Es waren harte Wochen und Monate, die Lewis Hamilton hinter sich hatte, als ihm mit dem Sieg in Abu Dhabi ein kleiner Befreiungsschlag gelang. Vor dem Wochenende hatte er versucht, sich im privaten Bereich wieder jene positive Blase zu schaffen, die ihm verloren gegangen war, am Wochenende hatte er seine Mutter dabei, die ihren Geburtstag feierte und irgendwie schien es ihm besser zu gehen. Im Qualifying zog er dann zwar noch den Kürzeren, im Rennen half ihm aber Sebastian Vettels Ausfall zum Sieg.

"Ich denke, das war eines meiner besten Rennen. Es ist schwierig, sich an alle Grands Prix zu erinnern. Ich hatte in der Vergangenheit tolle Siege, aber es ist eine Zeit her, seit ich gewonnen habe. Es fühlt sich toll an. Diese Leistung zu haben und keine Fehler zu machen... ich bin mein größter Kritiker und beurteile immer, welche Fehler ich mache, wie die Stopps laufen und so weiter. Ich habe heute alles maximiert. Das Team hat bei der Strategie auch einen tollen Job gemacht. Die Stopps waren top, heute hat alles zusammengepasst und ich muss mich bedanken", sagte Hamilton.

Das Hirn aufgehalten

In der letzten Phase des Rennens musste er vor allem darauf achten, nicht an den Sieg zu denken und seinen Kopf aktiv von derlei Gedanken abwenden. "Ich habe mein Hirn davon abgehalten, abzuschweifen, ließ mich nicht ablenken, bis ich über die Linie kam. Ich wollte die Lücke vor Fernando halten und wollte auf meine Reifen schauen. Es hieß, es sind noch elf Runden und ich dachte: 'Puh, er ist schnell und wird näher kommen.' Zum Glück konnte ich meine Pace halten", meinte er. Hamilton war besonders stolz, Alonso die Stirn geboten zu haben, denn der Spanier fuhr ein starkes Rennen.

Lewis Hamilton war stolz, Fernando Alonso hinter sich gehalten zu haben, Foto: Sutton
Lewis Hamilton war stolz, Fernando Alonso hinter sich gehalten zu haben, Foto: Sutton

Für Hamilton ist Alonso einer der schnellsten und konstantesten Fahrer, die es gibt. "Er ist so stark. Jedes Mal, wenn man einen Fehler macht, nutzt er das aus. Es ist schwer, das wieder wettzumachen. Heute konnte ich den Vorsprung halten und sein Tempo gehen. Wir waren auf einem ähnlichen Level. Am Ende konnte ich die Lücke sogar ausbauen, das fühlte sich toll an. Ich freue mich sehr für Ferrari, dass beide Fahrer gut im Ziel waren, aber ich freue mich noch mehr für mein Team, dass wir beide Fahrer am Podest haben."

Endlich keine Probleme

Für Hamilton war der Sonntag einfach der ideale Tag, an dem alles gepasst hatte. Das ganze Wochenende war gut für ihn gelaufen. "Ich hatte keine Probleme, das war ein großer Unterschied. Bei den vorigen Rennen habe ich mich gut qualifiziert, aber ich machte Fehler und erhielt eine Strafe oder hatte im Rennen einen Unfall. Endlich war ich in einer guten Position und konnte den Sieg herausholen. Das fühlt sich toll an." Vor allem fühlte es sich toll an, weil seine Saison so schwierig war. Hamilton wollte es nicht nur seinen Kritikern sondern auch sich selbst zeigen. "Es waren harte Monate, die waren nur schwer durchzustehen. Wir haben aber ein gutes Paket geschnürt, das Team hat alles gegeben und wir lagen hier vorne und gewannen."

Dass Abu Dhabi für ihn noch dazu eine der besten Strecken des Kalenders ist, machte die Freude noch größer. "Ich kann es nicht erwarten, hier wieder herzukommen. Ich habe mir angesehen, was hier alles entwickelt wird und ich möchte vielleicht ein Haus hier kaufen. Dies ist einer der schönsten Orte, es ist einfach schön. Das Wetter ist toll und es ist eine der besten Strecken der Welt - das Layout, die Einrichtungen, die Leute sind jedes Jahr so nett", schwärmte er. Hamilton selbst war so nett, den Sieg seiner Mutter zum Geburtstag zu widmen. "Ich hatte ja schon gute Geburtstagsgeschenke, aber hoffentlich ist das noch besser."

Balsam für die Seele

Für ihn selbst war der Erfolg jedenfalls gut, denn er hatte den Kopf freier und war überzeugt, dass er nun die nächsten Tage einfach würde genießen können. "Gute Ergebnisse sind in jeder Lebensphase Balsam für die Seele", hielt er fest. Nun geht es weiter nach Brasilien und auch das Rennen ist etwas Besonderes für ihn - nicht nur, weil er dort 2008 den WM-Titel fixieren konnte. "Das ich in Sennas Heimat bin, ist etwas Besonderes für mich. Ich habe den Grand Prix noch nicht gewonnen. Wir wissen, dass wir stark sind und vielleicht können wir Red Bull beim nächsten Mal vielleicht auch im Qualifying schlagen. Wir müssen schauen, ob wir auch den Sieg wiederholen können."

Lewis Hamiltons Mutter war für ihren Sohn eine emotionale Stütze, Foto: Sutton
Lewis Hamiltons Mutter war für ihren Sohn eine emotionale Stütze, Foto: Sutton

Und danach geht es dann mit Riesenschritten Richtung 2012 weiter. Für nächstes Jahr wirkte Hamilton beinahe übertrieben optimistisch. "Wir sind auf dem richtigen Weg. Die Jungs arbeiten hart am Auto für nächstes Jahr. Es wird davon abhängen, wie wir nächste Saison loslegen. Ich habe keine Zweifel, dass wir dran sein und mitkämpfen werden. Red Bull wird hart zu schlagen sein, Sebastian wird schwer zu schlagen sein und Ferrari ebenfalls. Wir werden aber dabei sein und alles geben. Es ist schön, wenn man mit Hochs wie diesem ans Jahresende kommt", meinte er. Außerdem hatte er eben wieder diese positive Blase gefunden, die er für sich braucht. "Ich wollte, dass meine Mom hier ist, weil sie genauso wie mein Stiefvater Geburtstag hat. Dass sie da waren, ich mit ihnen essen gehen und es einfach genießen konnte, war toll. Ich hatte auch meinen Manager hier, der sehr nett ist. Ich hatte hier diese Blase, schauen wir, dass wir sie wieder hinbekommen."