Schon ein Rennen hinter dich gebracht, bis Saisonende bestätigt – ein anderes Gefühl hier in Monza als zuletzt?
Bruno Senna: Klar macht die Bestätigung bis zum Saisonende noch mal einen Unterschied, was das eigene Selbstvertrauen angeht. Ich weiß jetzt, dass ich in Ruhe arbeiten kann, Schritt für Schritt, das nimmt ein bisschen von dem Druck, sofort alles beweisen zu müssen, was ich kann. Aber natürlich will ich trotzdem das Optimale herausholen, wieder eine sehr gute Performance abliefern. Ich habe in Spa gut angefangen und darauf möchte ich aufbauen.

Wie sieht das Team deine Leistung dort?
Senna: Ich war am Dienstag noch mal in England in der Fabrik, wir sind alles durchgegangen, alle Daten von Spa, und es hat sich herausgestellt, dass meine Rennperformance auch im Vergleich zu Vitaly wirklich gut war. Das Team hat ja alle Daten, kann genau vergleichen, unter den jeweiligen Bedingungen, mit den Reifen, dem Sprit... Und sie waren sehr zufrieden. Das ist für mich natürlich sehr vielversprechend. Wir haben auch herausgefunden, wodurch der Fehler in der ersten Kurve passiert ist. Ich habe nicht zu spät gebremst, sondern zu wenig hart. Aber gut, jetzt weiß ich, wie es mit dem vollen Auto geht... Wir haben auch schon sehr viel für Monza gearbeitet, sind verschiedene Ideen durchgegangen, auch abseits vom Thema Downforce. Leider kommt ein Update-Paket, das wir für dieses Wochenende haben sollten, jetzt doch noch nicht – jetzt müssen wir halt bis Singapur drauf warten. Aber ich freue mich schon wahnsinnig darauf, wieder ins Auto zu steigen."

Hat das Team dir eine Vorgabe gegeben, wo du diesmal landen solltest?
Senna: Nein, eine solche direkte Zielsetzung gibt es nicht, aber das hängt ja auch nicht nur von mir ab, sondern auch vom Auto. In Spa war es durch die Bedingungen schwierig, einzuschätzen, wo wir wirklich stehen, hier sollten wir eine bessere Idee bekommen. Ich persönlich denke, so der siebte oder achte Startplatz, das sollte unser Ziel an diesem Wochenende sein.

Nicht zu spät, sondern zu heftig: Bruno Senna hat aus dem Startcrash in Spa gelernt, Foto: Sutton
Nicht zu spät, sondern zu heftig: Bruno Senna hat aus dem Startcrash in Spa gelernt, Foto: Sutton

Hier kannst Du wenigstens mit trockenen, gleichmäßigen Bedingungen auch im Training rechnen...
Senna: Das sollte sicherlich helfen. In Spa konnte ich ja nie im Trockenen fahren, um das Auto richtig abzustimmen. Hier sollten wir jetzt eigentlich mit viel mehr Ruhe an technischen Fortschritten arbeiten können. Das ist für mich wieder was Neues, aber ich glaube, ich habe schon eine ganz gute Vorstellung, in welche Richtung wir gehen sollten. Wichtig ist immer noch für mich, genau zu verstehen, wie sich die Reifen im Rennen verhalten. In Spa habe ich ja viel Zeit nach der Safety-Car-Phase verloren, weil wir da keine Reifen gewechselt haben. Aber ich denke, ich habe jetzt schon ein viel besseres Gefühl dafür, was mit dem Auto geht und was nicht.

Jetzt bist in einem guten Team – wenn du zurückschaust, hat dir da die Zeit bei HRT überhaupt etwas gebracht?
Senna: Doch, auf jeden Fall. Ich bin 2010 in Spa mit dem HRT gefahren, und auch wenn das Auto langsam war, man versteht trotzdem, was man machen kann. Und die Tatsache, dass ich damals mit dem Auto immer sehr aufmerksam sein musste, hat mir geholfen, längere Zeit immer wirklich voll konzentriert bleiben zu können. Ich hatte jetzt in Spa mal einen "big moment" in Eau Rouge, den ich abfangen konnte. Wenn ich bis jetzt immer nur sehr stabil liegende Autos gefahren wäre, hätte das vielleicht nicht geklappt...

Du hast auch schon Geld ins Team gebracht, wie weit stärkt das deine Position weiter?
Senna: Die Sponsorverträge kamen natürlich zu einem günstigen Zeitpunkt. In dem Moment, wo ich im Auto saß und bestätigt war, sind alle ganz schnell eingestiegen, so was habe ich überhaupt noch nie erlebt. Sicher waren wir mit den Leuten in Kontakt, es gab Pläne und Angebote für 2012, aber dann ging alles ganz schnell. Das zeigt, wie groß das Interesse ist, in Brasilien, beim Team, es zeigt auch, dass wir gemeinsam vorwärts kommen. In die Verhandlungen war ja auch das Team involviert, Eric hat an vielen Gesprächen teilgenommen...Aber natürlich ist es auch leichter, wenn man mit einem guten, renommierten Team im Hintergrund zu Sponsoren kommt, wenn auch auf Anhieb die Performance gestimmt hat.

Was bedeutet das alles jetzt für nächstes Jahr?
Senna: Was nächstes Jahr passiert, wird von meiner Leistung abhängen, wie ich fahre. Ich hoffe, dass ich nicht den geringsten Zweifel daran lassen kann, dass ich es drauf habe, Formel 1 zu fahren."