Es war ungewöhnlich, dass Lewis Hamilton im dritten Qualifying-Abschnitt in Singapur keinen zweiten Run fuhr und dabei zusah, wie er auf Platz vier zurückfiel. Zwar hat der Brite in diesem Jahr schon öfter Reifen gespart, um so im Rennen vielleicht bessere Karten zu haben, doch in Singapur wäre das Risiko dafür zu groß. Deswegen begann auch rasch die Suche nach dem Grund für seinen fehlenden zweiten Run.

Schnell kam die Vermutung, dass sein Plattfuß in Q2 dazu gezwungen haben könnte, in Q3 nur einmal rauszufahren, weil er gar keine andere Wahl hatte, als Reifen zu schonen. Doch diese Vermutung erwies sich als Irrtum. Es war vielmehr so, dass es bei McLaren ein Problem beim Nachtanken gab. "Es war recht ereignisreich", sagte Hamilton zum Qualifying. "Es war aber trotzdem noch ganz gut. Wir hatten ein Nachtank-Problem, uns ging die Zeit aus und wir bekamen nicht genug Benzin ins Auto. Daher fehlte uns die Zeit für einen zweiten Run. Ich bin in keiner schlechten Position, aber ich denke, wir hätten in Reihe eins kommen können."

Erstes Problem in Q1

Dabei war sein Auto schon nach Q1 nicht mehr ganz fit gewesen, weil er sich dort den Unterboden an einem Kerb beschädigt hatte. "Die Mechaniker haben da fantastisch gearbeitet, um das Auto rechtzeitig für die nächste Session wieder fit zu machen", erklärte Hamilton. Was den Reifenschaden in Q2 betraf, so wusste Hamilton nicht, wie er den kassiert hatte. Er wusste nur, er fuhr über den Kerb in Kurve zehn und die Reifensensoren zeigten an, dass der Druck abfiel. "Es stehen da einige Bolzen aus den Kerbs heraus, also könnte es einer davon gewesen sein, aber wir wissen es nicht", meinte er.

Lewis Hamilton stand zu einer Zeit an der Box, als er dort nicht stehen wollte, Foto: Sutton
Lewis Hamilton stand zu einer Zeit an der Box, als er dort nicht stehen wollte, Foto: Sutton

Es war letztendlich aber auch egal, zumindest für das Qualifying, da er ohnehin in Q3 kam und dann trotz des Nachtank-Problems auf Platz vier fuhr. "Das ist nicht so schlecht. Am ermutigendsten ist, dass wir immer noch Pace in der Hinterhand haben", sagte Hamilton. Denn schon in seiner ersten Runde in Q3 hätte er seiner Meinung nach schneller sein können, verlor aber Zeit, als er zu dicht an Fernando Alonso vor sich herankam. Ungeachtet dessen plante er schon den Start, bei dem er aber nicht viele Möglichkeiten ortete. "Der Weg zu Kurve eins ist morgen nur kurz, was bedeutet, es wird schwer, auf dem Weg zum ersten Bremspunkt zu überholen. Daher dürfte es im Rennen weniger um den Start als um die schonende Behandlung der Reifen gehen."

Aggressive Kerbs

Vor allem auf die Kerbs will Hamilton dann genau aufpassen, denn die hält er durchaus für aggressiv, wie sich bei Kamui Kobayashis Unfall im Qualifying auch zeigte. "Wäre er schneller gewesen, hätte es schlimmer sein können. Die Kerbs sind hier schwierig, aber sie tun etwas, um das zu verbessern." Nur verbessern kann sich für Hamilton auch seine Position im Feld, denn nach hinten schaut er von Platz vier nicht. Den Speed dazu glaubt er jedenfalls zu haben. "Wir waren heute nicht so schnell wie Red Bull, aber wir waren nicht so weit weg."

Den RB7 beobachtete er dennoch ein wenig mit Ehrfurcht, denn auf den Onboard-Aufnahmen konnte er kaum Probleme beim Handling entdecken. "Wie viel Geschwindigkeit man durch schnelle Kurven fahren kann, wie schnell man an den Scheitelpunkten sein kann und wie spät man bremsen kann, ohne dass das Auto sich bewegt. Es gibt hinten viel Abtrieb und wohl auch vorne. Das ist beeindruckend."