1. - S wie Startaufstellung

Das 15. Qualifying der Saison bot das gewohnte Bild: Sebastian Vettel steht für den großen Preis von Japan auf der Pole-Position. Doch in Japan war es nicht wie gewohnt ein Spaziergang mit großem Vorsprung. Lediglich neun Tausendstel trennten den Red-Bull-Piloten und seinen Verfolger Jenson Button. Ausschlaggebend war der neue Frontflügel, den sich Vettel im ersten freien Training zerstörte. Erst rund 20 Sekunden bevor die Ampel auf grün schaltete, war der extra eingeflogene Ersatz montiert worden und musste noch angepasst werden.

"Die Vorbereitung war nicht ideal, wir hatten keinen so guten Freitag und nicht den besten Samstagmorgen", erklärte Vettel gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Wir konnten uns ins Qualifying hinein noch einmal steigern und auch während des Qualifyings, was wichtig war, um auch eine Chance zu haben, auf Pole zu fahren."

Nach drei Bestzeiten von McLaren-Pilot Button in den freien Trainings, hätte man nicht viel Geld bekommen, hätte man auf den Briten gesetzt. "Es hat um neun Tausendstel nicht gereicht, aber ich habe alles aus dem Auto herausgeholt", so der Weltmeister von 2009, der sich dennoch freute, weil er nicht einmal damit gerechnet hatte. "Am Ende hatte ich etwas Übersteuern, vielleicht habe ich da zu sehr attackiert, aber es ist toll, dass wir mit Red Bull mithalten konnten, die hier in den letzten Jahren dominiert haben."

Nico Rosberg wird sehr viele Autos vor sich sehen, Foto: Sutton
Nico Rosberg wird sehr viele Autos vor sich sehen, Foto: Sutton

Sein Teamkollege Lewis Hamilton, der in Q2 die schnellste Zeit setzte, war hingegen angefressen, nur Dritter zu sein. Denn er fühlte sich in der Einführungsrunde zu seinem letzten Versuch von Michael Schumacher und Mark Webber behindert. Doch auch Schumacher konnte seinen siebten Platz nicht halten. Denn Kamui Kobayashi, der ebenso wie der Deutsche keine gezeitete Runde aufweisen konnte, wurde durch den Protest seines Sauber-Teams nachträglich noch vom zehnten auf den siebten Startplatz nach vorn geschoben.

Damit steht der Mercedes-Pilot aber immer noch deutlich vor seinem Teamkollegen Nico Rosberg. Dieser konnte aufgrund eines Hydraulikproblems keine einzige gewertete Runde fahren und geht am Sonntag aus der letzten Startreihe ins Rennen. "Eigentlich ist das super, ich habe alle Reifen zur Verfügung. Vielleicht kann ich damit aufs Podium fahren", blieb Rosberg nur noch Galgenhumor.

2. - S wie Start

Die Vorzeichen, dass Sebastian Vettel seinen zweiten Weltmeister-Titel in Suzuka mit einem Start-Ziel-Sieg einfährt, stehen gut. Denn in den letzten zehn Jahren konnte der Polestetter sieben Mal auch das Rennen für sich entscheiden. In diese Statistik reihte sich auch der Heppenheimer ein, der in den vergangenen beiden Jahren aus seiner Pole in Japan auch den Sieg machte.

Die Konkurrenz schläft aber nicht. Vor allem Hamilton liegt auf der Lauer und möchte seinen Sieg aus dem Jahr 2007 wiederholen. Dabei soll ihm helfen, dass er auf der sauberen Seite startet, doch das ist nicht sein einziger Hoffnungsschimmer. "Unsere Starts sind besser als jene von Red Bull, hoffentlich hilft das", meinte Hamilton.

