Wenn in der kommenden Woche die Formel-1-Kommission in Genf tagt, wird nicht nur darüber entschieden, ob das Team Lotus und das Renault-Team ihren Namen ändern dürfen, es wird auch darüber gesprochen, ob der Terminus Konstrukteur neu definiert wird. Das könnte dazu führen, dass über Umwege doch noch dritte Autos ihren Weg in die Königsklasse finden. Laut britischen und italienischen Medienberichten könnte das Ergebnis der Debatte endgültig festlegen, ob große Teams kleineren Teams ein Chassis leasen oder verkaufen können.

Ecclestone auf Ferrari-Seite

Konkret wird in Genf darüber gesprochen werden, was ein Konstrukteur denn nun genau ist und wie es sich vereinbaren lässt, dass Mitarbeiter eines Teams aufgrund von Kooperationen bei einem anderen Rennstall untergebracht werden. So wurde zuletzt darüber diskutiert, wie viele Informationen Teams untereinander teilen können, da etwa McLaren nun Technikdeals mit Force India und Virgin Racing hat oder Red Bull mit dem Team Lotus zusammenarbeitet. Aus diesem Grund ließ Bernie Ecclestone in Indien die Teamchefs auch wissen, dass eingehender über das Thema gesprochen werden muss.

Angeblich soll Ecclestone dabei mittlerweile auf der Seite von Ferrari stehen und dafür sein, dass die Definition eines Konstrukteurs für das neue Concorde Agreement 2013 geändert wird, womit kleine und ärmere Teams dann beispielsweise ein Ferrari-Chassis kaufen könnten. Das würde nach Ansicht des Formel-1-Bosses die Show verbessern, da die kleinen Rennställe dadurch stärker wären, es mehr Kampf gebe und die kleinen Teams hätten den Vorteil, dass sie durch ihre verbesserten Auftritte mehr Sponsoren anziehen würden. Ferrari oder ein anderes großes Team hätte derweil ein Satelliten-Team, um dort junge Fahrer und auch Ingenieure aufzubauen.

Whitmarsh versteht es nicht

Allerdings sollen Teams wie McLaren und Red Bull gegen die Idee sein, wobei eben gerade diese beiden Teams bereits Partnerschafts-Deals haben. McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh betonte aber, dass die vereinbarten Kooperationen mit Force India und Virgin dem aktuellen Concorde Agreement entsprechen, weswegen sich nichts ändern müsse. "Ich bin mir sehr sicher, dass wir dem entsprechen. Als wir den ersten Vertrag machten, wurden der Arbeitsplan und der Vertrag der FIA und der FOM gezeigt, außerdem schrieben wir den Teams und erklärten, was wir tun und warum das angemessen war. Wir haben uns an das gehalten, was wir zu der Zeit gesagt haben, dass wir tun."

Bekommt Ferrari doch noch sein drittes Auto?, Foto: Sutton
Bekommt Ferrari doch noch sein drittes Auto?, Foto: Sutton

Da er selbst die Diskussion bei der Formel-1-Kommission nicht angeregt hat, wusste Whitmarsh auch nicht, was die genaue Motivation dahinter sein soll. Force India Teamchef Vijay Mallya konnte gar nicht verstehen, warum das überhaupt aufgekommen ist, da die Zusammenarbeit mit McLaren bereits einige Zeit läuft. "Man muss verstehen, dass unsere Beziehung zu McLaren Applied Technologies Ltd seit drei Jahren besteht. Wenn wir uns über irgendwelche Regeln des Concorde Agreements hinwegsetzen würden, dann kann ich mit Sicherheit sagen, dass sich viele Leute in diesem Paddock schon lange beschwert hätten", betonte Mallya.

Whitmarsh will keine Kundenautos

Deswegen verstand er auch nicht, warum es nun, nach drei Jahren, eine Diskussion geben muss. Er habe bereits bei einem Treffen der Teamchefs erklärt, dass Whitmarsh in jedem E-Mail an ihn betone, dass alles dem Concorde Agreement entsprechen müsse. "So ernst nimmt McLaren das und wir tun das genauso. Ich mache mir keine Sorgen. Wir können beim Treffen der F1 Kommission darüber sprechen, aber was mich betrifft, so entsprechen wir dem Concorde." Als es darum ging, dass die Definition von Konstrukteur so aufgeweicht wird, dass ein Hersteller wirklich Kundenautos verkaufen könnte, wurde Whitmarsh deutlich und erklärte, dass er nichts davon hält.

"Das ist der Bereich, in dem wir vielleicht als Heuchler bezeichnet werden könnten, aber wir glauben nicht, dass Kundenautos der richtige Weg sind. Wenn man Kundenautos erlaubt, dann wäre da ein Kunden-Red-Bull, ein Kunden-McLaren, ein Kunden-Ferrari und vielleicht ein Kunden-Mercedes - und das ist für einige andere Teams recht hart", meinte der Teamchef. "Wir haben momentan zwölf Teilnehmer und wir sollten uns darauf konzentrieren, ein brauchbares Geschäftsmodell für haltbare Budgets von zwölf Teams zu entwickeln. Das wäre ein gesünderer und besserer Weg, aber das ist meine Meinung. Ich respektiere es, dass andere eine andere Ansicht haben."