Während in Adelaide seinerzeit die ganze Stadt den Grand Prix richtig "lebte", fand die Großstadt Melbourne nur langsam zum Grand Prix-Feeling. Inzwischen ist es aber richtig toll. Wer abends in Melbourne auf die Piste gehen will, für den gibt's Downtown und auch außerhalb sowie natürlich auch rund um den Albert Park jede Menge Partys. Während des Wochenendes geht auf und ab der Chapel Street in South Yarra die Post ab, im Casino sind oben verschiedene Clubs, z.B. Heat, aber die beste Party wird die offizielle F1 Rocks Afterparty sein, am Sonntagabend im In-Club Eve. Auf der F1 Rocks Konzertbühne tritt am Samstagabend Lenny Kravitz auf, Vorgruppe sind Wolfsmother und die Cranberries.

Sightseeing/Entertainment

Im Albert Park geht es nicht nur auf der Strecke rund, Foto: Sutton
Im Albert Park geht es nicht nur auf der Strecke rund, Foto: Sutton

Kulinarisch bietet Melbourne alles - wer gerne etwas Neues ausprobiert, sollte sich Känguru-Steak nicht entgehen lassen ... superzart und absolut lecker, auch wenn die kleinere Variante dieser boxenden Australier durchaus richtig süß aussehen. Allerdings ist ein sehr guter Freund von mir nach wie vor der Meinung, sie als australische Rattengattung zu bezeichnen. Damit meint er aber nur die Wallabies, die kleinen Kängurus. Die großen, gut über zwei Meter großen Brüder des Wallabies kann man nun wirklich nicht mehr als süß bezeichnen!

Auch Alligator-Burger ist nicht schlecht, schmeckt ein bisschen wie Hühnerfleisch und man hat beim Gedanken an die Tiere nicht so ein schlechtes Gewissen im Gegensatz zu besagtem Känguru. Ganz lecker auch Kollege Emu – aber den kennt man ja auch in Deutschland inzwischen als Steak. Wer elegant dinieren will, sollte zu Walters Wine Bar gehen, Ferrari speist gerne in Chinatown, im Flower Drum (17 Market Lane). Die meisten Teams steigen in den Top Hotels wie Hyatt, Sheraton und Hilton ab. Das Crowne Casino ist riesig - da kann man sich fast verlaufen. Und im Stokehouse in St. Kilda kann man die ganze Woche über Formel 1 Leute antreffen.

Die Lage am Strand ist wunderschön, das Essen klasse und die Atmosphäre ebenfalls. Ein Erlebnis ist ein Besuch im Melbourne Aquarium! Ich liebe Mantarochen und hier kann man in einem Tunnel unter ihnen hindurchspazieren. Ganz Mutige können hier auch mit Haien tauchen. Ich hoffe ja wiederum, dass ich diesen Gesellen nicht im St. Kilda Harbour beim Kitesurfen begegne. Apropos Surfen: in Torquay, südwestlich von Melbourne ist das Surfworld Museeum, rundherum jede Menge coole Surfshops.

Habitats nicht versäumen

Auch Alonso konnte den Koalas nicht widerstehen, Foto: Hamilton Island
Auch Alonso konnte den Koalas nicht widerstehen, Foto: Hamilton Island

Eines sollte man auf keinen Fall versäumen: einen der "Habitats" (ähnlich unseren Wildparks, nur eben mit typisch australischen Tieren wie Riesen-Kängurus, Wombats, Aligatoren, Emus, kuscheligen Koalabären - und dem Tasmanischen Teufel zu besuchen. Ein sehr schöner ist auf Churchill Island, direkt neben Phillip Island, etwa eineinhalb Stunden östlich von Melbourne. Dort ist auch das einzigartige Koala Conservation Centre, wo man wirklich hautnah an die putzigen Kerlchen (die Ausgewachsen richtige Kerle sind) heran - ein unvergesslicher Anblick.

Auf Phillip Island ist außerdem nicht nur die bekannte Motorradrennstrecke, sondern auch Penguin Island, ein Pinguinreservat. Jeden Abend kommen bei der "Penguin Parade" Hunderte der kleinen "Frackträger" aus dem Wasser, laufen über den Strand und verschwinden in den Dünen. Ein unglaubliches Erlebnis. Mein Tipp: rechtzeitig da sein und einen guten Platz auf den Tribünen am Strand sichern. Noch besser aber ist die "private tour": in einer kleinen Gruppen wird man auf eine andere Seite der Insel geführt, sitzt mit Decken und Nachtsichtgeräten auf einer kleinen Düne und sieht die Pinguine wirklich in greifbarer Nähe direkt vor sich in Scharen vorbei watscheln.