3. - S wie Strecke

Die Strecke in Suzuka zaubert den meisten Piloten ein Lächeln ins Gesicht. Denn ob von den Degner-Kurven, Spoon, oder der 130R die Rede ist, jede Kurve ist einzigartig und spektakulär. "Die Strecke hat von langsamen bis zu schnellen Kurven einfach alles", erklärte auch Adrian Sutil im Interview mit Motorsport-Magazin.com. Zudem verlangt die Strecke den Piloten alles ab und zählt zu den körperlich anspruchsvollsten im Jahr.

Genau auf dieser Strecke könnte Vettel seinen zweiten Titel einfahren und würde sich besonders darüber freuen. "Natürlich birgt diese Strecke hier sehr viel Geschichte, gerade Ende der 80er, Anfang der 90er – die Entscheidungen mit Alain Prost und Ayrton Senna kennt jeder, entweder, weil er selbst dabei war oder weil er es wie ich gelesen hat. Es ist also immer etwas Besonderes, nur auf dieser Strecke zu fahren", zeigte sich der Red-Bull-Pilot beeindruckt.

Ähnlich beeindruckt war auch Lotus-Pilot Heikki Kovalainen, der sich traute, was viele andere nicht probierten. "Ich bin durch 130R mit offenem Heckflügel gefahren, was recht hardcore war", schilderte der Finne seine Durchfahrt durch die langgezogene Linkskurve, die mittlerweile mit Vollgas gefahren wird.

4. - S wie Setup

Reifen, Reifen, Reifen...lautet das Sorgenthema in Suzuka. Denn nahezu jeder Pilot hat mit dem starken Abbau seines schwarzen Goldes zu kämpfen. Vor allem auf den Longruns wurde deutlich, dass primär der weiche Reifen, den Pirelli nach Japan mitbrachte, nicht wirklich lange zu halten scheint.

"Gestern sahen wir mit viel Benzin im Auto, dass die Leute Probleme vorne und hinten hatten", zeigte sich auch Button etwas besorgt. Während Felipe Massa und Fernando Alonso mit Blasenbildung vorne kämpften, hatten andere Teams Probleme mit den Hinterreifen. Diese werden vor allem durch den Einsatz von DRS noch verschlimmert, was in die Setup-Planung auch einbezogen werden musste.

Jenson Button macht sich Sorgen, ob er das richtige Setup gewählt hat, Foto: Sutton
Jenson Button macht sich Sorgen, ob er das richtige Setup gewählt hat, Foto: Sutton

Der Zweitplatzierte Button überlegte daher fieberhaft, welche Lösung er und sein McLaren-Team wählen sollten. "Es ist schwierig, wie man die beiden Enden pushen soll und worauf man sich jetzt verlassen kann. Das macht die Abstimmung für das Rennen kompliziert, wie viel Vorderflügel soll man nehmen, wie stellt man das Differenzial ein und so weiter. Das ist schwierig, aber hoffentlich haben wir den richtigen Kompromiss", sagte Button.

Auf den richtigen Kompromiss hofft auf Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Hier wird es hart für die Reifen, weil es so viele schnelle Kurven gibt. Bei der Vorbereitung auf das Rennen haben wir versucht, das im Setup zu berücksichtigen", machte der Brite deutlich. "Man muss da immer einen Kompromiss zwischen Qualifying und Rennen finden und hoffentlich haben wir das geschafft."

5. - S wie Strategie

In den vergangenen Jahren bekamen die Boxencrews nur selten Besuch von ihren Fahrern. Mit besagtem Pirelli-Reifen könnte sich die Situation aber gravierend ändern. "Ich denke, es werden mindestens drei Stopps werden", zeigte Sebastien Buemi im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com auf.

Fernando Alonso ging nach der Blasenbildung an seinem Ferrari sogar noch einen Schritt weiter: "Schätzungsweise werden wir zwischen zwei und vier Stopps sehen, wobei ich mehr mit drei bis vier Stopps rechne", verriet Alonso.

