Nach der Saison ist vor der Saison - dieser Spruch hat nicht nur im Fußball Bestand, sondern ist freilich auch auf die Formel 1 umlegbar. Ganz korrekt ist er allerdings nicht, denn die Planungen der meisten Teams für das kommende Jahr sind schon äußerst weit fortgeschritten, sodass zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur mehr sieben der vierundzwanzig Cockpits frei sind. Motorsport-Magazin.com gibt einen Überblick über die aktuelle Lage am Fahrermarkt.

Red Bull, Ferrari, McLaren, Mercedes, Sauber sowie Toro Rosso haben ihre Schäfchen bereits im Trockenen. Bei den übrigen Rennställen ist jeweils noch ein Cockpit vakant, bei Williams sogar zwei.

Romain Grosjean war der Bruchpilot der Saison, Foto: Sutton
Romain Grosjean war der Bruchpilot der Saison, Foto: Sutton

Lotus:
Offiziell hat Lotus bisher lediglich Kimi Räikkönen bestätigt, doch es ist recht wahrscheinlich, dass auch Romain Grosjean trotz seiner zahlreichen Unfälle dem Team mit dem traditionsschwangeren Namen erhalten bleiben wird. In Brasilien tauchten allerdings Gerüchte auf, dass Lotus künftig auf einen zweiten Spitzen-Piloten setzen möchte und es fiel unter anderem Robert Kubicas Name. "Es ist noch nicht vollendet, die Diskussionen laufen noch. Die Entscheidung wird nach der Saison getroffen", spielte Gerard Lopez, Vorsitzender der Investmentgruppe Genii, die die Mehrheit am Lotus-Rennstall hält, die Spekulationen über eine Entlassung Grosjeans jedoch herunter. Teamchef Eric Boullier deutete mehrfach an, dass Lotus mit dem Franzosen weiterarbeiten möchte.

Force India:
Nico Hülkenberg wird künftig für Sauber starten, während Paul di Resta dem indischen Team erhalten bleibt. Wahrscheinlichster Nachfolgekandidat für Hülkenberg dürfte ebenfalls ein Deutscher sein, der schon von 2009 bis 2011 für Force India aktiv war uns das Team daher bestens kennt. "Vergesst nicht, dass ich immer die Möglichkeit habe, Adrian Sutil wieder in Betracht zu ziehen", sagte Teamchef Vijay Mallya vor wenigen Wochen. "Sutil ist immer schnell. Es gibt also viele Optionen. Ich würde ihn sicherlich in Betracht ziehen." Außenseiterchancen werden auch Ersatzfahrer Jules Bianchi nachgesagt sowie Luiz Razia nachgesagt.

Valtteri Bottas: Vom Kommandostand ins Renncockpit?, Foto: Sutton
Valtteri Bottas: Vom Kommandostand ins Renncockpit?, Foto: Sutton

Williams:
Die Zeit von Bruno Senna bei Williams scheint abgelaufen zu sein. Zwar hat das Team zur Fahrerfrage noch nicht offiziell Stellung genommen, doch es deutet vieles darauf hin, dass der Brasilianer für Testfahrer Valtteri Bottas das Feld räumen muss. Brisant: Bottas' Manager ist Toto Wolff, der Teile des Rennstalls besitzt. "Ich weiß, dass noch mehr kommt, wenn ich denn mehr fahren kann", machte der Finne vor kurzem deutlich, dass er höhere Ansprüche als die Rolle des Reservisten hat. Auch Pastor Maldonados Verbleib ist nicht gesichert, allerdings hat der Venezolaner dank der Mitgift des Ölkonzerns PDVSA gewiss keine schlechten Karten und hofft auf eine baldige Bestätigung.

Caterham:
Mit Charles Pic steht der erste Neuzugang bereits fest, das zweite Cockpit ist jedoch hart umkämpft. Mangels Sponsorengeldern stehen Vitaly Petrovs Chancen auf eine Vertragsverlängerung schlecht, während Heikki Kovlainen stets betonte, kein Pay-Driver zu sein. Da Caterham in Brasilien doch noch den Sprung auf den zehnten Rang der Konstrukteurs-Wertung schaffte, was einige finanzielle Mittel freisetzte, könnten die Chancen des Finnen auf einen Verbleib allerdings gestiegen sein. Ebenfalls im Gespräch: Testpilot Giedo van der Garde, der zuletzt die Young Driver Tests in Abu Dhabi absolvierte und über nicht zu unterschätzende Geldquellen verfügt.

Max Chilton durfte in Abu Dhabi ins Lenkrad greifen, Foto: Sutton
Max Chilton durfte in Abu Dhabi ins Lenkrad greifen, Foto: Sutton

Marussia:
Timo Glock ist bei Marussia auch im vierten Jahr gesetzt und darf sich in der nächsten Saison endlich auf KERS freuen. Bisher erhielt der Deutsche stets einen neuen Teamkollegen und an dieser Tradition wird weiterhin festgehalten, da Charles Pic zu Caterham wechselt. Vielversprechendster Nachfolgekandidat ist Max Chilton, der in Abu Dhabi auch schon das Freitags-Training für den russischen Rennstall bestritt. "Unser Augenmerk liegt momentan natürlich vor allem auf diesem einen Platz und ich hoffe, dass es funktioniert. Unterschrieben ist aber noch nichts", sagte der Brite nach seinem Einsatz im Emirat.

HRT:
Bevor bei HRT die Fahrerfrage geklärt wird, muss erst einmal über die Zukunft des Teams entschieden werden. Den spanischen Rennstall plagen einmal mehr schwere Finanzprobleme, weshalb sogar die Arbeiten am nächstjährigen Wagen eingestellt worden sein sollen. Pedro de la Rosa hat jedenfalls einen gültigen Vertrag in der Tasche, Narain Karthikeyan hätte ebenfalls gerne einen solchen, doch es ist eher unwahrscheinlich, dass der Inder neuerlich zum Zuge kommen wird. Vielmehr dürfte Ma Quing Hua ein Kandidat sein - jedoch nicht wegen seiner fahrerischen Klasse, sondern weil der Chinese jede Menge Sponsorengelder mitbringen würde, die das Team retten könnten. Zuletzt wurde kolportiert, dass Ma für 30 Millionen Dollar sein Debüt geben könnte.