1. - S wie Startaufstellung

Das gewohnte Bild an der Spitze: Sebastian Vettel startet am Sonntag von der Pole Position. Zum zehnten Mal im 13. Rennen. Viele hatten heimlich gehofft, dass Monza für etwas mehr Samstagsspannung sorgen würde, gilt Monza doch nicht gerade als Paradestrecke für Red Bull. Aber nicht mit Vettel: Der Weltmeister düpierte seine Rivalen mit einer halben Sekunde Vorsprung. Da ist sie wieder, die Dominanz - auch auf Highspeed-Kursen.

"Ich würde nicht von einer Genugtuung sprechen, aber ich glaube, es war mit Sicherheit etwas Besonderes für uns, hier in Monza auf der Pole Position zu stehen", stellte Vettel gegenüber Motorsport-Magazin.com fest. "Jetzt ganz vorne zu stehen, ist dann schon etwas Spezielles." Dabei hatten viele auf eine McLaren-Pole getippt - selbst Vettel meinte am Freitag noch, dass die Briten das 'Team to beat' seien.

Immerhin schaffte es Lewis Hamilton in die erste Reihe. Der erkannte Vettels Leistung neidlos an. "Es wären vielleicht noch ein paar Zehntel gegangen, aber eine halbe Sekunde wäre nicht möglich gewesen", gab Hamilton zu. Doch P2 und P3 für McLaren sind keine schlechte Ausgangslage. Hamilton und Teamkollege Button hatten ihre letzte schnelle Runde nach Fahrfehlern abgebrochen.

Red Bull trotzte der Angststrecke, Foto: Sutton
Red Bull trotzte der Angststrecke, Foto: Sutton

Die Ferraris gaben zwar Vollgas, doch für mehr als Fernando Alonsos Platz vier und Felipe Massas Startplatz sechs reichte es nicht - trotz guten Wetters beim prestigeträchtigen Heimrennen. "Es ist hier warm, was ihnen entgegen kommen sollte, also gibt es keine Ausreden - sie sind einfach zu langsam", stellte Marc Surer knallhart fest. Alonso selbst meinte, dass ein besseres Resultat schlichtweg nicht möglich gewesen sei, nachdem es zuvor Probleme mit dem Setup des Autos gegeben hatte. Zwischen dem roten Sandwich findet sich Mark Webber wieder. Er habe sich einfach unter Wert verkauft, gestand er enttäuscht ein.

2. - S wie Start

Niki Lauda glaubt, dass Vettel beim Start die Führung behält. "Wenn er normal startet, liegt er vorne, denn die Gerade bis zur ersten Schikane ist nicht lang genug, um zu überholen", so der TV-Experte. "Es ist eine gute Voraussetzung dafür, dass Vettel als erster einbiegt." Ein Umstand, mit dem McLaren offenbar leben kann. "Es gibt heutzutage einige Überholmöglichkeiten, man muss nicht schon in der ersten Schikane alles machen, es wäre aber schön", so Teamchef Martin Whitmarsh. Trotzdem hoffte Button, schon in der ersten Kurve an seinen beiden Vordermännern vorbei ziehen zu können. Zuversicht machte ihm der Start von der sauberen Seite.

Neben Vettel und den beiden McLarens will auch Alonso von Beginn an mitmischen und ein Lächeln in die Gesichter der Tifosi zaubern. Der Spanier meinte, als Vierter auch in der ersten Kurve mitkämpfen zu können. Viele Augen werden sich zudem auf Webber richten - versaut der Red-Bull-Pilot wie in Spa wieder den Start, als das halbe Feld vorbei zog? "Wir müssen nach vorne kommen und angreifen", kündigte er bereits an.

