Lotus darf sich 2012 durchaus zu den positiven Überraschungen zählen lassen - trotzdem hat es bei sieben verschiedenen Siegern in den ersten sieben Saisonrennen für das Team aus Enstone noch nicht zum Sprung auf das oberste Treppchen gereicht. Schuld daran war zumeist die mangelnde Pace im Qualfying, denn im Renntrimm haben Kimi Räikkönen und Romain Grosjean zumeist eine bessere Figur abgegeben. Nun zeigt sich die Truppe von Eric Boullier aber zuversichtlich, den Schlüssel für eine bessere Gesamtperformance gefunden zu haben. Auch die Empfindlichkeit des Boliden in puncto fallender Temperaturen war zuletzt bemängelt worden.

Als es vergangenes Wochenende am Sonntag in Kanada wieder sehr heiß war, war auch Lotus auf einmal voll da: Romain Grosjean holte im E20 mit einer mutigen Einstoppstrategie überraschend den zweiten Platz, der Reifenabbau schien ihm dabei weniger zuzusetzen als so manchem Piloten von der Konkurrenz. Um zukünftig auch regelmäßig um Siege mitkämpfen zu können, müssen die Fahrer aber von weiter vorne ins Rennen gehen, um noch früher ins Geschehen an der Spitze eingreifen zu können - das weiß man auch bei Lotus.

Schonendes Auto hilft nicht immer

Grosjean: Jubel nach P2, Foto: Sutton
Grosjean: Jubel nach P2, Foto: Sutton

Als elementar dürfte sich daher erweisen, dass man es auch versteht, die Reifen über eine schnelle Runde auf Temperatur zu bringen - und nicht nur über die Distanz. "Ich bin mir gar nicht einmal so sicher, dass das Auto wirklich so empfindlich reagiert", meinte Lotus-Teamchef Eric Boullier auf die Frage, ob der Bolide des Teams wirklich so wetterfühlig sei. "Wir wissen, dass die Reifen nur ein sehr schmales Arbeitsfenster haben - wenn man nun also augenscheinlich ein Auto hat, dass eher schonend mit den Reifen umgeht, braucht man schon ein bisschen Hilfe, um die Reifen gut zum Funktionieren zu bringen."

Abermals hob er damit die bereits aus dem letzten Jahr bekannte Problematik hervor, dass die Teams, deren Autos die Pneus nachweislich mehr schonen, zwar von ihrer guten Rennpace profitieren können, im Gegenzug nicht aber vom Speed über eine schnelle Runde. 2011 beklagte beispielweise Sauber ähnliche Schwierigkeiten. Immerhin habe man bei Lotus einige gute Ideen, wie man sich behelfen könne. "Möglich ist das schon. Ich sage nicht, dass wir um die Pole-Position kämpfen werden. Aber steigern können wir uns im Qualifying mit Sicherheit schon."

Zudem habe das Team nun einen weiteren Schub durch das gute Ergebnis in Montreal erhalten - auch das sorge bei allen Beteiligten für Aufwind und neue Motivation. Besonders nach dem schwierigen Wochenende zuletzt in Monte Carlo, wo man sich deutlich mehr erhofft hatte, als einen mageren neunten Platz für Räikkönen. "Monaco war ein Sonderfall", glaubte Boullier. "Romain war zum Beispiel im Freien Training noch richtig schnell und auch im Zeittraining schnell genug. Dann hatte er am Start aber diesen Unfall. Für ihn und das Team ist es daher toll, dass wir in Kanada die Gunst der Stunde nützen konnten", so der Franzose.