Gleich das erste Rennen der Saison konnte Caterham für sich entscheiden. Das Team war das erste, das seinen Boliden für 2012 vorstellte - und das mit großem Getöse. Denn die Augen wurden groß, als die abgeknickte Nase erstmals dem Blitzlichtgewitter ausgesetzt war. Im Nachhinein stellte sich aber heraus, dass Caterham nur der Vorreiter war und die meisten Großen ähnliche Lösungen offenbarten.

Mit dem CT01 soll es nun in das dritte Jahr in der Königsklasse gehen, das erste mit dem neuen Namen. Denn nach einem langen und ausgiebigen Streit mit Lotus Renault - heute Lotus - wurde 2011 beschlossen, dass das Team Lotus im kommenden Jahr unter anderem Namen an den Start gehen würde: Caterham war geboren.

Caterham möchte 2012 endlich die Punkte erreichen, Foto: Sutton
Caterham möchte 2012 endlich die Punkte erreichen, Foto: Sutton

Das Team: In der dritten Saison will Caterham nun voll durchstarten. Bisher kann man sagen: Best of the Rest. Denn so gut wie nie gab es einen Zweifel daran, dass Caterham das beste der drei neuen Teams ist. Allerdings hat es mit dem Sprung ins Mittelfeld immer noch nicht geklappt. Auch Punkte sollten dem Team nicht vergönnt sein.

Wie in den Jahren zuvor sicherte sich Caterham aber den zehnten Gesamtplatz und daran möchte man anknüpfen. "Ich weiß, dass wir nicht das schnellste Team da draußen sein werden. Ich bin Optimist, aber auch Realist", so Teamchef Tony Fernandes. "Was mir Zuversicht gibt, ist das Wissen, dass wir härter als jemals zuvor arbeiten werden, damit unsere Träume in Erfüllung gehen."

Vitaly Petrov verdrängte Jarno Trulli, Foto: Sutton
Vitaly Petrov verdrängte Jarno Trulli, Foto: Sutton

Die Fahrer: Die Frage nach den zwei Personen, die den neuen CT01 pilotieren sollten, stand zumindest teilweise lange zur Debatte. Von Anfang an galt Heikki Kovalainen als gesetzt. Der Finne zeigte konstante Leistungen und überzeugte durch gute Platzierungen. Aus diesem Grund gilt er als die klare Nummer eins des Teams, was ihm aber nicht wichtig ist.

Der Platz neben Kovalainen gehörte eigentlich Formel-1-Urgestein Jarno Trulli. Doch schon seit Langem wurde spekuliert, dass der Italiener alles andere als gesetzt war. Ende Februar dann die Gewissheit: Vitaly Petrov, der bei Lotus kein Cockpit mehr ergattern konnte, sicherte sich durch eine anscheinend große Sponsorenmitgift den Platz bei Caterham. Alles etwas überstürzt, denn bis zum letzten Testtag gab es keinen optimalen Sitz für den Russen, der dadurch Rücken- und Konzentrationsprobleme beklagte.

Der neue CT01 soll endlich den Sprung ins Mittelfeld schaffen, Foto: Sutton
Der neue CT01 soll endlich den Sprung ins Mittelfeld schaffen, Foto: Sutton

Das Auto: Der CT01 wirkt äußerlich nicht großartig verändert, wenn man von den grundsätzlichen Anpassungen absieht, die bei allen Teams stattfanden. Anders sieht es aber mit den inneren Werten aus. Denn erstmals fährt Caterham mit KERS, das durch die technische Zusammenarbeit genau wie das Getriebe von Red Bull stammt. "Zum Ende des vergangenen Jahres waren wir nahe an den Mittelfeld-Teams dran, aber unser fehlendes KERS hat uns eingeschränkt", erklärte Fernandes.

Kovalainen ist von seinem neuen Arbeitsgerät begeistert und spricht von einem definitiven Schritt nach vorne. Vor allem in Bezug auf die Leistung war der Finne sehr zufrieden. Zudem bietet der CT01 deutlich mehr Grip am Heck. "Das neue Auto ist definitiv schneller als sein Vorgänger", strahlte Kovalainen.

Saisonziel: Die ersten Punkte einfahren

PRO: Die guten Rundenzeiten während der Testfahrten vor Saisonbeginn unterstreichen den weiterhin konstanten Aufwärtstrend des noch jungen Rennstalls Caterham. Positiv wird sich für das malaysisch-britische Team die verstärkte technische Zusammenarbeit mit dem Weltmeisterteam von Red Bull auswirken. Ab 2012 bekommt Caterham nicht nur die Getriebe sondern auch KERS von dem Erfolgsrennstall. Gepaart mit dem Renault-Motor keine schlechte Lösung. Mit Heikki Kovalainen sitzt zudem ein schneller und hungriger Fahrer hinter dem Steuer. Die Millionen, die Vitaly Petrovs Ankunft als Ersatz für Jarno Trulli ins Team spülen, helfen dem Team zusätzlich weiter. (Philipp Dunker)

CONTRA: Bisher war Caterham für seinen guten Umgang bekannt. Die Vertragsposse um Jarno Trulli hat dieses Bild jedoch getrübt, genauso wie übertrieben vorgetragener PR-Optimismus vor der Saison. In jedem Interview schwärmt Caterham von eigentlich so ziemlich allem, was auch nur entfernt mit dem Team zu tun hat. Die Antwort auf der Strecke zu liefern, wäre angebrachter. Mit der Petrov-Verpflichtung setzt man nun sogar gegen den bisherigen Trend, großen Wert auf Erfahrung zu legen. Als guter Autoentwickler ist der Russe nun wirklich nicht gekannt, Geld hin oder her. Zwar wird man Marussia und HRT erneut schlagen - aber was ist das für ein Maßstab? (Frederik Hackbarth)