Während der Sommerpause ist immer Zeit für Analysen. So äußerte sich Eddie Jordan zur derzeitigen WM-Situation und den politischen Fragen der jüngeren Vergangenheit.

Als früherer Formel-1-Teambesitzer kann er sich Jordan gut in die Lage Christian Horners hineinversetzen. Auf die Frage, ob er seinen Fahrern freie Fahrt geben würde, sagt der Ire, dass er das machen würde, was Horner in Silverstone tat.

"Was in Istanbul letztes Jahr geschah, war inakzeptabel und aus Sicht des Teams muss Horner die Teamwertung gewinnen." Wäre die Rollenverteilung umgekehrt gewesen, ist sich Jordan sicher, hätte der Red Bull-Teamchef dieselbe Anweisung herausgegeben. Mark Webber beschreibt er als einen perfekten Teamplayer, der keine krummen Dinge hinter dem Rücken anderer drehe, aber endlich einen neuen Vertrag bekommen müsse.

McLaren-Mercedes hat für Jordan den Weggang Adrian Neweys nicht wirklich verkraftet: "Wenn man zurückdenkt an die Zeiten von Senna und Prost, gewann McLaren jedes Rennen bis auf eines; das tun sie dieses Jahr nicht, obwohl sie mit Button und Hamilton zwei Weltklassefahrer haben." Martin Whitmarsh habe zwar sehr gute Leute um sich, aber um Red Bull zu schlagen, müsse McLaren einen Mann mehr haben - nämlich Newey.

Hält nicht viel von zwei Lotus-Teams: Eddie Jordan, Foto: Sutton
Hält nicht viel von zwei Lotus-Teams: Eddie Jordan, Foto: Sutton

Trotzdem bewundere er McLaren für die Erfolge, die dieses Team erzielt hat. Hinter Ferrari hat das britische Team die meisten Siege aller Formel-1-Teams auf dem Konto. Doch beide Traditionsteams holen für den Iren zu langsam auf Red Bull auf. Schuld daran sei der WM-Kampf 2010, als McLaren und Ferrari lange an ihren Autos arbeiten mussten, während Red Bull mit der Planung schon beim 2011er-Auto war. Das habe dafür gesorgt, dass Red Bull zu Beginn der Saison ein überlegenes Auto hatte, führt Jordan im Interview mit GP Update an.

Fernando Alonsos Aussage, dass er auf die Hilfe von McLaren angewiesen sei, damit sie Vettel Punkte wegnehmen, stößt bei Jordan nicht auf Begeisterung: "Ich wünsche mir, Fernando wäre ein bisschen gnädiger zu seinem Teamkollegen und statt nur über McLaren zu reden, sollte er ihn mit einbeziehen."

Auch die Situation über zwei Teams mit dem Namen "Lotus" gefällt ihm nicht. Der Namensstreit helfe niemandem. Auch könne er sich vorstellen, dass Karun Chandhok beim Rennen in Indien für Heikki Kovalainen ins Cockpit klettern werde.

Ebenfalls kontraproduktiv ist für den 63-jährigen der Streit um den angeblasenen Diffusor: "Die gesamte Auspuff-Geschichte war am Anfang der Saison legal und dann gab es Reglementsänderungen während der Saison." Erstaunt zeigt er sich jedoch über Stefano Domenicalis Verhalten, der nach dem Silverstone-Rennen zugestimmt hat, auf den alten Stand zurück zu gehen, der für Ferrari laut Jordan keine Vorteile mit sich bringe.