1. - Wie konnte Alonso gewinnen?

Wer hätte das gedacht: Fernando Alonso reist als WM-Spitzenreiter aus Malaysia ab. Der Sieg des Ferrari-Stars kam völlig unerwartet, doch am Ende glich die taktische Meisterleistung der Scuderia die Probleme des F2012 aus. Zunächst profitierte Alonso, von Platz acht gestartet, von einer Reihe Kollisionen vor ihm, was den Spanier ins obere Feld beförderte. Vor allem aber sorgten die perfekt getimten Boxenstopps für den Triumph. Beim ersten Wechsel von Intermediates auf Regenreifen konnte sich Alonso an Sebastian Vettel vorbeistehlen.

Nach dem Restart in Runde 13, als das ganze Feld wieder auf die Intermediates wechselte, profitierte er von Lewis Hamiltons Problemen an der Box und ließ auch ihn hinter sich. "Durch die perfekten Entscheidungen des Teams machte ich nach und nach Plätze gut, das ist also definitiv ihr Sieg", lobte Alonso den Kommandostand. Als alles auf einen Zweikampf zwischen Alonso und Perez hinauslief, half der Sauber-Pilot bei der roten Siegesfahrt mit einem Abflug in der 50. Runde auch noch nach, sonst wäre es zwischen den beiden wohl noch enger geworden.

2. - Wie schaffte es Perez erstmals aufs Podium?

"Ich kann vor Perez nur meine Kappe ziehen", lobte Niki Lauda den Youngster bei Motorsport-Magazin.com in höchsten Tönen. "Er hätte das Rennen gewinnen können, aber der zweite Platz ist in einem Sauber auch eine Sensation. Perez wird der Fahrer der Zukunft." Sensation trifft es zwar, allerdings muss man festhalten, dass der C31 in Sepang eine extrem starke Pace zeigte und selbst. Perez' Name leuchtete während des Rennens immer wieder in der Bestzeitenliste auf. Doch wie bei Alonso war es letztendlich der strategische Vorteil, der Sauber das erste Podium seit 2003 bescherte.

"Der Schlüssel war, dass Sergio von Anfang an auf den Regenreifen war", erklärte Peter Sauber bei Motorsport-Magazin.com. Genau genommen kam Perez, von P9 ins Rennen gegangen, zum Ende der ersten Runde an die Box und holte sich als einer von nur zwei Fahrern Regenreifen ab. Bis zur Safety-Car-Phase konnte sich der Mexikaner so auf P3 vorarbeiten und nach dem Restart seine Position stark verteidigen. In Runde 41 wechselte er schließlich auf den harten statt auf den Medium-Reifen, was sich als goldrichtig herausstellen sollte. Perez war schneller als Alonso auf Mediums, wenngleich die harte Mischung schneller abbaute. Was ihn schließlich den Sieg kostete: Alonso holte sich eine Runde früher Slicks ab und gewann dadurch Zeit, Perez' Abflug besiegelte dann P2.

Wer hätte das vorher gedacht..., Foto: Sutton
Wer hätte das vorher gedacht..., Foto: Sutton

3. - Warum landete Button nur auf P14?

Vieles hatte nach dem Samstag und McLarens erster Startreihe auf einen Doppelsieg der Chrompfeile hingedeutet, doch am Ende fuhr lediglich Lewis Hamilton als Dritter in die Punkte. Bei Start war das Duo noch gut weggekommen, doch dann nahm das Drama seinen Lauf. "Beim Start haben wir sehr stark ausgesehen, aber später im Pulk hatte ich Probleme mit der Reifentemperatur und die Balance war schlecht", klagte Button. Insgesamt steuerte der Brite ganze fünf Mal die Box an. Nach dem Restart brach ihm die Kollision mit Karthikeyan das Genick, als er sich dabei seinen Frontflügel zerstörte und weit zurück fiel.

"Ich habe versucht um Kurve 9 zu kommen, aber meine Reifen haben blockiert und daher habe ich Karthikeyan getroffen, es war mein Fehler", gab Button zu. "Es war frustrierend, ich musste an die Box kommen und mir eine neue Nase abholen." Im weiteren Rennverlauf schaffte er dann nicht mehr, sich durch das enge Feld zu pflügen. "Auch wenn man auf Platz 14 oder 15 liegt, sind alle Autos sehr eng zusammen und zudem ist es hier schwer zu überholen."

4. - Warum verlor Hamilton so viel Zeit an der Box?

Insgesamt verbrachte Lewis Hamilton beim Malaysia GP ganze 1:18.570 Minuten an der McLaren-Box. Zum Vergleich: Alonso benötigte für seine drei Boxenstopps lediglich 1:10.051 Minuten. Nach dem Restart steuerte Hamilton - wie der große Rest des Feldes - in Runde 14 die Boxengasse an, um seine Regenreifen gegen Intermediates einzutauschen. Dafür gingen fast 28 Sekunden drauf, weil etwas am Vorderrad des MP4-27 klemmte und ein Klebestreifen, der die Bremsen unter den nassen Bedingungen auf Temperatur hielt, sich nicht so recht lösen wollte.

