Franz Tost ist Teamchef des Teams Toro Rosso. Es gilt als die Nachwuchsschmiede für Red Bull. Bislang hat es mit Sebastian Vettel jedoch erst ein ehemaliger Toro-Rosso-Fahrer ins A-Team geschafft. Scott Speed und Vitantonio Liuzzi wurden aus dem Kader geworfen, Sebastien Bourdais ebenfalls ersetzt. Aktuell fährt Toro Rosso mit Sebastien Buemi und Jaime Alguersuari, die jedoch auch nicht als die heißesten Kandidaten für ein Cockpit bei Red Bull gelten. Geht der Teamchef mit den Piloten, die nach Vettel kamen, also zu hart ins Gericht?

Doch Tost wiegelt ab: "Die Fahrerwahl wird von Red Bull bestimmt. Es gibt den Red-Bull-Nachwuchspolle. Aus diesem Pool werden unsere Piloten bestimmt", sagt der Teamchef gegenüber Spiegel Online. Sinn und Zweck sei es jedoch, Nachwuchspiloten auszubilden, die später bei Red Bull Racing zu Einsatz kommen.

Kombination jung-erfahren wünschenswert

Zwar betont Tost, dass er gerne mit jungen Fahrern zusammen arbeite, doch als Teamchef wünsche er sich die Kombination aus einem erfahrenen und einem jungen Piloten. Ein junger Fahrer könne viel von einem Fahrer mit viel Erfahrung lernen.

Als Sebastian Vettel für Toro Rosso fuhr, hielt er ihn aber schon für sehr erfahren: "Als Sebastian zu uns kam, hatte er schon relativ viel Erfahrung. Er war Testfahrer bei BMW-Sauber und war beim GP der USA in Indianapolis sogar schon ein Rennen gefahren."

Der Sieg mit Sebastian Vettel in Monza 2008 ist immer noch das Meisterstück von Franz Tost, doch beinahe wäre der Deutsche verheizt worden, Foto: Sutton
Der Sieg mit Sebastian Vettel in Monza 2008 ist immer noch das Meisterstück von Franz Tost, doch beinahe wäre der Deutsche verheizt worden, Foto: Sutton

Zur allgemeinen Meinung, das der Fahrer zu sehr abhängig von seinem Auto sei, hat Tost seine ganz eigene Antwort: "Der Fahrer ist der, welcher den Ingenieuren den richtigen Input gibt, um ein Auto schnell und schneller zu machen." Deshalb seien die erfolgreichen Piloten immer längere Zeit bei einem Team. Einem jungen Fahrer sollte man drei Jahre Zeit geben, sich zu entwickeln

Vettel beinahe verheizt

Als beste Fahrer momentan sieht Franz Tost Sebastian Vettel, Fernando Alonso, Lewis Hamilton und Nico Rosberg. Von den Nachwuchspiloten schätze er Nico Hülkenberg, Paul di Resta und Romain Grosjean. Von letzterem glaubt er allerdings, dass er verheizt wurde.

"Man hat ihn vor zwei Jahren in das Werksteam von Renault an die Seite von Fernando Alonso gestellt. Da konnte er doch nur schlecht aussehen", schimpft Franz Tost. Sebastian Vettel wäre um ein Haar dasselbe passiert. Der Job als Freitagstestpilot kam aus seiner Sicht für Vettel zu früh. Doch warum hat Vettel die Situation dann gemeistert? "Er hat sich mit seinem Gasfuß gerettet. Weil er halt so speziell ist."

Fahrerisch und marketingtechnisch ist Toro Rosso auf Red Bull angewiesen. Doch der Toro-Rosso-Chef betont: "Technisch arbeiten wir völlig unabhängig. Ich habe im Grunde ziemlich freie Hand, das Team zu leiten."