3. - S wie Strecke

Monza - Mekka des Motorsports. Nirgendwo sonst wird so viel Gas gegeben wie im königlichen Park; auch auf den Tribünen, wo fanatische Tifosi auf einen roten Sieg hoffen. Diesmal wartet das Autodromo mit zwei DRS-Zonen auf. Es wird interessant sein zu sehen, wie die Teams mit der jeweiligen Gangübersetzung umgehen. Button verriet, dass Vettel in den Zonen Probleme bekommen könnte, sollte er überholen wollen.

"Wenn er in der DRS-Zone ist, wäre er auf der Geraden immer am Limiter", so Button. "Wie wir die letzten Tage gesehen haben, steht er bei 327 km/h an. Das ist ein Risiko, vor allem wenn wir direkt hinter ihm sind." Über Parabolica, Lesmos und Co. gibt es nicht mehr viel zu erzählen, interessant ist aber, dass die Strecke noch einmal nachgebessert wurde. Die Temposchwellen bei der Roggia-Schikane wurden verändert und der erste Kerb beim Scheitelpunkt der Rechtskurve der Schikane fünf Meter nach hinten versetzt. Dafür wurde er aber auch um fünf Meter verlängert. Dadurch sollen die Fahrer die Gelegenheit erhalten, sicher um die Temposchwellen herumzufahren und nicht über sie fahren zu müssen.

4. - S wie Setup

Im Mittelpunkt der Setup-Entscheidungen steht in Monza klar das Heck. Wie viel oder wenig Flügel fahren die Teams, um den richtigen Kompromiss zwischen Abtrieb und Topspeed zu finden? "Es ist eine Herausforderung, wie man den siebten Gang einstellt, wenn man DRS auch berücksichtigen muss", erklärte Whitmarsh die komplizierte Situation. "Ich glaube, wir sind hin und wieder am Limiter, vor allem wenn wir Windschatten haben."

Der RB7 ist mit kleinem Flügel unterwegs, Foto: Red Bull
Der RB7 ist mit kleinem Flügel unterwegs, Foto: Red Bull

Red Bull ist mit vergleichsweise wenig Flügel unterwegs, was sich bislang bezahlt machte. "Trotz der kleinen Heckflügel waren wir im Vergleich zu McLaren schnell unterwegs", meinte Vettel. Die Briten haben ihren MP4-26 auf viel Flügel getrimmt. Whitmarsh hatte sich viele Gedanken wegen der Flügel-Niveaus gemacht, da er immer mehr Top-Speed haben wollte. Daher wurde seit dem Belgien GP verstärkt daran gearbeitet, den Luftwiderstand zu reduzieren, was dazu führte, dass in Monza einige Ideen im Einsatz waren, die mehr oder weniger gut funktionierten.

Dass Red Bull wohl die für sie richtige Setup-Entscheidung getroffen hat, glaubte Alex Wurz. "Das Aero-Paket mit dem kleinen Flügel funktioniert super und DRS kommt ihnen hier entgegen, weil sie somit in den Kurven mehr Abtrieb haben und trotzdem auf den Geraden nicht so viel verlieren", führte der Österreicher im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com aus. "Das macht den Kompromiss nicht mehr ganz so wichtig wie früher."

5. - S wie Strategie

Ein großes Fragezeichen steht wieder einmal hinter dem Abbau der Reifen. "Beide Reifen könnten einen starken Abbau aufweisen", so Mercedes-Teamchef Ross Brawn. "Der härtere Reifen ist langsamer, aber etwas haltbarer." Die Norm dürfte in Monza eine Zwei-Stopp-Strategie sein, je nach Haltbarkeit der Reifen. Dabei wollte sich jedoch kaum ein Team in die Karten schauen lassen, die meisten Fahrer hielten sich mit Reifen-Prognosen zurück. Monza gilt nicht als reifenmordend, auch die aus Spa bekannte Blistering sollte diesmal kein Problem darstellen - vor allem nicht, nachdem die Pirelli-Angaben zur Sturzeinstellung in Italien verpflichtend sind.