Womöglich rennentscheidend war für Hamilton aber eine andere Szene nach dem ersten Boxenstopp: er musste warten, bis Massa vor ihm an der Ferrari-Box eingeparkt hatte. Durch die verlorene Zeit konnte Fernando Alonso Hamilton den Platz an der Spitze abnehmen. "Ich wollte losfahren, aber mehrere Autos kamen in die Boxen und ich musste warten. Das war Pech, aber so ist Rennfahren nun einmal", beschrieb Hamilton die Situation.

5. - Ist Vettels Ärger auf Karthikeyan gerechtfertigt?

"Dass man dann am Ende den Reifen aufgeschlitzt bekommt, von einem Überrundeten, der einfach nur Platz machen soll, muss man nicht verstehen", wetterte Vettel nach dem Malaysia GP bei Motorsport-Magazin.com über Karthikeyan, mit dem der Weltmeister auf Platz vier liegend in Runde 47 kollidiert war. Vettel musste sich anschließend einen neuen Reifen abholen und beendete das zweite Rennen der Saison schließlich auf P11. Nach einer Untersuchung durch die Rennkommissare wurde Karthikeyan mit einer nachträglichen Durchfahrtsstrafe in Form einer Addition von 20 Sekunden zum Rennergebnis belegt.

Karthikeyan auf Abwegen, Foto: Sutton
Karthikeyan auf Abwegen, Foto: Sutton

"So etwas ist bitter, so etwas passiert - aber wenn halt so ein paar Pfosten rumfahren, kommt das vor", kriegte sich Vettel vor Wut kaum noch ein. Immerhin sprachen sich die beiden Kontrahenten nach dem Zwischenfall aus. Karthikeyan taten die Zusammenstöße mit Button und Vettel zwar leid, doch so ganz frei von Schuld sah er die beiden auch nicht: "Einige dieser Jungs wollen einen beim Überrunden regelrecht verspotten. Sie kommen an und versuchen einen richtig aus dem Weg zu drängen, um sofort wieder zurück auf die Rennlinie zu kommen."

FIA-Rennkommissar Johnny Herbert konnte Vettels Ärger nachvollziehen: "Aus Sebastian Vettels Sicht ist es absolut verständlich, dass er sauer ist – Karthikeyan hat sein Rennen ruiniert und damit die Chance, zu punkten. Hoffentlich lernt er, solchen Situationen aus dem Weg zu gehen."

6. - Warum sollte Vettel das Rennen vorzeitig beenden?

Nach dem Karthikeyan-Vorfall ging es an der Red-Bull-Box heiß her. Eigentlich sollte Vettel das Rennen gar nicht mehr beenden, sondern seinen RB8 vorzeitig abstellen. Der entschied sich jedoch, den GP zumindest bis zum bitteren Ende zu fahren. "Ich hätte reinkommen sollen", erklärte er. "Aber ich dachte, es gehört sich, ein Rennen zu Ende zu fahren, auch wenn das Auto den Geist aufgibt. Der Grund war wohl, das Auto zu schonen, aber ich wollte die Zielflagge sehen."

Vettel soll die Teamorder aufgrund des defekten Teamfunks allerdings nicht gehört haben, wie Christian Horner erklärte. Dabei war sich selbst der Kommandostand uneins und änderte gleich mehrfach seine Meinung, ob Vettel nun bis zum Schluss auf der Strecke bleiben dürfe. "Wir waren um Sebs Sicherheit besorgt", klärte Horner das Chaos mit diversen widersprüchlichen Funksprüchen auf. "Er hatte Probleme mit der linken Bremse, deshalb wollten wir das Auto stoppen. Die Temperaturen drohten, außer Kontrolle zu geraten." Nach einigem Hin und Her wollte die RBR-Truppe dann noch ein paar Kurven lang schauen, in welchem Zustand sich Vettels RB8 befand und letztendlich schaffte es der Heppenheimer unbeschadet ins Ziel.

7. - Was passierte bei der Kollision zwischen Schumacher und Grosjean?

Michael Schumacher ist seit Saisonbeginn vom Pech verfolgt - in Malaysia äußerte sich dieses in Form von Romain Grosjean. Schumacher-Fans hatten nach dessen starker Performance im Qualifying sowie Startplatz drei schon auf das erste Podium des Rekord-Champions seit 2006 gehofft, doch der Traum platzte schon in der ersten Runde. In Kurve vier kollidierte er mit dem Lotus-Piloten und fiel bis auf Platz 16 zurück. "Wir waren Dritter und sind durch den Dreher, der von mir nicht verschuldet wurde, da hinten hin befördert worden", so Schumacher. "Damit ist das Rennen bereits gelaufen, danach kämpft man nur gegen Windmühlen."

Für Schumacher war wieder vorzeitig Feierabend, Foto: Sutton
Für Schumacher war wieder vorzeitig Feierabend, Foto: Sutton

Grosjean selbst wies zunächst jede Schuld von sich und reichte diese an den Mercedes-Rivalen weiter. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, fiel sein Urteil schon etwas neutraler aus. Aus seiner Sicht habe Schumacher versucht, Mark Webber zu folgen, als mehrere Autos gleichzeitig in Kurve vier eng beieinander fuhren. "Aber es gab nicht genug Platz, daher haben wir uns berührt und ich drehte mich", so Grosjean. Während der Franzose allerdings anschließend im Kiesbett landete und vorzeitig aufgeben musste, ergatterte Schumacher dank Vettels Ausfall zumindest noch einen Punkt.