Hamilton wollte sich seinerseits noch nicht auf eine Zahl festlegen. "57 Runden sind ein langer Weg und der erste Reifensatz wird kaum zehn Runden halten. Es wird viele Stopps und viel Strategie geben, es wird ein langes Rennen", prognostizierte der Brite. Lediglich Heikki Kovalainen widersprach dieser Theorie. Denn er sah den Reifenabbau als nicht so schlimm an und glaubte sogar an fünfzehn Runden, die man aus dem weichen Reifen quetschen könnte.

6. - S wie Sonntagswetter

Während Suzuka schon immer dafür bekannt ist, dass der Himmel seine Schleusen öffnet, sobald er den ersten Formel-1-Boliden hört, ist es 2011 genau andersherum. Die Sonne lacht bei angenehmen 24 Grad Lufttemperatur und das wird sich auch während des Rennens nicht ändern. Stattdessen herrschte am Mittwoch, vor dem Eintreffen der Großen der Szene, Weltuntergangsstimmung.

Ein normales Bild für den Japan-GP - aber nicht 2011, Foto: Red Bull
Ein normales Bild für den Japan-GP - aber nicht 2011, Foto: Red Bull

Das einzige Problem war immer wieder der Wind, der mal von hinten und mal von vorn an die Boliden blies und das Fahren erschwerte. Mit 34 Grad Streckentemperatur sollte das Wetter am Sonntag perfekt für eine Spazierfahrt in Suzuka sein, zumal die Reifen auch ohne Hitze oder Kälte enorm beansprucht sind.

7. - S wie Spannung

Da der Regen mit hoher Wahrscheinlichkeit ausbleiben wird, muss das Rennen selbst die atemberaubenden Momente liefern. Bereits der Start dürfte richtungsweisend sein, denn auch Niki Lauda sieht Red Bull im Rennen stärker als im Qualifying. "Davon gehe ich aus, aber ein Rennen ist erst dann gewonnen, wenn es vorbei ist", versuchte der Österreicher die Füße der Fans noch auf dem Boden zu halten.

Tatsächlich könnte es in Suzuka aber spannend werden. Denn Button war in allen Trainingssitzungen der Schnellste und Lewis Hamilton scheiterte möglicherweise nur aufgrund der Probleme in der letzten Kurve an der Pole. Kommen sie am Start am Weltmeister vorbei, verspricht das Rennen um den Sieg spannend zu werden.

Sebastian Vettel konnte die letzten beiden Rennen in Japan gewinnen, Foto: Red Bull/GEPA
Sebastian Vettel konnte die letzten beiden Rennen in Japan gewinnen, Foto: Red Bull/GEPA

Doch selbst wenn nicht, gibt es die Chance auf interessante Manöver, denn Button glaubt, dass das DRS in Suzuka wirklich nützlich ist. "Hier scheint er viel zu bringen. Der Unterschied in der Benzinladung zwischen dem Qualifying und dem Rennen macht sich enorm bemerkbar, weil es hier viele Hügel gibt. Man spürt, dass das Auto manchmal Probleme hat, richtig durchzuziehen. Mit einem guten DRS hat man hier deswegen einen Vorteil", zeigte der Brite auf, der unbedingt in Suzuka gewinnen will.

Die perfekten Zutaten für ein spannendes Rennen, wenn Vettel nicht in die Suppe spuckt und den Racing-Fans den Brei versalzt. Denn, ob es ihm wichtiger ist den Hattrick in Japan zu schaffen, oder bereits im Land der aufgehenden Sonne den Titel einzufahren, wusste er noch nicht. "Wir wollen an diesem Wochenende das Beste aus uns herausholen. Ich freue mich sehr auf das Rennen und versuche, es zu genießen. Der Rest wird sich dann zeigen", sagte Vettel gegenüber Motorsport-Magazin.com. Wieviel Risiko der Weltmeister also gehen wird, um zu gewinnen, muss sich zeigen.