1. - S wie Startaufstellung

Ein McLaren in der ersten Startreihe gehört in dieser Saison zum guten Ton. Lewis Hamilton bestätigte dies mit der Pole Position in Barcelona - nicht. Der Brite wurde nachträglich vom Qualifying ausgeschlossen, weil er zu wenig Sprit an Bord hatte. Damit erbte Pastor Maldonado die Pole Position - die erste seiner Karriere und die erste für Williams seit Hülkenberg 2010. Dazu noch Fernando Alonso auf Platz zwei. Viel verrückter hätte es im Qualifying nicht zugehen können, doch Reifensparen auf höchstem Niveau machte es möglich. Wer hätte gedacht, dass Sebastian Vettel einmal in Q3 auf einen Run verzichten würde? Der Meister auf der schnellen Runde macht es sich nun als Siebter im Mercedes-Sandwich gemütlich. "Es fuchst mich, dass ich nicht vorne stehe, aber das muss ich akzeptieren", meinte Vettel.

Auch Michael Schumacher verzichtete auf eine schnelle Runde und kann sich die Reifen beim Start aussuchen. Auf Martin Whitmarshs Reifenspar-Kritik reagierte der Rekord-Weltmeister mit souveräner Gelassenheit: "Ob man das gut findet oder nicht, muss Jedem selbst überlassen werden. Die Regeln sind, wie sie sind. Also nutzt sie Jeder so, wie es für den eigenen Vorteil am besten ist." Überraschungen gab es nicht nur an der Spitze. Wenn Maldonado und Co. nach vorne fahren können, müssen die üblichen Verdächtigen Platz gemacht haben. In diesem Fall traf es den Balance-freien Jenson Button und einen übereilten Mark Webber auf den Plätzen zehn und elf.

2. - S wie Strafe

Während Maldonado im Williams-Lager noch über P2 jubelte, hielt die FIA für Lewis Hamilton und McLaren eine folgenschwere Strafe bereit: der Brite wurde aus dem Qualifying genommen, weil Hamilton nach dem Qualifying zu wenig Sprit an Bord hatte. Am Sonntag startet er aus der letzten Reihe. McLaren akzeptierte die Strafe. Ein Teamsprecher teilte mit: "Die Stewards haben unserer Interpretation von höherer Gewalt nicht zugestimmt und nun wollen wir im Rennen das Maximum an Punkten holen."

3. - S wie Start

Maldonado und Alonso bilden die erste Reihe auf dem Circuit de Catalunya - es könnte also rund gehen, weil beide zumindest in dieser Saison noch nicht das Vergnügen hatten. Es wird interessant sein zu sehen, ob der Spanier bei seinem Heimrennen gleich volle Attacke fährt um zu versuchen, sich an der Spitze abzusetzen oder ob der Williams-Pilot dagegen halten kann. Die zweite Reihe ist in fester Lotus-Hand. Grosjean erlebte in diesem Jahr nicht immer den glücklichsten Start, doch man kann annehmen, dass er sich nicht unbedingt mit Teamkollege Kimi Räikkönen anlegen will.

Hamilton startet aus der hintersten Ecke, Foto: Sutton
Hamilton startet aus der hintersten Ecke, Foto: Sutton

Dahinter wird es spannend, weil mit Rosberg, Vettel und Schumacher ein deutsches Trio folgt, das mit Sicherheit den Weg nach vorn sucht. "Vielleicht kann ich am Start oder durch die Strategie noch einen, vielleicht zwei Plätze gutmachen, aber deutlich mehr wird nicht möglich sein", sagte Rosberg am Samstag. Hamilton wird nach seiner Strafe ziemlich frustriert sein, sollte sich dank der Überlegenheit seines McLaren allerdings schnell durchs Feld pflügen können - Vorsicht vor ungestümen Manövern, hinten ist es eng.

4. - S wie Strategie

Bereits das Qualifying war von reiner Strategie geprägt, auch im Rennen spielen die diskussionswürdigen Reifen eine immense Rolle. Sebastien Vettel rechnet etwa mit drei bis vier Boxenstopps, man darf sich also auf ein permanentes Positionswechsel-Mischmasch während des Rennens einstellen. Ob sich das Reifensparen am Samstag auszahlt, daran hat Marc Surer so seine Zweifel. "Ich würde mich wundern, wenn diese Taktik auf dieser Strecke aufgehen würde", meinte er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Denn das Überholen ist trotz DRS-Zone relativ schwer. Wer hier vorne wegfahren kann, wird das Rennen kontrollieren - das ist eine gute Voraussetzung. Es würde mich wundern, wenn die Fahrer, die von weiter hinten starten, durch die frischen Reifen einen riesigen Vorteil hätten."

