Lotus Renault hat ein Fahrerproblem - das Team aus Enstone hat schlichtweg zu viele Piloten in seinen Reihen. Für das Jahr 2012 drängen sich neben den theoretisch gesetzten Stammkräften Robert Kubica und Vitaly Petrov auch noch der ambitionierte Bruno Senna und der frischgebackene GP2-Champ Romain Grosjean auf. Zudem hat Lotus Renault mit dem Chinesen Ho-Pin Tung, dem Malaysier Fairuz Fauzy und dem Tschechen Jan Charouz drei weitere junge Kandidaten in seinem aktuellen Fahrerkader, die auf eine Chance in der Zukunft drängen.

Die kürzlich vollzogene Trennung von Nick Heidfeld scheint vor diesem Hintergrund schon fast logisch - der Truppe aus Enstone geht so langsam der Platz aus. Dass sich im Team in Bezug auf die Zukunft im Moment gar niemand sicher sein kann, unterstrich nun auch einmal mehr Teamchef Eric Boullier. "Man hat zwar Verträge, aber es gibt für jede Partei immer ein paar Ausstiegsklauseln", erklärte der Franzose in Bezug auf seinen russischen Star-Piloten gegenüber der Daily Mail. Petrov hatte erst zu Jahresbeginn einen Zweijahresvertrag unterzeichnet und profitierte beim Abschluss seines Kontrakts natürlich auch von seinen starken russischen Geldgebern.

Die jungen Wilden drängen sich auf

Eric Boullier hat die Qual der Wahl - sitzen 2012 statt Kubica & Petrov ganz plötzlich Senna und Grosjean im Auto?, Foto: Sutton
Eric Boullier hat die Qual der Wahl - sitzen 2012 statt Kubica & Petrov ganz plötzlich Senna und Grosjean im Auto?, Foto: Sutton

Wenige Monate später sieht die Lage aber schon ganz anders aus. Geld bringt im Moment vor allem Bruno Senna ins Team. Zwar ist der Brasilianer kein Pay-Driver, er hat für das Team ob seines prominenten Namens aber in Sachen Sponsormöglichkeiten ungeahntes Potenzial. Besonders auf dem großen südamerikanischen Markt öffnet die Personalie Senna derzeit Tür, Tor und Portemonnaie. Zudem konnte der Neffe des legendären Ayrton Senna in seinen ersten beiden Rennen für das Team auch sportlich überzeugen und holte zuletzt in Monza seine ersten F1-Punkte. Boullier beteuerte aber, es sei mit Blick auf 2012 noch "zu früh", um schon langfristige Pläne mit dem 27-Jährigen zu schmieden. Senna selbst will derweil durch Leistung überzeugen und die verbliebenen sechs Saisonrennen nützen, um kräftig die Werbetrommel in eigener Sache zu rühren.

"Für mich sind die Resultate auf der Strecke der beste Weg, um auch im nächsten Jahr Rennen fahren zu können", erklärte der Lotus-Renault-Pilot. "Das Ziel muss es sein, weiterhin starke Ergebnisse einzufahren und dadurch meinen Platz in der Formel 1 zu festigen", so Senna, der anfügte: "Der Schlüssel zum Erfolg ist dabei, sich weiter zu verbessern und zu lernen." Doch die Konkurrenz in den eigenen Reihen ist groß. Während eine Rückkehr des nach einem schweren Rallye-Unfall in Italien verletzten Robert Kubica nach wie vor ungewiss ist, steht mit Romain Grosjean schon der nächste heiße Kandidat bereit.

Für Renault wäre der 25-Jährige für den heimischen Markt interessant und ein guter Franzose ist in der modernen Königsklasse nach Meinung des Herstellers schon lange überfällig. Grosjeans nächstes Ass im Ärmel ist sein Management. Auch wenn er nicht so viel Geld mitbringen kann, wie Senna oder Petrov, wird er von der Sport-Agentur Gravity betreut, deren Chef wiederum Lotus-Renault-Boss Boullier höchstpersönlich ist. Nach seinem kurzen F1-Intermezzo 2009, hat ihn der überlegene GP2-Titel in diesem Jahr zurück in den Favoritenkreis auf ein Stammcockpit für das nächste Jahr gespült.