und nach seien weitere Zehntel hinzugekommen. "Das ist erstaunlich, das sieht man nur selten."

So habe Ferrari bisweilen sogar ein siegfähiges Auto gehabt. "Es ist nicht so, dass Ferrari einen schlechten Job gemacht hat und Alonso sich fantastisch geschlagen hat. Sie haben sich beide großartig geschlagen", betonte Alguersuari. Besonders lobte er Alonso für seine fehlerfreie Saison, in der er aus jeder Situation das Maximum herausgeholt habe.

Bestes Auto = Sieg

Red Bull habe auch keinen einfachen Start in die Saison erwischt, da die Regeländerungen bezüglich des Auspuffs das Team härter traf als alle anderen. "Sie haben nicht sofort eine Lösung gefunden - in China fuhren Vettel und Mark [Webber] zwei verschiedene Designs. Es herrschte etwas Durcheinander", analysierte der ehemalige Toro-Rosso-Pilot. "Aber sie haben weiter entwickelt und haben die Probleme überwunden und am Ende hatten sie das beste Auto, also haben sie gewonnen. Ende der Geschichte."

Er könne jedoch verstehen, warum die Menschen das Gefühl haben, Alonso hätte den Titel gewinnen müssen. "Normalerweise ist der Titelgewinner der bessere Fahrer im besten Auto - oder zumindest dem annährend besten Auto. "So ist die Formel 1. Aber dieses Jahr sah es so aus, als würde ein Fahrer Weltmeister werden, der nicht das beste Auto hatte - oder auch nur eines, das dem nahe kam. Das ist eine reizvolle Idee", schilderte Alguersuari.

Die entscheidende Phase in der Saison sei zwischen den Rennen in Singapur und Japan gewesen. Red Bull habe ein Auto nach Singapur gebracht, dass deutlich upgegradet war und in Japan durch weitere Entwicklungen verbessert wurde. Vettel sei daher in Singapur, Japan, Korea und Indien unschlagbar gewesen. "Das war die Phase, in der Alonso den Titel verloren und Vettel ihn gewonnen hat", erklärte Alguersuari.