Seit 2008 ist der Name Force India in der Formel 1 vertreten. Seither ging es in der Konstrukteurswertung jedes Jahr aufwärts. Besonderen Anteil daran hat die Zusammenarbeit des Rennstalls aus Silverstone mit McLaren. Neben Tests im Simulator stellt die Truppe aus Woking Getriebe und Hydraulik. Force India kann sich somit voll auf die Aerodynamik konzentrieren. Das zahlt sich aus. Die Werksteams mussten bereits vergangene Saison das ein oder andere Mal vor Force India zittern.

Kommende Saison soll es noch weiter nach vorne gehen. Platz fünf ist anvisiert. Der Platz den man letztes Jahr noch um vier Punkte auf Renault verfehlte. Dabei hat Force India etwa 200 Mitarbeiter und geschätzte 50 Millionen Dollar weniger auf der Habenseite als der ehemalige Werksrennstall von Renault. Force India ist ein Muster an Effizienz.

Das Team Trotz begrenzter Möglichkeiten im Vergleich mit den Top-Teams überraschte der Rennstall von Vijay Mallya ab Mitte der vergangenen Saison mit einer Technikoffensive, die das Team nach vorne spülte. Vermeintlich komplizierte Entwicklungen wie der angeblasene Diffusor oder das nach vorne angestellte Auto funktionierten bei Force India zum Teil deutlich schneller und besser als bei den Top-Teams. Das spricht für die Strukturen bei Force India - oder gegen die der Top-Teams.

Seit dem Einstieg in die Formel 1 geht es für Force India bergauf, Foto: Sutton
Seit dem Einstieg in die Formel 1 geht es für Force India bergauf, Foto: Sutton

Seit Ende 2008 kooperiert Force India auf dem technischen Gebiet mit McLaren. Die kontinuierlichen Verbesserungen in der Konstrukteurswertung dokumentieren den Fortschritt der Mannschaft um Teamchef Vijay Mallya. Mit der Ankunft eines neuen Team-Teilhabers zum Ende der vergangenen Saison sollten auch die Gerüchte, um die angeblich angespannte finanzielle Lage der Airline von Mallya und deren mögliche Auswirkungen auf das Rennteam versiegen.

Die Fahrer Mit Paul di Resta und Nico Hülkenberg hat Force India zwei junge Löwen in den Autos sitzen. Beide sollen sich 2012 in der Formel 1 etablieren und dem Team mit schnellen Rundenzeiten weiterhelfen. Sowohl di Resta als auch Hülkenberg gehen in ihre zweite komplette Formel-1-Saison. Da beide bereits Erfahrungen als Testfahrer sammeln konnten, hält sich das Erfahrungsdefizit in Grenzen. Force India weiß bei beiden Piloten, auf was man sich einlässt. Ansonsten hätte man wohl kaum den erfahrenen Adrian Sutil ziehen lassen und ihn gegen Hülkenberg ausgetauscht.

Mit di Resta und Hülkenberg sitzen zwei vielversprechende Nachwuchsfahrer bei Force India in den Autos, Foto: Force India
Mit di Resta und Hülkenberg sitzen zwei vielversprechende Nachwuchsfahrer bei Force India in den Autos, Foto: Force India

Mit di Resta und Hülkenberg hat Force India durchaus zwei Top-Piloten der Zukunft unter Vertrag. Di Resta wurde 2010 DTM-Champion für Mercedes und Hülkenberg 2009 GP2-Champion. Ein Jahr später errang er bei seinem bis dato letzten Formel-1-Rennen in Sao Paulo die Pole Position. Das Williams-Team musste er anschließend trotzdem verlassen. Ausschlaggebend war dabei nicht seine fahrerische Leistung, sondern die Mitgift von Nachfolger Pastor Maldonado.

Das Auto Wie fast alle Formel-1-Boliden des Jahrgangs 2012 besitzt auch der neue Force India VJM05 eine Stufennase. Nachdem Force India im letzten Jahr auf einen zweigeteilten Lufteinlass an der Airbox gesetzt hat, geht das Design-Team in Silverstone beim neuen Auto einen Schritt zurück, hin zu einem konventionellen Lufteinlass. Auffallend am VJM05 ist die Anbringung der TV-Kamera. Sie befindet sich nun an der Nasenspitze des Autos.

Das Auto für 2012 scheint ein guter Wurf zu sein, Foto: Sutton
Das Auto für 2012 scheint ein guter Wurf zu sein, Foto: Sutton

Die ersten Testfahrten gaben Anlass zu Optimismus. Das Auto war zuverlässig und zugleich schnell unterwegs. "Die Balance des Autos war durchaus gut. Auf Longruns fühlte sich das Auto konstant an", gab di Resta bereits nach der ersten Ausfahrt des Autos zu Protokoll. Auch Teamkollege Hülkenberg war nach seinen ersten Testeinsätzen mit dem Auto zufrieden. "Das Auto hat mit viel und wenig Sprit gut funktioniert. Die Basis hat sich als gut herausgestellt", blickt der Deutsche optimistisch nach Melbourne.

Saisonziel: Platz fünf in der Konstrukteurswertung

Pro: Force Indias große Stärke liegt im neuen Fahrer-Lineup. Nico Hülkenberg und Paul Di Resta verfügen über sehr ähnlichen Speed und werden sich 2012 gegenseitig zu Höchstleistungen pushen. Dass der junge Deutsche über enormes Talent verfügt, zeigte er bereits bei Williams. Kollege Di Resta hat seine Rookie-Saison bravourös gemeistert und peilt in diesem Jahr den nächsten Schritt in der Entwicklung an. Der VJM05 performte während der Wintertests größtenteils problemfrei - mit einem grundsoliden Auto kann Force India dank seiner jungen Wilden auch in dieser Saison gelegentlich die Großen ärgern. Robert Seiwert

Contra: Zugegeben: Schlecht sah Force India im Winter zwar nicht unbedingt aus, ob die Zukunft aber genauso rosig wird, bleibt zu bezweifeln. Schnell kommt einem das Bespiel Lotus Renault aus dem Vorjahr in den Sinn: Stark begonnen, dann jedoch nicht mit der Entwicklung nachgelegt und dramatisch abgestürzt. Mit Di Resta und Hülkenberg setzt man auf ein junges Duo mit wenigen Rennen auf dem Kerbholz. Nach dem Rauswurf von Adrian Sutil fehlt ein erfahrener Pilot und Entwicklungsfahrer - das wird dem Team spätestens in der zweiten Saisonhälfte auf den Kopf fallen. Zudem soll die Kingfisher-Fluglinie von Teambesitzer Vijay Mallya kurz vor dem Konkurs stehen - diese wachsende finanzielle Unsicherheit könnte das Team überdies in Probleme stürzen. Frederik Hackbarth