Typische Aussie-Barbies

Photographieren mit Blitz ist natürlich verboten - wir wollen die Kerlchen ja schließlich nicht verschrecken - das Erlebnis jedoch bleibt unvergessen. Klasse sind auch typische Aussie-Barbies - ich kann mich aber immer noch nicht an die dazu typische Kopfbedeckung gewöhnen: Schlapphüte mit an Schnüren baumelnden Weinkorken. Das ist auch bei weitem nicht die einzige nette "Eigenart" der Aussies: sie haben teilweise auch ihr eigenes Englisch entwickelt. "No Worries" (von "bitte, gern geschehen" über "alles cool, Mann" zu "ich schaff das schon, lass mich in Ruhe" wohl in alles übersetzbar) kennt man ja auch bei uns inzwischen.

"Fair Dinkum" heißt soviel wie "genau". "Sheila" ist ein Mädchen oder eine Frau, "roo" ist das Känguru, "Mystery bags" sind Würstchen…aha… Wer Zeit hat, sollte unbedingt die "Great Ocean Road" (westlich von Melbourne) entlang fahren. Bis Adelaide braucht man nicht unbedingt cruisen, doch die "Apostel" (riesige "Felsen" in der Meeresbrandung vor den steilen Klippen der Küste) sind atemberaubend. Und wer nach dem Grand Prix noch einen Badeurlaub dranhängen will: Surfers Paradise an der Gold Coast südlich von Brisbane bietet perfekte Wellen für Anfänger und Könner, und um diese Jahreszeit normalerweise noch schön sommerliches Wetter.

Wer sich etwas wirklich Gutes gönnen will, steigt im Peppers Broadbeach ab - ein Traum. Dort bekommt man sogar einen I-Pad für die Dauer seines Aufenthaltes gestellt. Sensationell ist die Gegend nördlich von Cairns, doch um diese Zeit kann es dort auch mal vier Tage am Stück regnen, da ist der Oktober eher zu empfehlen. Das Great Barrier Riff ist ein fantastisches Tauchgebiet, der Strand von Port Douglas traumhaft und im Mandalay Resort kann man es sich in einem der perfekt eingerichteten und elegant und dennoch gemütlichen Appartements so richtig gut gehen lassen. Selten habe ich eine so nette Rezeptionistin erlebt, die einem mit einem freundlichen Lächeln bei allem hilft.

Der Pool, vom 4-Mile-Beach nur durch ein kleines Palmenwäldchen voller exotischer Vögel getrennt, ist sogar mit einem "sun-shade" überdeckt, so dass man vor der Sonne geschützt ist. Auch in Port Douglas gibt es ein Habitat das wirklich sehenswert ist, einzigartig: "Breakfast with the birds" - mitten in der riesigen Vogelvoliere ein australisches Frühstücksbuffet. Ich habe die verschiedenen inneraustralischen Fluggesellschaften ausprobiert und muss sagen Virgin Blue hat mir am besten gefallen. Ausgesprochen toller Service, immer pünktliche Flüge, nette Crews und faire Preise.

Grand Prix Geschichte

Webber durfte 2002 mit Stoddart aufs Podium, Foto: Minardi
Webber durfte 2002 mit Stoddart aufs Podium, Foto: Minardi

Offiziell zur Weltmeisterschaft zählend gab es bislang nur 18 australische Grand Prix, der erste fand 1985 in Adelaide statt. Allerdings war 1928 bereits ein Grand Prix auf Phillip Island, vor Melbourne. Captain Arthur Waite gewann mit einem Austin 7. Beim ersten Grand Prix in Melbourne's Albert Park waren 1953 sogar 40 Autos am Start. 1991 konnte sich Australien ins Buch der Rekorde eintragen lassen, wegen zu starken Regens wurde das Rennen nach 14 Runden abgebrochen und ist damit der kürzeste Grand Prix aller Zeiten. Sir Jack Brabham ist wohl der berühmteste australische Formel 1 Pilot.

In Folge gewann er den Meisterschaftstitel 1959 und 1960 und schrieb Geschichte als der erste Mann, der einen Titel in einem Auto gewann, das seinen Namen trug - dem Repco Brabham. 2002 Jahr sorgte Mark Webber, damals im Minardi dafür, dass die Australier feierten als hätte der 25-Jährige aus Queanbey, New South Wales, einen Sieg eingefahren: In seinem ersten Grand Prix holte er mit dem 5. Platz 2 Punkte und durfte zusammen mit seinem Landsmann und Teambesitzer Paul Stoddart sogar aufs Podium.

Das Rennen

Rund um einen recht idyllisch gelegenen See rasen die Formel 1 Boliden hier mit Top Speeds bis zu 310 km/h. Da Teile der Strecke, wenn keine Grand Prix Zeit ist, als normale Straßen genutzt werden, ist der Asphalt staubig und rutschig, es fehlt an Bodenhaftung. Ich freue mich auf einen spannenden Auftakt und eine tolle Saison!

Gd´day, Eure Inga Stracke