"Es wird wie üblich ein bis drei Stopps geben", glaubt Wurz. "Sollte jemand Probleme mit Blasenbildung haben, könnten es auch vier Stopps werden. Ich schätze eine Zwei-Stopps-Strategie als beste ein." Möglicherweise könnte sich Nico Rosberg als Reifenflüsterer entpuppen. Der Mercedes-Pilot fuhr als einziger in Q3 auf den Mediums und startet das Rennen entsprechend auf der langsameren Mischung.

Vorteil Silberpfeil? Die Meinungen über diese ungewöhnliche Strategie gehen auseinander. "Sie spekulieren wohl darauf, dass nur ein Stopp möglich ist", glaubte Marc Surer, denn Rosberg habe bereits am Freitag versucht, möglichst viele Runden mit den weichen Reifen zu drehen. Doch auch zwei Stopps würden Sinn machen, da sich Rosberg im Qualifying zwei frische Sätze der weichen Mischungen sparte.

Sowieso wollte er die Strategie nicht an die hohe Glocke hängen. "Wir haben es uns sehr genau angesehen und wenn alles normal läuft, ist diese Strategie mindestens genauso gut wie die andere", meinte Rosberg. "Es gibt also keinen Nachteil." Sollte allerdings früh das Safety Car ausrücken oder Blistering wieder aufkommen, könnte sich die Strategie auszahlen. Teamkollege Michael Schumacher hatte in Spa vorgemacht, was mit den Mediums von hinten möglich ist…

6. - S wie Sonntagswetter

Um sich zu erinnern, wann es das letzte Mal im Verlaufe eines Rennwochenendes durchweg trocken war, muss man ein wenig zurückschauen - es war der Europa GP Ende Juni. In den vier folgenden Rennen wurden die Piloten jedes Mal mit Regen konfrontiert. Monza zeigte sich bislang allerdings von seiner spätsommerlichen Seite. Kein Wölkchen am Himmel, 29 Grad - das sollte sich auch am Rennsonntag nicht ändern, wenn man einen Blick in den Wetterbericht wirft.

Monza, wie es leibt und lebt, Foto: Sutton
Monza, wie es leibt und lebt, Foto: Sutton

Sonnige Langeweile also in Monza. Interessant ist die Frage, wie sich die Reifen unter Rennbedingungen auf dem heißen Asphalt verhalten - am Samstag herrschten immerhin 49 Grad auf dem Belag. Die Tifosi dürfen sich über Sonnenschein freuen, geht es aber nach Niki Lauda, sollte das der einzige Grund zum Jubeln bleiben. "Es ist hier warm, was Ferrari entgegen kommen sollte, also gibt es keine Ausreden - sie sind einfach zu langsam", polterte Marc Surer.

7. - S wie Spannung

Die meisten Experten sind sich einig: Wenn Vettel nach der ersten Kurve in Führung bleibt, wird er seinen achten Sieg in dieser Saison einfahren. "Ich glaube, wenn Sebastian gut durch die erste Runde kommt, ist er morgen nicht zu schlagen", sagte etwa Nico Hülkenberg gegenüber Motorsport-Magazin.com. Spannend wird es auf jeden Fall dahinter, denn die Ferraris werden alles Mögliche tun, die vor ihnen platzierten McLarens anzugreifen - schließlich geht es auch um die Ferrari-Ehre in Monza.

Wirft man noch einen ambitionierten und angriffslustigen Webber in die Runde, dürften Rad-an-Rad-Duelle programmiert sein. Dass der Australier gern mal ans Eingemachte geht, zeigte nicht zuletzt sein atemberaubendes Überholmanöver gegen Alonso in Eau Rouge. Interessant auch: Wie viele Überholmanöver werden wir in Monza sehen? Zwar gibt es zwei DRS-Zonen, doch aufgrund der vielen flachen Flügel dürfte sich der Effekt in Grenzen halten. Was auch immer alles geschehen wird - der Große Preis von Italien sollte nahtlos an den bisherigen spannungsgeladenen Saisonverlauf anknüpfen - auch mit Sonnenschein.