Wie sich die Reifen am Sonntag wirklich verhalten, bleibt erst einmal ein Geheimnis. Zum Rennen soll es kühler werden, was sich natürlich auf die Pirellis auswirkt. Rosberg meinte bereits, dass es im Moment für alle Beteiligten schwierig sei, das Rennen richtig zu planen. Adrian Sutil betonte noch einmal, wie wichtig die Reifen sind: "Reifensparen ist hier wichtig. Das Rennen ist lang und die Strecke ist sehr hart für die Reifen, vor allem die schnellen Kurven sind sehr fordernd. Wenn man mit frischen Reifen zwei, drei Runden länger draußen bleiben kann, kann das schon ein Vorteil sein." Pole-Mann Maldonado sieht sich gut aufgestellt: "Über die Renndistanz halte ich den harten Reifen für besser. Aber ich glaube, wir haben eine gute Strategie für morgen."

5. - S wie Setup

"Jenson, was lief heute schief?", fragten Journalisten den McLaren-Piloten nach dem verpatzten Qualifying. Geistreiche Antwort des Briten: "Wie lange habt ihr Zeit?" Dann legte er los, denn vom Setup seines Boliden war er - gelinde gesagt - nicht überzeugt. "Ich hatte heute Balanceprobleme. Gestern fühlte sich das Auto fantastisch an, heute war es ganz anders. Ich bin verwirrt, denn wir haben über Nacht nicht viel geändert. Ich hatte massives Untersteuern in den schnellen Kurven und ein sehr unruhiges Heck in den langsamen Ecken. Wenn die Balance morgen im Rennen genauso ist wie heute, dann muss ich kämpfen."

Ob McLaren Buttons Auto rechtzeitig in den Griff bekommt? Glaubt man Schumacher, könnte Buttons Setup bereits für das Rennen vorbereitet gewesen sein. "Man muss sehen, dass wir bei den ersten vier Grand Prix das Auto aufs Rennen getrimmt haben. Das macht im Prinzip jeder", so der Mercedes-Pilot. Wie wichtig das passende Setup eines Autos heutzutage ist, brachte Marc Surer sehr treffend auf den Punkt: "Es ist immer noch so: wer am schnellsten fährt, steht vorne. Heute gibt es nur mehr Ausreden, aber da alles so eng ist, machen Kleinigkeiten viel mehr aus."

6. - S wie Sonntagswetter

Am Samstag war es richtig heiß in Barcelona, mit Asphalttemperaturen um die 40 Grad - keine angenehme Betriebstemperatur für die verschleißfreudigen Reifen. Doch schon am Samstagabend entluden sich die Wolken über dem Circuit de Catalunya, und zwar heftig.

Am Sonntag soll es weiter abkühlen und der größte Teil des Fahrerlagers begrüßte dies. So auch Schumacher: "Wenn es heiß ist, haben wir etwas mehr zu knabbern als der eine oder andere. Morgen soll es nicht ganz so heiß werden, das sollte uns entgegen kommen."

Marc Surer glaubte, dass Vettel die kühleren Bedingungen nach seinem Reifen-Poker nicht unbedingt helfen. "Dann hat Vettel schon verloren, denn nur wenn es heiß wird, lohnt es sich, mit den harten Reifen zu fahren und nur am Ende einmal kurz die weichen aufzuziehen", so der TV-Experte. "Wenn es kalt ist, muss er mit den weichen starten, da er sonst in den ersten Runden zu viel Zeit verliert."

7. - S wie Spannung

Seien wir einmal ehrlich: wie viel spannender könnte der Große Preis von Spanien noch werden? Hamilton erst auf Pole, dann die bittere Strafe und am Sonntag wohl eine wütende Aufholjagd. Maldonado auf Platz eins, dahinter ein wiedererstarkter Ferrari. Button und Webber im Nirgendwo eines brutal dicht gedrängten Mittelfeldes - alles ist angerichtet für den nächsten, actiongeladenen Grand Prix. Williams' Fahrer-Mentor Alex Wurz hat das Schlusswort: "Das kann ein verrücktes Rennen werden. Ich finde aber nicht, dass die Formel 1 zu chaotisch ist - da ist einfach der Teufel los!"