Dass Jenson Button und Lewis Hamilton nicht unbedingt Zwillinge sind, ist bekannt. Auch der Weltmeister von 2009 sieht das ähnlich: "Wir sind sehr unterschiedlich. Lewis ist etwas direkter, aber das ist ja nicht falsch. Manchmal ist es wichtig, seine Punkte klar darzulegen und es den Leuten gleich mitzuteilen, wenn man ein Problem hat", charakterisierte Button seinen Stallgefährten. "Da sind wir eben etwas verschieden", lachte der McLaren-Star und fügte an: "Ich persönlich halte mehr davon, mit dem Team zu reden, als mit den Medien." Eine große Gemeinsamkeit hätte das Duo dann aber doch. "Wenn es um das Rennfahren geht, sind wir beide wieder gleich leidenschaftlich", erklärte Button.

Dass sein Teamkollege für seine oftmals ungestümen Aktionen, wie zuletzt gegen Pastor Maldonado und Kamui Kobayashi in Spa, auch viel Kritik einstecken muss, ließ ihn kalt. "Lewis ist Lewis und ich glaube auch nicht, dass er sich zum Beispiel im Vergleich zu letztem Jahr verändert hat. Er ist ein extrem schneller Fahrer und überholt gerne", so Button, der ungewohnt forsch hinzufügte: "Ich wüsste nicht, was ich noch mehr über ihn sagen sollte." Ohnehin gäbe es wichtigere Probleme, als solchen Nebenschauplätze. Den großen Rückstand in der WM zum Beispiel, der zumindest im Fall Button nicht der ungestümen Fahrweise, sondern zum Teil auch technischen Defekten geschuldet ist. "Das Frustrierende für mich ist, dass die beiden Ausfälle, die ich dieses Jahr hatte, Zuverlässigkeitsprobleme waren", erklärte der 31-Jährige.

Zuverlässigkeitsprobleme ungewöhnlich

Der Ausfall in Silverstone kostete Jenson Button viele Punkte - das ärgert den Briten noch heute, Foto: Sutton
Der Ausfall in Silverstone kostete Jenson Button viele Punkte - das ärgert den Briten noch heute, Foto: Sutton

"Im Moment ist das in der Formel 1 ziemlich ungewöhnlich und wir hoffen, dass das auch noch andere Leute betrifft, denn das kostet wirklich viele Punkte", meinte Button, der glaubte: "Auch wenn ich keines dieser Rennen gewonnen hätte, hat es mich doch eine Menge WM-Zähler gekostet. Wir müssen sicherstellen, dass wir bei allen Rennen nur noch Sachen am Auto haben, die auch zu 100 Prozent funktionieren." Die Marschroute für den Saisonabschluss sei klar. "Wir werden jetzt die restlichen Rennen des Jahres noch einmal voll angreifen - gar nicht unbedingt wegen des Titels, aber einfach zu unserem Vergnügen", so Button, der erklärte: "Jedes Team in der Formel 1 ist so leidenschaftlich und von Motorsport begeistert - wenn man gewinnt, ist das so emotional, dass man davon in jeder Saison einfach möglichst viel will - auch wenn man die Meisterschaft nicht mehr gewinnen kann."

In Monza soll daher gleich ein Erfolgserlebnis her. Überholen könne man auf dem schnellen Kurs eigentlich gut - Vorsicht sei aber trotzdem geboten. "Es kommt immer darauf an, an welchem Punkt des Rennens man gerade angelangt ist und ob man im Pulk fährt, oder nicht. Hoffentlich passen die Leute diesmal auch in der ersten Kurve gut auf - das ist hier immer ein bisschen verrückt", verriet Button die Schlüsselstellen. "Aber wir können auch das Rennen über noch kämpfen und überholen. Die DRS-Zone ist an aufregenden Stellen. Nach Lesmo zu überholen wäre irre - diesen Teil der Strecke benützen wir eigentlich nie, denn normalerweise hat man dort nie die Möglichkeit zu überholen", so der Brite, der schmunzelnd meinte: "Ich weiß nicht wie wellig es dort ist, aber dann Rad an Rad in die Ascari hineinzukommen sollte auf jeden Fall lustig werden."

Jenson Button klettert in sein Arbeitsgefährt - zusammen mit McLaren will er wieder ganz nach vorne, Foto: Sutton
Jenson Button klettert in sein Arbeitsgefährt - zusammen mit McLaren will er wieder ganz nach vorne, Foto: Sutton

Den ganzen Fokus nur auf Monza zu legen, sei aber auch falsch. Selbst nach dem Klassiker stünden noch sechs Rennen an und sollte man es in diesem Jahr nicht mehr schaffen, Red Bull dauerhaft einzuholen, sei es das klare Ziel, die Konkurrenz spätestens im Winter zu übertrumpfen, um 2012 wieder voll durchstarten zu können. "Wichtig ist es, nicht dieselben Fehler noch einmal zu machen - egal ob man sie selbst gemacht hat, oder ob andere das getan haben. Und ich denke, darin sind wir auch ganz gut", erklärte Button. "Alle fangen immer früher mit dem Bau des Autos für das nächste Jahr an. Wie gut wir dann sein werden, können wir jetzt aber noch nicht beurteilen", so der Weltmeister von 2009, der lächelnd anfügte: "Ferrari sagt, dass sie die Formel 1 die nächsten 300 Jahre dominieren werden - aber das wissen wir nicht."

Aufholen keine Momentaufnahme

Wie man die Konkurrenz übertrumpfen könne, sei eigentlich klar und die Herangehensweise jedes Jahr gleich. "Im Winter wird es darum gehen, kalkulierte Risiken einzugehen - gerade, wenn es um neue Teile geht", erklärte der McLaren-Star mit Blick auf die Zukunft. Dieses Jahr habe man das beim Auspuff zum Beispiel versäumt und somit einen wichtigen, potenziellen Vorteil liegengelassen. In der kommenden Zeit dürfe das nicht noch einmal passieren, wenn man die Lücke zu Red Bull wirklich schließen will. Dass im nächsten Jahr erneut kleinere Regeländerungen anstehen würden, sei also gut. "Ohne Reglementsveränderungen wäre es sehr schwierig, Boden auf die Konkurrenz gutzumachen, wenn alle so dicht an der Spitze kämpfen", meinte der Brite.

"Auch wir können ein schnelles Auto bauen und ich denke, wenn wir ein paar gute Ideen haben, dann können wir auch so ein Jahr haben, wie Sebastian es hatte", war sich Button sicher. Dran zu bleiben, sei also notwendig. "Was auch immer wir noch in diesem Jahr machen - es wird uns im nächsten Jahr helfen. Das ist für alle so - niemand wird mit einem komplett neuen Auto kommen und mit der Entwicklung eine ganz andere Richtung wählen", meinte der McLaren-Pilot. "Die Dinge werden weitergetragen. Wenn wir die Saison mit einem Höhepunkt beenden können, so wie Red Bull das letztes Jahr gemacht hat, dann können wir meiner Meinung nach nächstes Jahr stark starken - wenn ich dann noch hier bin", lachte Button, der seinen McLaren-Vertrag bis dato noch nicht verlängert hat.