Es ist in der Formel 1 doch immer wieder das Gleiche: kaum kommt ein Team mit einer neuen Idee, die noch dazu Vorteile bringt, arbeitet die Konkurrenz eifrig daran, diese Idee so schnell wie möglich zu kopieren. Daher ist es auch allen Teams so wichtig, ihre Geheimnisse so gut wie möglich zu verbergen oder zumindest so lange wie möglich im Dunkeln zu lassen. Aktueller Anlass für diese Diskussion ist die verspätete Präsentation des Mercedes F1 W03, der nicht schon beim ersten Test in Jerez auf der Strecke war, sondern erst nächste Woche in Barcelona sein Debüt feiert, nachdem er am Donnerstag in Silverstone einen ersten Shakedown hinter sich gebracht hat.

Mercedes hat erklärt, den Launch nur verschoben zu haben, um mehr Zeit für die Entwicklungsarbeit zu haben, doch nicht alle glauben das. Red Bull Technikchef Adrian Newey erzählte nun von Gerüchten, der F1 W03 wäre eigentlich schon für Jerez bereit gewesen, wobei er selbst nicht darüber sprechen wollte, ob diese auch wirklich wahr sind. Aus seiner Sicht könnte es aber nur einen Grund geben, warum der Launch verschoben wird, obwohl das Auto fertig ist: "Das wäre, wenn man etwas am Auto hat, das man für einen großen Vorteil hält, der sich aber relativ einfach kopieren lässt. Ich sage nicht, dass das der Grund ist, aber es wäre ein möglicher Grund."

Von der Entdeckung zur Kopie

Newey hat in der Vergangenheit bereits selbst mit neuen Ideen aufgetrumpft, daher weiß er, wie wichtig es ist, die eigenen Innovationen zu schützen. Er ist der Ansicht, dass es ungefähr sechs Wochen dauert, bis man eine Entwicklung auf einem Konkurrenz-Auto ordentlich analysiert hat und an den Punkt gelangt, an dem man sie selbst auf dem eigenen Boliden ausprobieren kann. "Wenn man bereit ist, sie einfach so zu kopieren, ohne sie zu evaluieren, weil man sie für eine großartige Idee hält, dann kann man da wohl noch etwas Zeit abkratzen", erklärte er.

In der jüngeren Vergangenheit waren vor allem zwei Systeme zu sehen, die schnell ihre Nachahmer fanden, wobei es dabei durchaus etwas Zeit brauchte, bis die Kopien wunschgemäß funktionierten: der F-Kanal von McLaren und das Auspuffsystem von Red Bull. "Voriges Jahr hatten wir unseren Auspuff vom ersten Test an am Auto und McLaren schaffte es laut eigener Aussage bis zum ersten Rennen, uns zu kopieren. Im Nachhinein betrachtet hätten wir vielleicht etwas länger damit warten sollen", räumte Newey ein.

Eigenes Auto ist am wichtigsten

Bei den ersten Tests 2012 war dem Briten allerdings noch nichts Besonderes an den Autos der Konkurrenz aufgefallen, in Barcelona wollte er erst abwarten, bevor er einen genauen Blick auf den Mercedes wirft. "Wenn er ankommt und drei Sekunden schneller ist als jeder andere, dann natürlich. Abgesehen davon wird man ihm aber nicht auf einmal mehr Aufmerksamkeit widmen als anderen, nur weil er später dran ist. Natürlich sieht man sich die Autos der Anderen an, aber meiner Ansicht nach geht es zu dieser Zeit des Jahres vorrangig darum, das eigene Auto zu verstehen, statt sich zu sehr Sorgen darüber zu machen, was andere tun."